1899 Hoffenheim gilt für viele als heißester Anwärter darauf, die Top-Sechs der vergangenen Saison sprengen zu können und sich einen Platz im internationalen Geschäft zu sichern. Der Saisonstart der Kraichgauer ist geglückt, einige Personalentscheidungen Gisdols überraschten aber. Vor allem in der Offensive ist der Konkurrenzkampf groß. Wir haben uns die einzelnen Positionen und Kandidaten genauer angeguckt.
Das defensive Mittelfeld: Das wichtigste vorneweg: Markus Gisdol setzt in Hoffenheim weiter auf ein 4-2-3-1. Für die fünf zentralen Mittelfeldspieler der TSG ergibt sich daher ein Platzproblem. Um auf drei Akteure aus der Riege Sebastian Rudy, Eugen Polanski, Sejad Salihovic, Pirmin Schwegler und Tobias Strobl setzen zu können, hatten einige Experten erwartet, dass Gisdol in der neuen Saison häufiger auf ein 4-3-3 zurückgreifen könnte. Die Gewinner um die zwei Plätze auf der Doppelsechs (oder besser: Sechs und acht) sind bislang Rudy und Polanski. Salihovic scheint zu anfällig in der Defensivbewegung zu sein, Schwegler war angeschlagen bislang noch keine echte Option. Für Strobl, den Außenseiter im Konkurrenzkampf, bleibt bislang nur das Ausweichen auf eine andere Position. Im Pokal und am zweiten Spieltag kam der gelernte Abräumer als Rechtsverteidiger zum Einsatz.
Die aktuelle Rollenverteilung dürfte mehr als nur eine kurze Erscheinung sein. Salihovic scheint als Joker am wertvollsten, Strobl hat in der Verteidigung mehr Chancen als im defensiven Mittelfeld. Einzig die Rückkehr von Schwegler könnte kurzfristig nochmal Bewegung in den Konkurrenzkampf bringen. Der Schweizer galt als Wunschspieler von Gisdol und sollte endlich Stabilität in die katastrophale Defensive der TSG bringen. Bislang lieferte Polanski nur wenige Argumente für eine Ablösung, doch Schwegler bleibt in Lauerstellung.
Die offensive Dreierreihe: Roberto Firmino und Kevin Volland sind gesetzt. Punkt. Nur wenige Offensivspieler der Bundesliga dürften ihren Stammplatz so sicher haben, wie die beiden Shootingstars der Kraichgauer. Durch das bereits angesprochene Festhalten am 4-2-3-1 bleibt Firmino der zentrale Kreativspieler im System der Hoffenheimer, Volland kommt durch die Verpflichtung von Szalai wieder ausschließlich auf dem Flügel zum Einsatz, beide stoßen aber immer wieder in die erste Angriffreihe vor.
Eine Überraschung stellt jedoch der Startelfplatz von Tarik Elyounoussi dar. Der Norweger stand schon in der vergangenen Saison 13-mal in der Anfangsformation der TSG, schien in der neuen Saison aber Salihovic oder Neuzugang Steven Zuber weichen zu müssen. In den ersten Pflichtspielen der Hoffenheimer war Elyounoussi jedoch auf dem linken Flügel gesetzt. Zuber spielt bislang noch gar keine Rolle unter Gisdol, während der 26-Jährige in seinen Einsätzen durchaus überzeugte. Nicht durch Zufall stieg der Comunio-Marktwert Elyounoussis von 170.000 auf über drei Millionen Euro an. Derzeit scheint sein Platz in der Hoffenheimer Offensive gesichert. Solange Zuber sich nicht für Einsätze empfehlen kann, ist Elyonoussi die beste Option im 4-2-3-1.
Der Stürmer: Dass Adam Szalai in Hoffenheim zu Beginn als Angreifer gesetzt sein würde, ist keine Überraschung. Nicht umsonst legte 1899 rund sechs Millionen Euro für den Ungarn auf den Tisch. In naher Zukunft wird sich an dieser Konstellation wohl auch nur wenig ändern. Anthony Modeste und Sven Schipplock können sich derzeit nur kleine Hoffnungen machen, überhaupt häufiger als Joker zum Einsatz zu kommen. Der Franzose wurde schon vor der Saison immer wieder mit einem Wechsel in Verbindung gebracht. Moskau und Hertha BSC waren wohl interessiert. Der Wechsel scheiterte jedoch. Ob am Gehalt, an der Ablöse oder an Modestes Willen sich durchzusetzen – seine aktuelle Rolle dürfte dem 26-Jährigen zumindest kaum zusagen.
Ähnliches gilt für Schipplock. Im Pokal traf der 25-Jährige noch fünfmal ins gegnerische Netz, in der Bundesliga reichte es bislang nur zu einem 23-minütigen Kurzeinsatz. Das Problem: Schipplock und Modeste sind echte Mittelstürmer. Solange Markus Gisdol weiter auf ein 4-2-3-1 setzt, bleibt für sie nur der Konkurrenzkampf mit Adam Szalai. Und dort hat der Neuzugang derzeit einige Körperlängen Vorsprung.