In wenigen Stunden ist es soweit: Das größte Spiel der deutschen Vereinsgeschichte steht an! Borussia Dortmund gegen den FC Bayern, „Echte Liebe“ gegen „Mia san mia“. Comunioblog beleuchtet die Schlüsselduelle.
Robert Lewandowski vs. Dante/Jerome Boateng
Für das bayerische Innenverteidiger-Duo gibt es wohl kaum einen unangenehmeren Gegner als Robert Lewandowski. Der Pole ist immer anspielbereit, das Tempo und die Qualität seiner Ballverarbeitung ist in Europa zurzeit wohl unübertroffen. Englands Stürmer-Legende Alan Shearer ist vom 24-Jährigen angetan: „Groß, stark, er trifft mit dem Kopf, hat einen exzellenten Touch, schießt die besonderen Tore.“ In der Bundesliga netzte er 24-mal ein, in der Champions League traf er zehnmal. Doch schafft er es, seine Pferdestärken gegen beide Münchner-Verteidiger auf den Rasen zu bringen? Dante (62,9 Prozent) und Boateng (63,6 Prozent) sind zweikampfstark, vor allem im Pokal-Viertelfinale tat sich Lewandowski ob der Aggressivität schwer. Zudem werden die Bayern verhindern wollen, dass der Pole die Möglichkeit hat, sich zum Tor zu drehen. Insbesondere Javier Martinez wird immer wieder auf die zweiten Bälle gehen, um so die Entfaltung des BVB-Angreifers zu verhindern.
Mario Mandzukic vs. Mats Hummels/Neven Subotic
Doch ähnlich wie Lewandowski könnte auch Mario Mandzukic den Innenverteidigern des BVB Kopfschmerzen bereiten. Der Kroate spult ein großes Laufpensum ab, sein Offensivkopfball ist europäische Spitzenklasse. Zudem bringt Mandzukic neben seiner guten Technik eine kämpferische Note ins Spiel des FCB: 47 Prozent gewonnene Zweikämpfe. Zum Vergleich: Lewandowski gewinnt circa 38 Prozent. Bei der aktiven Balleroberung ist der Bayern-Stürmer aufgrund seiner guten Antizipation ein wichtiger Bestandteil. Wie im Pokal-Viertelfinale wird er versuchen, den Passweg ins defensive Mittelfeld zuzustellen, um Torhüter Roman Weidenfeller zu langen und unkontrollierten Bällen zu zwingen. Dennoch: Neven Subotic (67,2 Prozent) und Mats Hummels (60,4 Prozent) sind im Duell Mann gegen Mann unheimlich bissig und in der Lage, Stürmer wie Mandzukic ohne Foul abzumelden. Doch wie schwer wiegt die Verletzung von Hummels? „Er wird sich höchstwahrscheinlich nicht so drehen und bewegen können, wie es ihm lieb wäre“, sagte Olaf Thon im Gespräch mit Comunioblog. „Du bist eingeschränkt: Sprays, Tapes – geradeaus laufen geht, mehr nicht.“
Marcel Schmelzer/Lukasz Piszczek vs. Arjen Robben/Franck Ribery
Die beiden Außenverteidiger der Borussia haben den Münchnern schon so manchen Nerv geraubt. Bayerns Flügelzange wird permanent gedoppelt, zum Teil werden Ribery und Robben mit drei Spielern bekämpft – Durchkommen: Fehlanzeige. Hinzu kommt der ständige Offensivdrang der beiden Dortmunder. Die Außenspieler des Deutschen Meisters werden defensiv gefordert sein. Ribery hat großen Respekt vor seinem Gegenspieler Piszczek: „Er ist ein guter Spieler, macht viel offensiv. Er läuft viel, ist schnell.“ Entscheidend wird sein, inwieweit die Backups der Beiden funktionieren. Philipp Lahm und David Alaba sollen permanent mit Anschieben, um auf den Außen für Überzahl zu sorgen. Darüber hinaus sind Robben und Ribery in ihrer momentanen Verfassung in der Lage, das Spiel komplett alleine zu entscheiden.
Ilkay Gündogan vs. Bastian Schweinsteiger
Schweinsteiger hat sich aus dem Loch der Enttäuschungen des vergangengen Jahres herausgearbeitet, er spielt wohl auf dem besten Niveau seiner bisherigen Laufbahn. Übersicht, Torgefahr, Zweikampfstärke und Führungsqualität – der 28-Jährige vereint alles. Trainer Jupp Heynckes bezeichnete ihn im Vorfeld des Endspiels als “besten Mittelfeldspieler der Welt.” Dortmunds Coach Jürgen Klopp weiß um die Stärke des bayerischen Taktgebers: Die Offensivspieler des BVB werden vor allem beim Spielaufbau des FC Bayern versuchen, Schweinsteiger so schnell wie möglich anzulaufen und ihn unter Druck zu setzen. In den letzten Partien reagierte der Münchner, indem er sich in die Viererkette fallen ließ, um von dort aus per langem Diagonalball oder einem kurzen Pass zum Außenverteidiger das Spiel auszulösen. Ihm gegenüber steht Ilkay Gündogan, der in dieser Spielzeit vor allem in der Königsklasse beeindruckte. Unaufgeregt und mit einer unglaublichen Ballsicherheit ausgestattet, gibt er den Takt des BVB-Spiels vor. Doch wird Gündogan aufgrund des Götze-Ausfalls gar nicht im defensiven Mittelfeld eingesetzt? Vielleicht agiert er auf der Spielmacherposition. “So schwierig ist die Umstellung nicht“, sagt Gündogan. „In der Jugend habe ich auch oft auf der Zehn gespielt. Ich weiß, was dort zu tun ist.”
Jürgen Klopp vs. Jupp Heynckes
Beide Trainer wissen eigentlich alles über den Gegner. Neues wird kaum zu sehen sein. Was aber feststeht: Es wird das intensivste Duell der beiden Klubs, das es je gegeben hat. Jupp Heynckes strahlt Ruhe und Gelassenheit aus – wer will es ihm nach der bisherigen Saison verübeln. Zudem würde der 68-Jährige mit dem Champions-League-Titel seine Zeit beim FC Bayern und seine Karriere krönen. Klopp hingegen fährt die Emotionsschiene, lässt seine Mannschaft als Außenseiter dastehen und vergleicht einen möglichen Sieg mit dem “Wunder von Bern”. Doch ungeachtet des öffentlichen Understatements weiß auch der 46-Jährige um die historische Chance. Immerhin wäre er, wie auch Heynckes, der zweite deutsche Trainer, der die Champions League mit einem Bundesliga-Team gewinnt.