Puh, das war knapp! Trotz schwacher Leistung ziehen Jogis Jungs ins Viertelfinale ein. Gegner Frankreich schaffte das ein gutes Stück souveräner. Steht jetzt das ganze Taktiksystem infrage?
Weltmeister? So nicht! Seien wir ehrlich: Dieser Auftritt war ganz, ganz schwach! So viele Probleme hat die deutsche Mannschaft schon lange nicht mehr offenbart. Fehler in der Abwehr, Fehler im Mittelfeld, keine Durchschlagskraft im Angriff. Kompliment an Algerien, aber gegen einen stärkeren Gegner hätte das ein sang- und klangloses Aus zur Folge gehabt!
Wo soll man anfangen? Vielleicht beim viel kritisierten Mustafi, der einfach kein Rechtsverteidiger ist. Oder bei Höwedes, der einfach kein Linksverteidiger ist. Oder bei Philipp Lahm, der im Mittelfeld erneut nicht überzeugen konnte. Oder bei Querpass-Kroos, der Pressingresistenz vermissen ließ. Oder doch bei Mesut Özil, der bis zu seinem späten Tor erneut sehr viel schuldig geblieben ist.
Fakt ist: Wenn bis Freitag keine Leistungssteigerung erfolgt, werden die Franzosen der letzte Gegner in Brasilien sein. Eine Aufstellung kann man derzeit kaum prognostizieren. Nach diesem Katastrophen-Spiel kann Joachim Löw eigentlich nicht an seinem System festhalten. Aber was soll er ändern? Lichtblick Schürrle in die Startelf? Klose gleich mit? Hummels wird auf jeden Fall wieder spielen.
Geht es nach der Meinung der Fans, spielt Philipp Lahm wieder rechts hinten. Nicht nur die Fans sehen das so. ZDF-Experte Oliver Kahn meint sogar, dass alle Experten Lahm in der Verteidigung sehen wollen. Arsenal-Coach Arsene Wenger kritisiert, dass Deutschland die Außenverteidiger fehlen. Nun, einen mit Weltklasse-Format haben wir, aber der hat bisher ausschließlich im Mittelfeld gespielt.
Neuer überragend! Bei aller Kritik darf man das Lob für einen Mann auf keinen Fall vergessen. Manuel Neuer – was für ein Libero! Gut vier- oder fünfmal klärte unsere Nummer eins in brenzligen Situationen und eilte dabei weit aus seinem Tor hinaus. Von der Leistung seiner Vorderleute dürfte der 27-Jährige alles andere als angetan sein. Eine Wahnsinns-Leistung! Ohne seine spielerischen Skills könnte die Mannschaft wohl heute schon nach Hause reisen.
„Wat woll’n se?“ Per Mertesackers Interview nach dem Spiel war fast schon legendär. Sichtiich angefressen, hatte der „BFG“ keine Lust darauf, über die Schwächen im deutschen Spiel zu reden. „Mir ist völlig wurscht, wie, wir sind unter den letzten Acht, nur das zählt.“ Und auf die Frage, ob es bald spielerisch besser läuft: „Wat woll’n se? Woll’n se ’ne erfolgreiche WM, oder sollen wir ausscheiden und haben gut gespielt?“ Richtig so, Per!
Algerien war besser! Zumindest sagen das die Comunio-Punkte. Keiner schlechter als Note vier, insgesamt 298:264 für die Nordafrikaner. Bester Algerier war Flügelspieler Sofiane Fehgouli mit der Note zwei. Der 25-Jährige vom FC Valencia wirbelte den überforderten Benedikt Höwedes ein ums andere Mal schwindlig und war auch für den Rest der Viererkette kaum zu halten. 32 Punkte!
Die deutsche Mannschaft hingegen wurde vom Notengeber Sportal.de regelrecht abgestraft: Mustafi, Mertesacker, Boateng, Höwedes, Kroos, Götze, selbst Torschütze Özil – sieben Spieler bekamen die Note vier oder schlechter. Bester deutscher Spieler nach Manuel Neuer (1,5) war Joker André Schürrle mit der Note 2,5 und 38 Comunio-Punkten.
Ohne Giroud klappt’s: Didier Deschamps rotiert regelmäßig. So stand Olivier Giroud nach dem Vorrunden-Spiel gegen die Schweiz zum zweiten Mal in der Startelf. Eine Belebung für die Offensive war der Arsenal-Stürmer jedoch nicht: Giroud blieb blass, seine beiden Torschüsse verfehlten das Ziel. Nach einer Stunde ersetzte ihn Flügelstürmer Griezmann.
Der 23-Jährige sorgte für mehr Schnelligkeit und mehr Gefährlichkeit, harmonierte gut mit Karim Benzema, der nach Girouds Auswechslung mehr ins Zentrum rücken durfte, und zwang Nigerias Verteidiger Joseph Yobo geradezu zum Eigentor in der Nachspielzeit. Gut denkbar, dass Didier Deschamps für das Deutschland-Spiel wieder rotiert: Giroud raus, Griezmann rein!
Wer strauchelt heute? Brasilien, Holland, Deutschland: Drei Titelfavoriten waren dem Achtelfinal-Aus bedrohlich nahe. Heute spielen bislang glanzlose Argentinier gegen die Schweiz. Tritt die Albiceleste souverän auf, oder muss es am Ende wieder Messi richten? Und was macht der am wenigsten geheime Geheimfavorit aller Zeiten, Belgien, gegen Klinsis leidenschaftliche US-Boys? Ein weiterer spannender WM-Abend steht bevor!