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Die Weltmeisterschaft läuft, die ersten Punkte sind vergeben und die ersten Manager merken, dass sie hier und da auf die falschen Jungs gesetzt haben. Wir helfen und präsentieren euch echte Säulen: Die Kapitäne der WM-Teilnehmer in den Gruppen C und D!
Holprig, holprig: Das Auftaktspiel der Franzosen, die Torwart Hugo Lloris aufs Feld führte, war alles andere als das erwartete, mindestens aber erhoffte Feuerwerk. Dass der Mitfavorit nach einem zähen Match gegen Australien doch die ersten drei Punkte einsammeln konnte, lag auch an Kapitän Lloris, in der einzigen richtig gefährlichen Szene der ersten Halbzeit hellwach war und gegen Tolisso stark ein Eigentor verhinderte. So bleibt der Routinier natürlich weiterhin unumstritten, auch wenn er in den letzten Vorbereitungsspielen vor der Weltmeisterschaft patzte.
In Australien übernimmt noch der Kapitän persönlich die Verantwortung: Mile Jedinak, Kapitän Australiens und im Alltag in Diensten von Aston Villa, lief im Auftaktspiel gegen Frankreich zum Elfmeter an – und traf zum Ausgleich. Dabei war in der heimischen Presse noch am Freitag gemutmaßt, der 33-Jährige hätte seinen Platz in der Anfangsformation der Socceroos verloren, nachdem man ihn bei der offiziellen Pressekonferenz kurzfristig durch Matthew Leckie ersetzte. Am Ende schenkte Australiens Trainer dann aber doch wieder dem Routinier Jedinak das Vertrauen – und der dankte es mit einem verwandelten Elfmeter und als Puzzleteil im soliden Defensivverbund aus Down Under, der die Edeloffensive des Vize-Europameisters arg uninspiriert erscheinen lies.
Der etatmäßige Peru-Kapitän, der aus der Bundesliga bestens bekannte Paolo Guerrero, musste beinahe aufgrund einer Dopingsperre verschnupft auf die Weltmeisterschaft verzichten, durfte dann kurzfristig doch noch nach Russland reisen – und landete zum Auftakt der Titelspiele erstmal auf der Bank. Sehr wahrscheinlich, dass Perus erfolgreichster Torjäger während der Qualifikation im zweiten Gruppenspiel von Beginn an auflaufen wird.
Ob Dänemarks Kapitän Simon Kjaer beim FC Sevilla endlich seine sportliche Heimat gefunden hat? In den letzten acht Jahren hat der 78-fache Nationalspieler für nicht weniger als sechs verschiedene Vereine gespielt, darunter – wir erinnern uns – auch der VfL Wolfsburg, der den Dänen seinerzeit von US Palermo nach Niedersachsen holte und die Europareise Kjaers so richtig in Gang brachte. Zuhause ist der 29-Jährige aber unzweifelhaft in der Innenverteidigung Dänemarks, wo Kjaer als Anführer gesetzt ist.
Was für ein bitterer WM-Auftakt für Argentiniens Superstar, Lebensversicherung (drei Tore im entscheidenden Qualifikationsspiel) und natürlich Kapitän Lionel Messi. Kein Tor, Elfmeter vergeigt, nur ein Punkt gegen alles andere als angsteinflößende, dafür aber disziplinierte Isländer. Unerklärlich die Diskrepanz zwischen den überirdischen Auftritten Messis in Barcelona und den regelmäßig unglücklichen Vorstellungen in der Nationalmannschaft. In dieser Form werden die Gauchos bei dieser Weltmeisterschaft keine Rolle spielen. „Wenn Leo gut drauf ist, hat er das Team mehr unter Kontrolle als ich“, verriet Argentiniens Trainer Jorge Sampaoli jüngst. Vielleicht ist genau das ein Teil des Problems.
Vollbärtig, schwer tätowiert, und doch nur 1,77 Meter groß: Islands Aron Gunnarsson verkörpert äußerlich nur in Teilen das Klischee des physisch robusten nordländischen Kriegers. Auf dem Feld ist der 78-fache Nationalspieler Teil des isländischen Verteidigungswalls, den Europa schon kennt und an dem gestern Nachmittag auch Lionel Messi, Angel di Maria und die restlichen Argentinier verzweifelten. Keine Zweifel: Unter Führung des Mittelfeldspielers, der seit 2011 beim Cardiffy City FC unter Vertrag steht, wird auch in Russland noch manches „Huh!“ erschallen.
Was macht ein guter Kapitän, wenn es drauf ankommt? Er übernimmt Verantwortung und kümmert sich. Dachte sich wohl auch Kroatiens Luka Modric und machte gestern Abend beim ersten „Endspiel“ in der engen Gruppe D gegen Nigeria höchstselbst den Deckel gegen Nigeria drauf. Der Mittelfeldspieler von Real Madrid weiß natürlich auch, dass die Zeit seiner großen Generation langsam abläuft – und dass die Weltmeisterschaft in Russland wohl die letzte Gelegenheit ist, auf der ganz großen Bühne nochmal etwas zu reißen. Es ist also Zeit, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen.
Gewiss, die große Zeit von John Obi Mikel ist vorbei. Nach elf Jahren beim FC Clesea mit einer Menge nationaler und internationaler Titel, verdient der 31-Jährige sein Geld inzwischen bei Tianjin Teda in der chinesischen Super League. Von eventuellen weiteren Titeln wird die Fußballwelt also eher keine Notiz nehmen. Bei den Super Eagles genießt Mikel jedoch weiterhin einen Sonderstatus, den der erfahrenste Spieler im jüngsten Team dieser Weltmeisterschaft beim 0:2 gegen Kroatien nicht bestätigen konnte. Unter Mikels Regie blieb die nigerianische Offensive vor allem vor der Pause erschreckend harmlos und brachte auch in Durchgang zwei keinen nennenswerten Abschluss zustande.