Viele glauben, die spanische Liga habe außer den beiden Spitzenklubs aus Barcelona und Madrid nichts zu bieten. Widerlegt wird dies durch eine überraschend vielfältige Elf des Jahres!  

Willy will’s wissen

Erinnern Sie sich noch an die Champions-League-Spiele von Borussia Dortmund gegen den FC Malaga? Keeper Willy Caballero stach dabei besonders hervor und hielt Malaga lange Zeit im Turnier, ehe Felipe Santana dem Club von Manuel Pellegrini in der Nachspielzeit den Todesstoß gab. Nicht nur in der Champions League überragte Willy: Mit 180 Punkten aus 35 Spielen war er auch der stärkste Keeper der Saison in der Primera Division. Nächstes Jahr wird der 31-jährige Argentinier jedoch nicht erneut auf den BVB treffen, da der FC Malaga für den Europapokal ausgeschlossen wurde. Der Einspruch des Klubs wird in den nächsten Tagen verhandelt – eigentlich wäre es schade, wenn ein solcher Torwart nicht auf internationaler Bühne zu sehen wäre.

Die stärkste Abwehr der Liga

Wer hier ein Star-Ensemble mit Dani Alves, Sergio Ramos oder Gerard Pique erwartet, der wird überrascht sein, hier nur Akteure von Atletico Madrid zu finden. Dabei ist dies gar nicht so verwunderlich, denn mit 31 Gegentoren war Atletico mit Abstand die defensivstärkste Mannschaft der Liga. Folgerichtig zogen gleich drei Spieler aus der Viererkette des Tabellendritten in die Elf des Jahres ein: Neben dem uruguayischen Abwehrchef Diego Godin sind dessen Nebenmann Miranda und Linksverteidiger Filipe Luis, beide aus Brasilien, in der Elf des Jahres zu finden.

Das südamerikanische Trio war der maßgebliche Faktor für den Einzug in die Champions League, denn mit „nur“ 65 erzielten Toren steht Atletico nur auf Rang fünf der treffsichersten Teams. Für Filipe Luis folgte nach der starken Saison die Belohnung: Nationaltrainer Luiz Felipe Scolari nimmt ihn mit zum Confed Cup im eigenen Land! Während Kollege Miranda nicht berücksichtigt wurde, wird auch Diego Godin nach Brasilien spielen; er ist schon lange ein fester Bestandteil der Nationalmannschaft von Uruguay.

Kein Tiqui-Taca

Das Kurzpassspiel im Mittelfeld des FC Barcelona, besonders geprägt durch die Weltklasse-Spieler Xavi, Sergio Busquets und Andres Iniesta, ist weltberühmt und sorgt bei Fußball-Kommentatoren häufig für Anfälle von Ekstase. Doch auch im Mittelfeld findet man nicht das katalanische Ensemble, sondern zuerst den bereits 32-jährigen Piti von Rayo Vallecano! Muss man den kennen? Eigentlich nicht, denn vor dieser Saison, in der er satte siebzehn Tore schoss, war Piti selbst in Spanien ein eher unbekannter Spieler. Ein Länderspiel für Spanien hat er nicht bestritten und angesichts der Konkurrenz wird dies wohl auch nicht mehr passieren. Seinen Club schoss er auf einen überraschend starken achten Platz, doch der 225-Punkte-Mann will nun zum FC Malaga wechseln. Ein solcher Transfer ist nicht unwahrscheinlich, denn der Pitis Vertrag läuft am 30. Juni aus.

Ganz anders sieht die Vertragssituation beim jungen Franzosen Antoine Griezmann aus. Der 22-jährige, der Real Sociedad am letzten Spieltag mit dem entscheidenden Tor auf Platz vier und damit in die Champions-League brachte, steht noch für drei weitere Jahre in San Sebastian unter Vertrag. Mit neun Toren und fünf Vorlagen überzeugte der linke Mittelfeldspieler in dieser Saison; Griezmann wurde mit 220 Punkten zweitbester Mittelfeldspieler in der spanischen Comunio-Saison.

