In den meisten Gruppen ist das Rennen um die WM-Startplätze schon gelaufen, aber für einige Teams geht es am Dienstag noch mal um alles. Zum Beispiel für die Türkei, die im Fernduell mit Rumänien über sich hinaus wachsen muss.
Die Spiele der Gruppe A am Dienstagabend kann man sich als neutraler Beobachter getrost schenken, denn hier geht es um rein gar nichts mehr: Belgien hat sich durch den 2:1-Sieg gegen Kroatien am letzten Freitag die direkte WM-Qualifikation gesichert, die Kroaten müssen in die Playoffs. Das bedeutet auch, dass die WM in Brasilien ohne Serbien stattfinden wird, das es nur auf Platz drei geschafft hat. Kleine Erinnerungs-Stütze: In der Endrunde der WM 2010 hatten die Serben zwar ihr Gruppenspiel gegen Deutschland mit 1:0 gewonnen, mussten sich aber trotzdem als Gruppenletzter früh verabschieden.
In Gruppe B hat Italien das direkte WM-Ticket gelöst, Platz zwei können noch Bulgarien und Dänemark mit je 13 Punkten sowie Tschechien und Armenien mit je zwölf Punkten erreichen. Armenien hat mit Gruppensieger Italien eine wohl zu schwere Nuss zu knacken, Dänemark wird in Malta voraussichtlich drei Punkte einfahren und ist dann vom Ergebnis des Spitzenspiels in Gruppe B abhängig: Bulgarien gegen Tschechien. Allerdings: Der zweite Platz in Gruppe B bedeutet voraussichtlich nicht die Playoffs, da die Gruppe im Ranking der Gruppenzweiten auf dem letzten Platz steht (Erklärung siehe unten).
Die Türken stehen vor einem Kraftakt
Deutschland hat sich in Gruppe C erwartungsgemäß als Gruppensieger durchgesetzt und fährt sicher zur WM 2014 nach Brasilien, während Schweden als Gruppenzweiter in die Playoff-Runde muss. Spannender wird es dagegen in Gruppe D: Die Niederlande sind für die WM zwar bereits gesetzt, im Rennen um den Playoff-Platz gibt es aber ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen der Türkei und Rumänien – beide haben 16 Punkte auf dem Konto, die Tordiffenrenz der Türken ist etwas besser als die der Rumänen. Auf Platz vier lauern zudem noch die Ungarn mit 14 Punkten.
Die Türken müssen am Dienstagabend in Istanbul ein besonders dickes Brett bohren. Zu Gast sind dann die Niederlande, die mit ihrem 8:1-Sieg gegen Ungarn am letzten Freitag eindrucksvoll bewiesen haben, dass sie auch mit dem Wissen, sicher bei der WM dabei zu sein, noch sehr genau wissen, wo das Gaspedal ist. Die Rumänen hingegen haben mit Estland eine vermeintlich leichte Aufgabe zu lösen; Gleiches gilt für die Ungarn, die zu Hause gegen Andorra Wiedergutmachung für die Klatsche gegen Holland betreiben wollen. Die Türken werden also alles geben müssen, um ihre Chance auf die Teilnahme an der WM zu wahren.
Schafft Island das kleine Fußball-Wunder?
Als sicherer WM-Fahrer geht aus Gruppe E die Schweiz hervor, die ohne Niederlage durch die bisherige Qualifikation marschiert ist. Dahinter könnte Fußball-Zwerg Island eine kleine Sensation schaffen. Zu Gast in Norwegen, haben die Isländer es selbst in der Hand, sich mit einem Sieg für die Playoff-Runde zu qualifizieren. Auf Platz drei lauert aber noch ein gefährlicher Konkurrent: Mit nur einem Punkt weniger kann Slowenien sich auch noch Hoffnungen auf Platz zwei machen. Allerdings: Die Slowenen treffen am Dienstagabend auf den Gruppenprimus. Norwegen hat jede Chance auf die WM-Teilnahme bereits verspielt.
