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Bayer 04 Leverkusen musste zuletzt immer wieder rotieren – ob belastungs- oder verletzungsbedingt. Nach der 0:3-Pleite in der Champions League dürfte sich die Mehrfachbelastung bald reduzieren – und die Verletzten kommen größtenteils zurück. Doch auf wen vertraut Xabi Alonso, wenn alle gesund sind – und in welchem System wird gespielt?
Spannend wird vor allem die Systemfrage. In dieser Spielzeit wechselte Xabi Alonso viel zwischen einer Dreier– und einer Viererkette, wobei auch bei der Viererkette die offensiven Flügel meist von Schienenspielern besetzt wurden. Das hatte auch Verletzungs-Gründe. Gerade die offensiven Flügel fielen vermehrt aus, teilweise musste Alonso sogar komplett ohne einen offensiven Flügelspieler agieren.
Zuletzt setzte der Spanier allerdings, mit Ausnahme der beiden Bayern-Spiele, immer auf eine Dreier-Abwehr, nachdem er mit dem Viererketten-System gegen Atlético Madrid gescheitert war. Nach der erneuten Pleite dürfte es nun auch im Bayern-Rückspiel auf die bewährte Dreierkette hinauslaufen.
Leverkusens Defensive: Welcher Viererketten-Verteidiger muss raus?
Die System-Rückumstellung bietet ein spannendes Rätsel: Wie löst Xabi Alonso die Situation, dass Edmond Tapsoba sich auf der halbrechten Position nicht so wohl fühlt, Piero Hincapie aber links mit die stärksten Leistungen abliefert – und Nordi Mukiele immer wieder für Fehler anfällig ist, wie zuletzt im Champions-League-Duelle bewiesen? In der Meister-Saison konnte Alonso rechts mit Odilon Kossounou und Josip Stanisic auf zwei verkappte Außenverteidiger zurückgreifen – das wäre eigentlich Mukieles Rolle. Doch Tapsoba spielt in der Regel konstanter und sollte den Vorzug erhalten.
Links dürfte dann Hincapie die erste Geige spielen und Mario Hermoso ist der klare Backup. Einzig wenn der Ecuadorianer auf den Flügel ausweicht, wäre Hermoso in der Innenverteidigung gefragt. Ohnehin könnte dann auch Mukiele reinrücken und Tapsoba geht auf die favorisierte halblinke Position, von wo er den Aufbau besser ankurbeln kann.
Vorsicht bei Abwehrchef Jonathan Tah: Der deutsche Nationalspieler ist eigentlich gesetzt und ein Leistungsträger in der Hintermannschaft der Werkself. Sollte der Meisterkampf allerdings entschieden sein, könnte Alonso sich entschließen, Tah aus der Startelf zu nehmen. Denn der Vertrag des 29-Jährigen läuft im kommenden Sommer aus – und wie schon letztes Jahr liebäugelt Tah mit einem Wechsel zum FC Bayern. Gibt es eine vorzeitige Meister-Entscheidung, könnte hier eine neue Struktur eingeübt werden – etwa mit Tapsoba als zentralem Verteidiger.
Schaltzentrale und Flügelzange: Alonsos Mittelfeld hat nur eine freie Position
In der vorgeschobenen Viererkette gibt es eigentlich wenige Fragezeichen. Auf dem linken Flügel ist Alejandro Grimaldo der klare Stammspieler – und zudem unangefochten, weil Hincapie in der Abwehr gesetzt ist. In der Schaltzentrale geht nichts über Granit Xhaka, der höchstens nach entschiedener Meisterschaft mal eine Pause bekommen könnte, da das sonst eigentlich nicht möglich ist. Denn Xhaka spielt immer! Das Schweizer Uhrwerk ist für die Spielstruktur der Werkself enorm wichtig.
Auf dem rechten Flügel ist Jeremie Frimpong eigentlich gesetzt. Der Flügelsprinter hat zwar nicht die beste Kondition und wird immer wieder ausgewechselt, was auch Chancen für Alternativkandidaten bietet – etwa Nathan Tella oder Rechtsverteidiger Arthur. Doch in der Regel ist er zum Spielstart immer wieder voll einsatzbereit.
Das ergibt nur eine freie Position: Den Platz neben Xhaka. Um den duellieren sich mit Exequiel Palacios, Aleix Garcia und Robert Andrich gleich drei Spieler, die alle unterschiedliche Profile anzubieten haben. Am kommenden Wochenende dürfte wohl Garcia den Vorzug vor Palacios erhalten, der in der Champions League lange auf dem Platz stand – Andrich fehlt noch angeschlagen. Danach könnte es aber zu der Situation kommen, dass Alonso situativ wechselt – wer am besten zum Gegner passt, darf spielen. Eine schwierige Situation für Comunio-Manager. Vorerst ist Aleix Garcia jedoch eine super Kaufempfehlung mit hohem Punktepotenzial an den nächsten ein, zwei Spieltagen.
Der Angriff der Werkself: Florian Wirtz und…?
Einer ist im Offensiv-Trio von Bayer Leverkusen eigentlich gesetzt wie kein anderer: Florian Wirtz. Auch hier könnte es aber nach erfolgter Meisterschaftsentscheidung zu erhöhter Rotation kommen, da Wirtz derzeit sehr hoch belastet spielen muss. Auch am kommenden Wochenende ist ein Bankplatz von Wirtz nicht unwahrscheinlich. Dann spielen wird voraussichtlich Emiliano Buendia, der als Backup super Leistungen gezeigt hat, sich im Profil mit Wirtz aber etwas zu ähnlich ist, um gemeinsam zum Stammpersonal zu gehören.
Als zweiter Halbstürmer bot sich zuletzt Amine Adli am meisten an, machte gegen die Bayern allerdings keinen guten Eindruck. Auch Nathan Tella ist hier eine Option. Mittelfristig dürfte Adli jedoch die Nase bis zum Saisonende vorne haben.
Und im Sturm? Da hat sich Victor Boniface zuletzt selbst etwas ins Aus geschossen: Beim Stand von 4:1 in Frankfurt fing er mit Mitspieler Buendia einen Streit an. Das wird Alonso nicht gefallen und Boniface einiges an Spielzeit kosten. Gegen die Bayern saß er daraufhin erstmal 90 Minuten auf der Bank. In der Bundesliga dürfte Patirk Schick, der aktuell ohnehin viel besser in Form ist, die Nase vorn haben. Einzig in Spielen, bei denen Alonso viel aufs Umschalten setzt, dürfte Boniface die bessere Besetzung sein – so etwa im Rückspiel gegen München am kommenden Dienstag.
Die Topelf von Bayer Leverkusen: Wen startet Alonso?
Hradecky – Tapsoba (Mukiele), Tah, Hincapie – Frimpong, Garcia/Andrich/Palacios, Xhaka, Grimaldo – Wirtz, Adli (Tella) – Schick
Die Sechser-Position neben Xhaka ist komplett offen. Im Leverkusen-Tor dürfte nach dem Pannen-Auftritt von Matej Kovar für den Reset der Saison Lukas Hradecky beginnen, selbst im DFB-Pokal.