Trotz Verletztenmisere an vorderster Front: Joachim Löw verzichtet weiter auf Kießling, Volland und Co.. Verschenkt er damit erfrischende Optionen oder handelt er richtig?
Eigentlich war vor der Nominierung für die beiden abschließenden WM-Qualifikationsspielen alles beim Alten. Für die Medien ist die Nichtberücksichtigung Stefan Kießlings ein gefundenes Fressen, Joachim Löw hingegen lässt die Diskussion ob möglicher Optionen im Sturm an sich abperlen.
In gewisser Weise steht der nominierte Kader für eine Grundskizze der Mannschaft, die bei der Weltmeisterschaft in Brasilien den lang ersehnten Titel holen soll. Der Bundestrainer verfolgt ähnlich wie Bayerns Coach Pep Guardiola die Idee, im Angriff mit kombinations- und lauffreudigen Spielern zu agieren.
Doch inwieweit unterscheidet sich dann ein Stefan Kießling von einem Mario Gomez? Und warum bekommt Kevin Volland (noch) keine Chance, um auf den WM-Zug aufzuspringen? Comunioblog schätzt potenzielle Angreifer ein.
Stefan Kießling: Der Leverkusener ruft seit Jahren konstant seine Leistung ab – bei Bayer ist Kießling unumstrittene Führungsfigur. In den letzten beiden Spielzeiten wurde der 29-Jährige 68-Mal in der Bundesliga eingesetzt, dabei erzielte er starke 41 Treffer. Zum Vergleich: Mario Gomez ist im gleichen Zeitraum mit 37 Toren in 54 Spielen nur ein wenig besser. Miroslav Klose fällt mit seiner Statisitik (56 Partien, 28 Tore) hingegen deutlich ab. Kießling ist als Teamplayer bekannt, der sich in den Dienst der Mannschaft stellt, unermüdlich kämpft und den geforderten Mix aus Offensivdrang und notwendiger Defensivarbeit findet. Was jedoch unbestritten gegen Kießling spricht: Auf internationalem Parkett hat Bayers Angreifer bislang noch nie durchgehend überzeugt. „Für Jogi Löw müssen die internationalen Anforderungen das entscheidende Kriterium sein“, sagt Günter Netzer in seiner „BamS“-Kolumne. „Und Kießling genügt diesen allerhöchsten internationalen Ansprüchen nicht.“
Kevin Volland: Der Kapitän der U-21-Nationalmannschaft spielt bislang eine ansprechende Saison. Das aggressive und offensiv orientierte Spiel der Hoffenheimer kommt Volland entgegen – es scheint, als wäre der Ex-Löwe nun endgültig in der Bundesliga angekommen. Vornehmlich wird Volland im 4-3-3 als rechter Flügelstürmer aufgeboten, dabei verbindet er Kreativität mit Torgefahr. Hinzu kommt seine gute, körperliche Konstitution und seine vorbildliche Technik. In der laufenden Spielzeit netzte der 21-Jährige bereits fünfmal. „Im vergangenen Jahr hat keiner in seinem Zusammenhang von der A-Nationalmannschaft gesprochen“, sagte U-21-Coach Horst Hrubesch zu „Sport1“. „Im Moment bringt er gute Leistungen. Die muss er aber kontinuierlich bestätigen. Dann wird das irgendwann von ganz alleine kommen.“
Nicolai Müller: Der 26-Jährige durfte bei der USA-Reise erste Luft in der Nationalmannschaft schnuppern. Den Aufwind scheint Müller mit in die Bundesliga genommen zu haben. Sechs Tore in acht Spielen – die meisten der Spieler, die Comunioblog als mögliche Option für das DFB-Team vorstellt. Müller ist sehr variabel, ob im zentralen Mittelfeld, auf dem Flügel oder in der Spitze: Mainz‘ Trainer Thomas Tuchel hat eine offensive Allzweckwaffe. Dabei gibt sich der Mainzer via „Bild“ bescheiden: „Die Nationalmannschaft ist nicht mein Ziel. Ich will mit Mainz Erfolg haben. Alles andere sehe ich als Geschenk obendrauf.“
Pierre-Michel Lasogga: Der Wechsel von Hertha BSC hin zum Hamburger SV scheint Lasogga gutgetan zu haben. Vier Treffer erzielte der 21-Jährige bislang, Neu-Coach Bert von Marwijk setzt auf den jungen Stürmer: „Er ist ein Spieler, der unglaublich viel auf dem Platz arbeitet. Er gibt immer alles und will an den Ball – egal, wer sich ihm in den Weg stellt.“ Lasogga ist unglaublich kräftig und weiß seinen Körper im Zweikampf einzusetzen. Er kann Bälle festmachen und so Nachrücken ermöglichen. Gegen den 1. FC Nürnberg erzielte er einen Hattrick – nebenbei lief er in 85 Minuten knapp zehn Kilometer und zog die meisten Sprints der Partie (39) an. Ein Tempolauf in Richtung Joachim Löw?