Wenn alles mit rechten Dingen zugeht, wird Russland sich in Gruppe F das direkte Ticket sichern, Portugal wird aller Wahrscheinlichkeit nach in die Playoffs müssen. Beide haben am Dienstagabend – mit Verlaub – leichte Gegner vor der Flinte: Russland gastiert in Aserbaidschan, Portugal empfängt Luxemburg. An den drei Punkten Vorsprung Russlands vor Portugal wird sich daher wohl nichts mehr ändern…
England will Platz eins in Gruppe H
Kopf an Kopf gehen Bosnien-Herzegowina und Griechenland ins Finale der Gruppe G – zumindest, was die Punkte angeht: Beide Teams haben 22 Zähler erspielt, Platz drei – die Slowakei – hat ganze zehn Kracher weniger. Die Tordifferenz beider Teams könnte aber nicht unterschiedlicher sein: Die Bosnier mit 29:6 stehen deutlich besser da als Griechenland mit 10:4. So richtig spannend wäre also am Dienstagabend das Match der beiden Gruppenbesten gewesen – das wird es aber nicht geben. Stattdessen tragen die beiden Kontrahenten den Zieleinlauf als Fernduell aus, Bosnien-Herzegowina in Litauen, Griechenland gegen Liechtenstein. Punktet Bosnien-Herzegowina dreifach, schauen die Griechen in die Röhre.
Für die Three Lions geht es in Gruppe H am Dienstag noch um den Gruppensieg. Die Engländer haben es in der Hand: Gewinnen sie ihr Heimspiel gegen Polen, ist ihnen die direkte Qualifikation nicht mehr zu nehmen. Die Ukrainer auf Platz zwei werden ihren Nachbarn die Daumen drücken – entführen die Polen zumindest einen Punkt aus Wembley und gewinnen die Ukrainer parallel ihr Match in San Marino (was wahrscheinlich ist…), dann schnappen sie den Engländern die direkte Qualifikation vor der Nase weg – und die Three Lions müssten nachsitzen. Montenegro, das vom ersten bis zum achten Spieltag entweder auf Platz eins oder zwei stand, hat keine realistische Chance mehr auf die Playoffs.
Playoff-Auslosung am kommenden Montag
Gruppe I gilt zwar als entschieden, rechnerisch kann Frankreich aber noch an Spanien vorbei ziehen. Dazu müsste allerdings Spanien, das drei Punkte vor den Franzosen steht, am Dienstagabend gegen Georgien verlieren und Frankreich – am besten hoch – gegen Finnland gewinnen. Trifft das erwartete Szenario ein, besiegt Spanien die Georgier und muss Frankreich in die Playoffs – unabhängig vom Ergebis am Dienstag.
Die Auslosung der Playoff-Begegnungen findet am Montag, 21. Oktober, in Zürich statt. Die vier stärksten Mannschaften der FIFA-Weltrangliste kommen dabei in einen Topf, die vier schwächeren in den anderen. Die Begegnungen werden voraussichtlich am 15. und 19. November gespielt.
Erklärung
Alle neun Gruppensieger qualifizieren sich direkt für die Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien. Die acht besten Gruppenzweiten qualifizieren sich für die Playoffs, die in Hin- und Rückspiel ausgetragen werden und deren Sieger ebenfalls an der WM-Endrunde teilnehmen. Um Vergleichbarkeit zu gewährleisten (Gruppe I hat nur fünf Teams statt sechs), werden die Spiele des jeweiligen Gruppenzweiten gegen den Gruppenletzten nicht gewertet; es zählen also insgesamt acht Spiele. Der schlechteste Gruppenzweite, Stand jetzt Bulgarien, hat zwar 13 Punkte auf dem Konto. Da sechs dieser Punkte aber aus den Spielen gegen Schlusslicht Malta stammen, hat Bulgarien im Zweitplatzierten-Ranking nur sieben Punkte – und wäre damit nicht für die Playoffs qualifiziert.