Die 3. Liga hat eine aufregende erste Septemberhälfte hinter sich: Trainer und Brötchen fliegen wie Andy Möller zu besten Zeiten – einzig auf die Stadionsprecher ist noch Verlass.
Rene Pfeuffer ist Stadionsprecher bei Rot-Weiß Erfurt, und auch an ihm ist die vergangene Chaos-Woche in der dritten Liga wohl nicht spurlos vorbeigegangen. Wie um sich selbst und den Erfurter Anhang zu beruhigen, begrüßte er im heimischen Steigerwaldstadion Erfurt-Coach Walter Kogler vor der Partie gegen Elversberg als „unseren Trainer am heutigen Nachmittag und in der gesamten Saison“.
Kogler sitzt beim Tabellendritten aus Thüringen in der Tat sicher auf dem Trainerstuhl. Anderswo hat im September derweil die Jagdsaison auf Drittligatrainer begonnen.
Binnen fünf Tagen flogen bei vier Vereinen im Tabellenkeller die Trainer, darunter die früheren Erfolgscoaches Jürgen Luginger beim 1. FC Saarbrücken und Pavel Dotchev bei Preußen Münster. Auch Georgi Donkov von Wacker Burghausen hat es erwischt, genauso wie Massimo Morales von den Stuttgarter Kickers.
Weltmeisterlicher Ärger für ein Schnitzel
Letzterer stolperte neben den schlechten Ergebnissen über nichts geringeres als einen waschechten Lebensmittelskandal: Der Italiener, der 1994/95 Assistenztrainer von Giovanni Trapattoni beim FC Bayern war, strich zum Unmut der Vereinsführung Vize-Kapitän Julian Leist aus dem Kader, weil der kurz vor dem Mannschaftstraining noch zu Tisch war und sich gemütlich Schnitzel reinpfiff.
„Es war eine Fehlleistung von Julian. Aber aus meiner Sicht ist es so, dass der Trainer damit die Mannschaft straft“, urteilte Kickers-Präsidiumsmitglied Guido Buchwald (Lieblingsessen: gefüllte Paprikaschoten) gewohnt weltmeisterlich.
Neuer Mann am Ruder ist interimsmäßig der Ex-Bundesligaprofi Jürgen Hartmann (Hamburger SV, VfB Stuttgart), der vor sechs Jahren schon Co-Trainer von Buchwald bei Alemannia Aachen war. Zuletzt trainierte er die zweite Mannschaft der Kickers.
Und Hartmanns Start verlief vielversprechend. Gegen Zweitliga-Absteiger Jahn Regensburg gelang mit einem 3:0 am 9. Spieltag der erste Saisonsieg. Mit dabei in der Abwehr: Feinschmecker Leist, der sich auch von Regensburgs Hendl auf der Ersatzbank nicht ablenken ließ.
Fans als Brötchengeber
Auch am 8. Spieltag sorgte Kulinarisches für Ärger. Im Ostderby zwischen dem Chemnitzer FC und Hansa Rostock (1:1) verursachte ein Brötchen fast einem Spielabbruch: Eine Bäckerei verteilte vor der Partie im Rahmen einer Werbeaktion hunderte kostenlose Brötchen an die Fans. Die landeten jedoch nicht nur in den Mägen der Zuschauer, sondern nach einem verwehrten Handelfmeter für die Gastgeber massenhaft auf dem Spielfeld.
Auch ein Rostocker Spieler wurde getroffen und sank angesichts des offensichtlich steinharten Gebäcks mit schmerzverzerrtem Gesicht zu Boden. Schiedsrichter Michael Weiner kündigte beim nächsten Vorkommnis einen Spielabbruch an. Erst nach mehreren Ermahnungen durch den Stadionsprecher beruhigte sich die Situation, sodass die Partie regulär beendet werden konnte.
RB brausend
Einen kuriosen Rekord durfte derweil ein Getränkehersteller feiern. Die zweite Mannschaft des VfB Stuttgart war beim Gastspiel bei RB Leipzig wohl noch im Schlafrock, als sieben Leipziger mit dem Anpfiff nach vorne stürmten, ein weit geschlagenen Ball in den Strafraum verlängert wurde und Daniel Frahn die Kugel schließlich nach 8,6 Sekunden zum schnellsten Tor der zugegebenermaßen überschaubaren Drittliga-Historie über die Linie drückte.
„Letzte Saison hat uns der Coach die Nummer im Training vorgemacht. Seitdem versuchen wir so, gleich Druck auf den Gegner zu machen“, verriet der Torschütze nach dem Spiel.
In der Tat ist der Anstoßtrick unter Trainer Alexander Zorniger fest im Repertoire der Sachsen. So gut wie gegen Stuttgart hat die schon von Holger Stanislawski beim FC St. Pauli angewandte „Quarterback-Taktik“ aber wohl noch nie funktioniert. Darauf ein Schnitzel!