Neben den beiden Überraschungsgästen finden sich auch zwei bekannte Gesichter in der Top-Elf des Jahres. Einer davon ist Andres Iniesta, der Topspieler der EM 2012. Am letzten Spieltag ließ er Teamkollegen Xavi in der Punkteliste hinter sich und dass er in der Liste der punktbesten Mittelfeldspieler nicht ganz vorn steht, liegt schlichtweg daran, dass der 29-jährige acht mögliche Ligaspiele verpasste. Nichtsdestotrotz war die Leistung des 15-maligen Torvorbereiters einmal mehr absolut weltklasse.

Das zweite bekannte Gesicht ist in Deutschland noch einigen wegen seiner Zeit beim FC Schalke 04 in Erinnerung. Allerdings rede ich nicht von Mesut Özil, sondern vom nun beim FC Sevilla unter Vertrag stehenden Ivan Rakitic, der von 2007 bis Januar 2011 königsblau trug. In Sevilla blühte der kroatische Nationalspieler in dieser Saison besonders auf. Inzwischen 25 Jahre alt, reifte Rakitic in Spanien zu einem Spieler von internationalem Format. Er lenkt das Spiel des FC Sevilla vom zentralen Mittelfeld aus, beweist dazu Torgefahr (8 Treffer) und bereitete in dieser Saison neun Tore vor. Dass sein Team nächstes Jahr international spielt, hat es allerdings weniger Ivan Rakitic zu verdanken als der Tatsache, dass Malaga für den Europapokal gesperrt wurde und Vallecano keine Lizenz erhielt. So darf der FC Sevilla trotz des neunten Platzes in der Liga im nächsten Jahr in der Europa League antreten.

Messi! Ronaldo! Falcao?

Eine spanische Top-Elf ohne die beiden vermeintlich besten Spieler der Welt geht natürlich gar nicht. Daher ist die Nominierung von Weltfußballer Lionel Messi und seinem Vorgänger Cristiano Ronaldo selbstverständlich. Die beiden Rivalen überragten auch in dieser Saison – national wie international, wenngleich ihre Teams jeweils im Champions-League-Halbfinale scheiterten. Messi schoss unfassbare 46 Liga-Tore, Ronaldo immer noch sagenhafte 34 Treffer. Letzterer wurde mit zwölf Toren Torschützenkönig der Champions Leauge. Dass Messi die 50-Tore-Marke knackte, verhinderte lediglich eine Oberschenkelverletzung, die ihn sechs Spiele lang außer Gefecht setzte. Bei allem Respekt vor den Spielern des FC Bayern München, es wird mit Sicherheit nicht einfach, die beiden Superstars bei der Wahl zum Weltfußballer des Jahres auszustechen.

Als dritten im Bunde erwartet man eigentlich Radamel Falcao von Atletico Madrid – nicht zu Unrecht, denn angesichts seine 28 Saisontreffer und der kolportierten Ablösesumme von 60 Millionen Euro, für die der Kolumbianer zum AS Monaco wechseln wird, wäre eine Berücksichtigung des 27-jährigen mit Sicherheit legitim. Doch Falcao fehlen acht Punkte, um an den Mexikaner Carlos Vela heranzukommen. Vela ist einer der jungen Wilden von der Wenger-Schule des FC Arsenal, der dort allerdings nicht den Durchbruch schaffte. In seiner zweiten Saison bei Real Sociedad ragte er neben Antoine Griezmann mit 26 Scorer-Punkten heraus. Der 24-jährige ist in der Offensive variabel einsetzbar, spielt jedoch meist als hängende Spitze. Seine überraschend starke Saison bescherte Real Sociedad Platz vier – und Arsene Wenger mit Sicherheit die selbstkritische Frage, ob er den jungen Mann nicht voreilig abgegeben hat.

Im Überblick

Willy Caballero (180P)

Miranda (185P) – Godin (183P) – Filipe Luis (173P)

Piti (225P) – Griezmann (220P) – Iniesta (210P) – Rakitic (209P)

Messi (370P) – Ronaldo (318P) – Vela (240P)

Damit sind nur zwei Spieler vom FC Barcelona und einer von Real Madrid in der Top-Elf vertreten. Die meisten Spieler stellt Atletico Madrid (3) und auch Real Sociedad (2) ist überraschend gut vertreten.