Schalke hat sich in der Sommerpause gut verstärkt – vor allem für die Zukunft. Doch auch in der kommenden Saison kann Königsblau eine positive Überraschung sein. Und: Der „Hunter“ kriegt Konkurrenz im Sturm.
Die Situation: Letzten Endes konnte man beim FC Schalke 04 am Ende der vergangenen Bundesliga-Saison zufrieden sein. Das Minimalziel, der vierte Tabellenplatz und damit die Teilnahme an der Champions-League-Qualifikation, wurde erreicht. Dass man allerdings erst am letzten Spieltag gegen den SC Freiburg im direkten Duell diesen Platz erreichen konnte. Dass Klaas-Jan Huntelaar lediglich zehn Treffer erzielte und man mit insgesamt nur 58 Treffern nicht sonderlich oft einnetzen konnte. Dass im Achtelfinale der Champions League bereits gegen Galatasaray Istanbul Schluss war mit europäischem Fußbal. All das, war dann doch eher nicht so prickelnd, wenn man zu Königsblau hält.
Ein entscheidender Faktor wurde schon früh entschieden: Jens Keller bleibt Trainer auf Schalke. Er kriegt das Vertrauen der Verantwortlichen und soll Schalke unter die Top drei bringen. Doch allen voran Schalke-Manager Horst Heldt leistete während der Sommerpause hervorragende Arbeit. Im Schatten der Guardiola-Vorstellung oder der Transfer-Posse um Robert Lewandowski schlug Heldt clever, gekonnt und vor allem zukunftsorientiert zu. Der Kader der Schalker wurde ausgedünnt und punktuell verstärkt. Neben den Neuverpflichtungen ist aber natürlich die Personalie Julian Draxler zentral. Der 19-Jährige ist der Dreh- und Angelpunkt des Schalker Spiels. Seine Vertragsverlängerung bis 2018 war das wohl wichtigste Zeichen. Mit 120 Punkten war Draxler (nach Farfan, der 122 Punkte erzielen konnte) der zweitbeste Schalker. Und sowieso: Draxler steht für die pure Identifikation.
Und dass Draxler einiges mit seinem FC Schalke 04 vorhat, bestätigte er unlängst im „Sport Bild“-Interview: „Das Ziel, von drei Titeln einen mitzunehmen, ist nicht vermessen. Ich denke schon, dass dieses Team reif dafür ist.“ Aber wie will man die Phalanx von Bayern und dem BVB durchbrechen? „Wir jagen die Bayern wie Spiderman. Wir spannen ein Netz, um die Mannschaften abzufangen“, so Draxler. Und weiter sagt der Nationalspieler eher martialisch: „Die Bayern werden keine Probleme haben, unser kleines Netz mit der Bazooka zu durchtrennen. Die Dortmunder haben Pfeile, die das Netz unglücklich treffen könnten.“
Natürlich kann Draxler alleine keine Titel holen. Deswegen hielt Heldt auf dem Transfermarkt Ausschau und sicherte dem FC Schalke 04 gleich zwei deutsche Super-Talente. Mit Leon Goretzka (vom VfL Bochum) und Christian Clemens (vom 1. FC Köln), kommen zwei junge deutsche Spieler in den Pott, die beide großes Potential haben. Außerdem wurde mit Max Meyer ein ebenfalls vielversprechender Spieler aus der U 19 hochgezogen. Diese Spieler werden aller Voraussicht nach noch nicht direkt in der Bundesliga einschlagen und eine Saison konstant starke Leistungen abrufen. Aber für die Zukunft sind die Verpflichtungen von Heldt großartig.
Weil man allerdings auch gesehen hat, was passiert, wenn der „Hunter“ einmal nicht in Topform ist, musste man im Sturm handeln. Es sollte ein Spieler her, von dem man weiß, was man hat. Mit Adam Szalai kam aus Mainz der perfekte Mann für diese Position. Und in der Vorbereitung sah man, dass Szalai vielleicht mehr als nur eine Alternative für Königsblau ist. Huntelaar dürfte zwar – sofern er nicht verletzt ist – zu Saisonbeginn gesetzt sein. Aber wenn die Tormaschine nicht anläuft, dürfte auch er seinen Stammplatz los sein.
Im Offensivbereich hat Schalke also richtig zugeschlagen auf dem Transfermarkt. In der Defensive holte man lediglich Felipe Santana aus Dortmund für die Innenverteidigung. Man darf gespannt sein, ob Santana gleich in der Startelf aufläuft. Oder ob Kapitän Höwedes auf die rechte Abwehrseite für Santana ausweichen muss. Eins ist aber klar: Durch den Santana-Transfer hat Schalke wesentlich mehr Optionen in der Defensive.
Die einzige offene Stelle, die derzeit noch im Kader vorhanden ist, dürfte im linken offensiven Mittelfeld liegen. Denn nach dem kurzfristigen Bastos-Wechsel sucht Heldt genau auf dieser Position adäquaten Ersatz. Ein Transfer-Coup scheiterte dann aber doch deutlich. Schalke wollte Shaqiri aus München in den Pott locken. Doch fing sich eine deutliche Absage. Heldt bleibt indes entspannt. „Wir werden keine Panikkäufe machen“, sagte er nach dem geplatzten Shaqiri-Deal.
Comunios Player to watch: Christian Clemens. Der 21-Jährige wurde zwar eigentlich als Perspektiv-Spieler geholt. Man wollte ihn langsam an die Bundesliga gewöhnen. Aber in der Vorbereitung übte der Neuzugang aus Köln bereits mächtig Druck auf Bastos aus. Dem wurde das offenbar zu viel und wechselte nach Dubai. Jetzt dürfte Clemens eigentlich erst einmal auf der linken Außenbahn gesetzt sein. Fraglich ist, was für einen Spieler Heldt auf seiner Position verpflichten wird. Aber eins ist klar: Clemens könnte zu einer der größten Überraschungen der Saison werden. Für 2,75 Millionen Euro ist er derzeit außerdem eher ein Schnäppchen.
Prognose: Im Sturm ist Schalke dank der Szalai-Verpflichtung doppelt gut besetzt. Das offensive Mittelfeld gehört ebenfalls zu den Stärken von Königsblau. Insgesamt hat S04 starke Transfers getätigt. Fraglich ist allerdings, wie gut Clemens und Goretzka gleich einschlagen. Mit Meyer hat man zudem ein 17-jähriges Offensivtalent im Kader. Alle drei werden sich in den kommenden Jahren entwickeln. Deswegen könnte Schalke zu einer der positiveren Überraschungen der Saison gehören.
Zugänge: Adam Szalai (1. FSV Mainz 05), Felipe Santana (Borussia Dortmund), Kaan Ayhan (Schalke 04 U 19), Tim Hoogland (VfB Stuttgart, war ausgeliehen), Anthony Annan (CA Osasuna, war ausgeliehen), Christian Clemens (1. FC Köln), Leon Goretzka (VfL Bochum)
Abgänge: Michael Bastos (Al-Ain), Jose Manuel Jurado (Spartak Moskau), Christoph Moritz (FSV Mainz 05), Christoph Metzelder (Karriereende), Ciprian Marica (Ziel unbekannt), Ibrahim Afellay (FC Barcelona, war ausgeliehen), Raffael (Mönchengladbach), Sergio Escudero (FC Getafe), Philipp Hofmann (FC Ingolstadt, Leihe)