Traumdebüt: Am 2.2.2008 spielte Martin Fenin zum ersten Mal in der Bundesliga und traf gleich dreimal – 21 Comunio-Punkte! Wir blicken auf Fenins Einstand und seinen Absturz danach zurück.

Im Januar 2008 nahm Eintracht Frankfurt satte 7,3 Millionen Euro in die Hand, um zwei talentierte junge Spieler zu verpflichten: Neben Martin Fenin (20) kam auch der 21-jährige Brasilianer Caio, der vielen alten Comunio-Hasen noch ein Begriff sein wird. Fenin war dabei der Königstransfer, denn die Eintracht stach renommierte Teams wie Juventus Turin aus – vielleicht auch, weil die Italiener nach Manipulationsskandal und Zwangsabstieg gerade erst wieder in die Serie A zurückgekehrt waren.

Der Fenin-Coup stieß auch bei Comunio-Usern auf große Aufmerksamkeit. Im Transfer-Forum, in dem man sich von anderen Usern beraten lassen kann, wurden noch in der Winterpause über 100 Themen über den Tschechen erstellt. Man fragte sich zum Beispiel, ob man Marica, Hunt oder Dejagah für den vielversprechenden Neuzugang verkaufen sollte. Da sich die meisten für einen Fenin-Kauf entschieden, stieg sein Marktwert schon vor dem Rückrunden-Auftakt deutlich an.

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Der Traumstart und die nächsten Spiele

Im Gegensatz zu Caio, der nicht einmal eingewechselt wurde, wurde Fenin von Eintracht-Trainer Friedhelm Funkel am 18. Spieltag gleich von Beginn an aufgeboten. Frankfurt spielte in Berlin, der Neunte beim Zwölften. Fun Fact: Auf Seiten der Hertha gab Raffael ebenfalls sein Bundesliga-Debüt. Am Wunschspieler des damaligen Hertha-Trainers Lucien Favre lief das Spiel jedoch komplett vorbei; Raffael erhielt die Note 5,5 und sechs Minuspunkte zum Start.

Martin Fenin jedoch spielte eines der besten Spiele seiner Karriere. Auf seinen Führungstreffer in der ersten Halbzeit folgte ein Doppelpack in Hälfte zwei; alle drei Tore legte Frankfurts Publikumsliebling Ioannis Amanatidis auf, der für seine Leistung mit der Note 1,5 benotet wurde. Fenin indes wurde an diesem Tag zum Shootingstar, die Presse überschlug sich mit Lob und am Main glaubte man, einen kommenden Top-Star an Land gezogen zu haben.

Beim Heimspiel gegen Bielefeld bestätigte der Tscheche seine Torgefahr, traf zum 2:0 und nahm weitere 9 Comunio-Punkte mit. Wäre es in dieser Phase so weitergegangen, wäre Martin Fenin heute vielleicht nicht vereinslos, sondern bei einem internationalen Topclub. Doch der weitere Saisonverlauf war ernüchternd. Schon in den Spieltagen 20-22 gab es dreimal Minuspunkte, später weitere fünfmal. Erst am letzten Spieltag traf Fenin wieder – und gleich doppelt, was für die kommende Saison Hoffnungen schürte.

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Nach zwei guten Spielen ging es für Fenin schnell bergab

Vom Hoffnungsträger zum Bankdrücker

Auf eine Teilnahme bei der EM 2008, bei der er jedoch keine Minute auf dem Platz stand, folgte eine unkonstante, aber zum Schluss sehr ordentliche Hinrunde 2008/09. Fenin holte zwar gleich acht Mal Minuspunkte, kam jedoch immerhin auf vier Tore und sechs Assists. Wie es der Zufall – oder die DFL – wollte, kam es zum Rückrundenauftakt erneut zum Spiel Hertha gegen Frankfurt. Ein Wink des Schicksals? Nein. Hertha gewann 2:1, Fenin traf nicht. Raffael übrigens auch nicht.

Tatsächlich gelangen dem Offensiv-Allrounder nur noch drei weitere Bundesliga-Treffer für die Eintracht, einer pro Saison. Während Fenin in der Saison 2008/09 noch 29 Startelf-Einsätze und immerhin 53 Comunio-Punkte vorweisen konnte, ging es in den beiden Folge-Spielzeiten steil bergab. 2009/10 musste er vier Monate lang mit einer Leistenverletzung aussetzen, ein Jahr später wurde er in 24 Einsätzen 18 Mal eingewechselt, hatte am Ende -17 Comunio-Punkte auf dem Konto.

Dabei gab es in der Saison 2010/11 einige Stellen, die Potenzial zum Wendepunkt in Fenins Karriere hatten. Im Dezember stand eine Leihe nach Nürnberg zur Debatte, wo viele junge Spieler ihre Karriere vorangebracht hatten, doch Trainer Michael Skibbe verhinderte den Transfer, weil er Fenin als Backup für Stammstürmer Gekas brauchte. Nach dem Trainerwechsel konnte sich Fenin neu anbieten, doch auch unter Christoph Daum war er nicht gesetzt. Am Ende ging es für Frankfurt in die 2. Liga – und auch für Fenin, der für 200.000 Euro nach Cottbus transferiert wurde.

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Weder Fenin noch Caio gelang in Frankfurt der Durchbruch

Absturz, Depressionen und Neuanfang

Auch in der Lausitz wurde Fenin nicht glücklich. In den ersten zehn Spielen stand er nur dreimal in der Startelf, selbst für die zweite Liga reichte es offenbar nicht. Im Oktober 2011 erreichte das Drama seinen Höhepunkt: Fenin wurde blutverschmiert auf dem Vordach eines Hotels aufgefunden, hatte sich mit Alkohol und Tabletten vollgepumpt und war aus einem Fenster im zweiten Stock gefallen. Dabei erlitt er eine Gehirnblutung.

Der damals 24-jährige gab zu, alkohol- und tablettenabhängig zu sein. Er war einsam, hatte sich zu viel Druck gemacht, und der sportliche Abstieg hatte ihn in Depressionen getrieben. Monatelang ließ sich Fenin in einer Suchtklinik behandeln, ehe er im März 2012 sein Comeback feierte. Das sollte als Neuanfang dienen, es sollte Schritt für Schritt wieder nach vorn gehen, vor allem in der neuen Saison. Doch in der Hinrunde kamen nur drei Einsätze dazu.

Im Januar 2013 wechselte Fenin schließlich zurück nach Tschechien, nach zwölf torlosen Einsätzen für Slavia Prag ist er seit drei Monaten vereinslos. In elf Tagen wird Martin Fenin 27 Jahre alt, ist im besten Fußballalter, doch dass er noch einmal angreifen kann, ist kaum denkbar. An einen goldenen Tag werden sich jedoch viele Fußballfans noch lange erinnern: Den Tag, an dem der Shootingstar Martin Fenin in Berlin drei Tore schoss.

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