Drei absolute Führungsspieler sind weg, der FSV Mainz 05 steht erneut vor einem kleinen Umbruch. Hat Manager Christian Heidel wieder einmal die richtigen Neuzugänge aus dem Hut gezaubert oder müssen die Rheinhessen um den Klassenerhalt bangen? Die Saisonvorschau!
Die Situation: Auch wenn die Erwartungshaltung bei den Fans eine andere war, erreichte Mainz 05 vergangene Spielzeit das Saisonziel – den Klassenerhalt. Am 30. Spieltag stand der Ligaverbleib fest, am Ende rangierte der FSV jedoch nur sechs Zähler über dem Strich. Zu wenig für die Ansprüche zweier Leistungsträger, was einen echten kleinen Umbruch zur Folge hatte.
Neben Regisseur Johannes Geis suchte auch Torjäger Shinji Okazaki eine neue Herausforderung, zudem sagte mit Vereinslegende Nikolce Noveski der Prototyp eines Führungsspielers Servus. Doch die Rheinhessen reagierten frühzeitig und konnten die direkten Nachfolger für Geis und Okazaki schon vor Monaten vorstellen. In Fabian Frei wurde ein neuer Chefstratege mit Champions-League-Erfahrung vom FC Basel verpflichtet und für das Sturmzentrum schnappte sich Mainz mit Florian Niederlechner einen der talentiertesten Knipser der 2. Liga.
Vorne die Wahl, hinten die Qual?
Im Angriff dürfte der FSV dank weiterer Neuverpflichtungen ohnehin gut aufgestellt sein. Neben den Neuzugängen Maximilian Beister und Yoshinori Muto, wussten auch Christian Clemens und Jairo Samperio in der Vorbereitung auf den Flügeln zu überzeugen. Zudem experimentierte Trainer Martin Schmidt in vorderster Front viel, da nach dem Abgang von Dani Schahin mit Niederlechner gerade einmal ein einziger nomineller Mittelstürmer im Kader steht. Mit Pablo de Blasis, der nach seinem Innenbandanriss vor der Rückkehr ins Training steht, kommt noch eine weitere Option als „falsche Neun“ hinzu.
Ebenfalls Eindruck hinterlassen hat Neuzugang Danny Latza. Der 25-jährige Ex-Bochumer hat sich auf der Sechs – Stand jetzt – festgespielt und soll Frei und Julian Baumgartlinger im Mittelfeld den Rücken frei halten. Eine Wunschformation im Herzen des Mainzer Teams lässt sich bereits jetzt erkennen. Ähnlich sieht es auch eine Abteilung weiter hinten aus, allerdings auch weil zum Teil die Alternativen fehlen.
Vor der Verpflichtung von des früheren Kölners Henrique Sereno, standen mit Stefan Bell und Niko Bungert nur zwei gelernte Innenverteidiger zur Verfügung. Neuzugang Leon Balogun wurde daher ebenfalls im Zentrum ausprobiert. Copa-America-Sieger Gonzalo Jara bekleidete diese Position beim Titelgewinn mit Chile, ist nach seinem Fehlverhalten während des Turniers und seinem anfänglich öffentlich geäußerten Wunsch nach einem Vereinswechsel aber in Ungnade gefallen.
Insgesamt scheint der Kader der Nullfünfer, bis auf das Angriffsdrittel, etwas dünn besetzt. Nach den angeblich jeweils zweistelligen Millionen-Einnahmen aus den Transfers von Geis und Okazaki, dürfte Mainz finanziell aber noch schlagkräftig genug sein, um bis zum Saisonbeginn oder auch danach noch nachrüsten zu können. Vor allem im Abwehrzentrum sowie in der Sturmspitze täten weitere Alternativen gut.
Comunios Player to watch: Fabian Frei. Der Schweizer ist ohne Frage als direkter Nachfolger von Geis gedacht, der in Mainz als „Quarterback“ der verlängerte Arm des Trainers und nahezu an jedem Spielzug initiativ beteiligt war. Mit seiner strategisch geprägten und präzisen Spielweise überzeugte der 26-Jährige die FSV-Verantwortlichen in Basel von seiner Tauglichkeit und entschied sich trotz mehrerer Angebote bewusst für Mainz. Wahrscheinlich auch vor allem aufgrund der Aussicht auf viel Spielzeit, denn Frei ist im zentralen Mittelfeld fest eingeplant und gesetzt.
Youngster to watch: Jairo Samperio. Der Spanier könnte in dieser Saison seinen Durchbruch in der Bundesliga schaffen. Gute Anlagen bringt der 22-Jährige mit, denn er glänzte in der Vorbereitung neben seiner Schnelligkeit auch mit mittlerweile besserer Bindung zum Rest des Teams. Trainer Schmidt testete ihn zudem mehrmals auch im Sturmzentrum, wo er unter anderem mit einem Treffer gegen Lazio Rom auf sich aufmerksam machte.
Prognose: In erster Linie wird man beim von Understatement geprägten FSV erneut das Saisonziel Klassenerhalt ausrufen, auch wenn Neuzugang Frei bereits größer denkt. „Ich bin davon überzeugt, dass wir mit unserem Team nichts mit dem Abstieg zu tun haben werden“, sagte der Schweizer. Nachdem Mainz auch mit den beiden Leistungsträgern Geis und Okazaki das Abstiegsgespenst aber erst spät vertreiben konnte, liegt nun die Schlussfolgerung nahe, dass es für die Rheinhessen in diesem Jahr eng werden könnte.
Allerdings ist Manager Christian Heidel dafür bekannt, bisher oft die richtigen neuen Spieler aus dem Hut gezaubert zu haben. Bekommt Trainer Schmidt genug Zeit das Team weiterzuentwickeln und findet sich ein adäquater neuer Torjäger, ist für Mainz eine gute Saison drin.
Transferaktivitäten
Zugänge: Henrique Sereno (Kayserispor), Fabian Frei (FC Basel), Yoshinori Muto (FC Tokyo), Danny Latza (VfL Bochum), Florian Niederlechner (1. FC Heidenheim), Leon Balogun (SV Darmstadt 98), Maximilian Beister (Hamburger SV), Besar Halimi (Stuttgarter Kickers), Jannik Huth (Mainz II), Chinedu Ede (Anorthosis Famagusta, Leihe beendet), Niki Zimling (Ajax Amsterdam, Leihe beendet)
Abgänge: Johannes Geis (FC Schalke 04), Júnior Díaz (SV Darmstadt 98), Shinji Okazaki (Leicester City), Nikolce Noveski (Ziel unbekannt), Dani Schahin, Besar Halimi (beide FSV Frankfurt, Leihe), Stefanos Kapino (Olympiakos Piräus), Sebastian Polter (Queens Park Rangers), Julian Koch (Fortuna Düsseldorf), Damian Roßbach (SV Sandhausen), Sami Allagui (Hertha BSC, Leihe beendet), Jonas Hofmann (Borussia Dortmund, Leihe beendet), Nicolás Castillo (FC Brügge, Leihe beendet), Benedikt Saller, Chinedu Ede (beide Mainz II)