In rund drei Wochen startet die Bundesliga in die Rückrunde. Comunioblog wirft einen Blick auf die Teams und schätzt zugleich die Vorrunde ein. Heute: 1. FC Nürnberg.
Die Situation: Beim 1. FC Nürnberg steht die Null. Zumindest, was die Anzahl der gewonnenen Spiele betrifft. Keins ihrer 17 Spiele konnten die Nürnberger in der Hinrunde für sich entscheiden – sie sind damit der einzige Verein in der Geschichte der Bundesliga, dem dieses Kunststück bisher „gelang“.
So ist es auch nicht wirklich verblüffend, dass der Club auf dem vorletzten Tabellenplatz überwintern muss, punktgleich mit Schlusslicht Eintracht Braunschweig. Ein wenig merkwürdig ist das Ganze aber schon, wenn man sich anschaut, dass der FCN mit gerade mal sechs Niederlagen nur ein Spiel mehr verloren hat als der Fünftplatzierte VfL Wolfsburg. Alle Teams auf den Plätzen acht bis 18 haben häufiger verloren als der 1. FC Nürnberg, Braunschweig sogar doppelt so oft!
Pech im Sturm, Schwächen in der Abwehr
Das zeigt: In Nürnberg ist Hopfen und Malz noch längst nicht verloren. Klar, mit 17 Toren stellt der Club den dritt-schlechtesten Angriff der Liga. Aber – auch, wenn es immer leicht ist, vom Pech zu reden – mit 15 Aluminium-Treffern sind die Clubberer nun nicht gerade vom Glück geküsst. Vielleicht zieht Alexander Esswein es ja deshalb vor, in Zukunft für den FC Augsburg auf Torejagd zu gehen.
Der Kern des Problems ist aber vielmehr die Abwehr. Nicht nur, dass die Nürnberger Defensive mit 33 Gegentoren eins mehr zugelassen hat als Eintracht Braunschweig. Auch die 289 zugelassenen Torschüsse sind deutlich zu viel. Nur Werder Bremens Hintermannschaft war in der Hinrunde noch poröser.
Petrak kommt, Madlung geht lieber nach Frankfurt
In Nürnberg ist man natürlich längst auf der Suche nach Verstärkung für die wacklige Defensive. Der „Bild“ sagte FCN-Manager Martin Bader: „Wir können nicht davon ausgehen, dass Nilsson und Pogatetz alle 17 Spiele in der Rückrunde bestreiten können. Da nichts in der Hinterhand zu haben, wäre grob fahrlässig.“
Am Dienstag wurde dann verkündet, dass der tschechische Defensiv-Allrounder Ondrej Petrak (21) beim Club einen Vertrag bis 2017 unterschrieben hat. Zuletzt war Petrak bei Slavia Prag zum Stammspieler heran gereift und hat alle U-Nationalmannschaften seines Landes durchlaufen. Bader sagte gegenüber der „Nürnberger Zeitung“: „Wir haben Ondrej bereits seit knapp eineinhalb Jahren beobachtet. Das ist schon ein Spieler, an den wir Ansprüche stellen, der uns verstärken soll.“ Am Mittwoch soll er ins Training einsteigen, über die Ablösesumme ist bislang nichts bekannt.
Zuvor hatten die Nürnberger auch schon Alexander Madlung an der Angel, der zu dem Zeitpunkt vereinslos war. Medien berichteten, Madlung sei sogar zum Medizin-Check nach Nürnberg gereist – weder er selbst noch die Nürnberger Verantwortlichen wollten sich um den Jahreswechsel herum dazu äußern. Am Ende entschied sich Madlung dann, zu Eintracht Frankfurt zu wechseln.
Das sagten wir zu Saisonbeginn: „Weg vom Zerstörer-Image“ – so titelten wir über der Saison-Vorschau des 1. FC Nürnberg. Auf welche Weise sich aber der Erfolg schließlich einstellt, und sei es der blanke Holzhacker-Fußball, wird den Nürnbergern jetzt herzlich egal sein.
Schon in der Vorschau schrieb der Kollege Junker, dass der Erfolg des FCN maßgeblich davon abhängen würde, wie schnell es der Defensive gelingt, sich aufeinander abzustimmen. 17 Spiele später steht fest: Die Zeit für die Findungsphase ist abgelaufen – in der Rückrunde muss endlich alles sitzen.
Comunio-Player to watch: Josip Drmic. Der 21-Jährige, vor der Saison vom FC Zürich nach Nürnberg gewechselt, ist mit sechs Toren und einer Torvorlage der beste Angreifer seiner Mannschaft. Okay, das ist kein Kunststück, immerhin folgen ihm Verteidiger Per Nilsson und Mittelfeld-Akteur Adam Hlousek mit jeweils drei Toren, aber trotzdem.
Auch bei Comunio machen sich Drmics gute Leistungen bemerkbar: Im Kader des FCN ist er mit 46 Punkten zweitbester Spieler hinter Torwart Raphael Schäfer (70 Punkte). Sollten die Nürnberger in der Rückrunde ihr Pech abschütteln können, dürfte Drmic noch den einen oder anderen Punkt einfahren.
Prognose: Beim Trainingsauftakt des 1. FC Nürnberg nach der Winterpause kamen mehr als 1.200 Club-Fans zum Gelände und feuerten ihre Mannschaft an. Trainer Gertjan Verbeek will sich erst wieder rasieren, wenn seine Mannschaft den ersten Dreier der laufenden Saison in der Tasche hat. Daran sieht man: In Nürnberg herrscht keine Kater-, sondern Aufbruchs-Stimmung.
Gelingt es jetzt schnell, die Verteidigung zu stabilisieren – auch mit Hilfe von Neuzugang Ondrej Petrak – und platzt rechtzeitig der Knoten in der Offensive, dann hat Nürnberg gute Chancen, die Abstiegsplätze bald zu verlassen. Bis zum Relegationsplatz sind es aktuell nur drei Punkte, bis zum rettenden Ufer vier. Beim Club hoffen sie jedenfalls, dass die Null bald nicht mehr steht. Zumindest, was die Anzahl der gewonnenen Spiele betrifft.