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Das nennt man wohl „ins kalte Wasser geworfen“: Dein Team hat kurz vor der Winterpause ganze zwei Punkte auf der Habenseite, das nächste Endspiel vor der Brust und du musst wenige Tage vor deinem 17. Geburtstag von Anfang an die Kohlen aus dem Feuer holen. Zuhause. Gegen Haudegen wie Vedad Ibisevic und Co. Yann-Aurel Bisseck kann ab sofort erzählen, wie sich das anfühlt. Sein Märchen hatte vorerst kein Happy End, andere Youngster hatten diese Saison schon mehr Spaß. Wir erzählen die Geschichten der jüngsten Punktesammler der bisherigen Saison.
Yann-Aurel Bisseck (1. FC Köln, Abwehr, 160.000, 6 Punkte)
Hut ab: Mit 16 Jahren, 11 Monaten und 28 Tagen debütiert und direkt sechs Punkte mit einer bärenstarken Leistung unter widrigen Vorzeichen eingefahren. Yann-Aurel Bisseck ist ein kleiner Hoffnungsschimmer im Kölner Trübsal. Zwar gab es für den FC auch gegen Hertha BSC mal wieder nichts zu ernten, immerhin darf sich Trainer Peter Stöger aber rühmen, einem hochinteressanten Nachwuchsspieler den Sprung in die Bundesliga ermöglicht zu haben. In dieser Situation eine solche Personalentscheidung zu treffen, verdient Respekt. In dieser Situation dann aber auch gleich abzuliefern, das verdient Bewunderung.
Jadon Sancho (Borussia Dortmund, Sturm, 2.540.000, 2 Punkte)
Kam Yann-Aurel Bisseck sogar für Köln-Fans eher aus der Kategorie „Überraschungskiste“, ist der zweitjüngste Punktesammler der Saison schon ein anderes Kaliber. Jadon Sancho war bei seinem Bundesligadebüt gegen Eintracht Frankfurt zwar erst 17 Jahre, 6 Monate und 26 Tage alt, lag aber seinerzeit deutlich über der 3.000.000-Marktwert-Grenze. Eingespielt hat er jedoch bisher wenig, lediglich zwei EInwechslungen und zwei Punkte stehen derzeit zu Buche.
Jann-Fiete Arp (Hamburger SV, Sturm, 5.810.000, 18 Punkte)
Wäre der Titel „Uwe Seelers Enkel“ nicht schon tatsächlich und unter biologischen Gesichtspunkten völlig zurecht an Levin Öztunali vergeben, Jann-Fiete Arp wäre der legitime Seeler-Enkel! 17 Jahre, acht Monate und 24 Tage alt war der Schüler, als er im Nordderby gegen den SV Werder gebracht wurde, zwei Wochen älter war der Blondschopf bei seinem ersten Bundesligator. Danach folgte gleich noch eines und am vergangenen Wochenende nötigte er die Innenverteidigung der TSG Hoffenheim zu einem Eigentor. Jann-Fiete Arp ist die Beatmungsmaschine, der Bypass und der Herzschrittmacher des Hamburger SV. Schön, wenn man dabei selbst die unbändige Kraft der Jugend besitzt.
Mickaël Cuisance (Borussia Mönchengladbach, Mittelfeld, 1.440.000, 12 Punkte)
Rein-raus-rein-raus-rein… Die Saison von Gladbachs Mittelfeld-Youngster fühlt sich an wie Umkleidekabine im Winterschlussverkauf. Sechs Einsätze, davon viermal ein- und zweimal ausgewechselt, kein Spiel über 90 Minuten, aber immerhin sechs Punkte. Eigentlich ein recht normaler Saisonverlauf für einen jungen Mann, der mit 18 Jahren, einem Monat und neun Tagen debütierte (und dabei einen 2:0-Sieg über den VfB Stuttgart feiern durfte). Aktuell ist der Sechser etwas außen vor und kam zuletzt zweimal nicht mehr zum Einsatz. Aber bald ist ja wieder Winterschlussverkauf.
Dan-Axel Zagadou (Borussia Dortmund, Abwehr, 2.910.000, 25 Punkte)
Den letzten Samstag wird Dan-Axel Zagadou wie alle Dortmunder so schnell nicht vergessen: Die Geschichte des Derby-Wahnsinns ist ja bekannt und Dan-Axel Zagadou hatte auf seiner linken Abwehrseite einen Logenplatz mit Privatvorstellung. Zumindest bei Anschlusstreffer zum 3:4, als der französische U-19-Nationalspieler gerade frisch eingewechselt von Daniel Caligiuri ausgetanzt wurde und nur noch hinterherschauen konnte, wie das schwarz-gelbe Schicksal seinen Lauf nahm. Anders als in dieser Szene, wo er nur außen vor war, ist der Dortmunder Neuzugang jedoch mittendrin in der Saison. Elf Einsätze, ein Tor, einmal Rot, 25 Punkte: Da ist richtig Leben drin in der Statistik des jungen Mannes, der mit 18 Jahren, zwei Monaten und 16 Tagen debütierte und eine bemerkenswert konstante Saison (einmal Minus) abliefert.
Kai Havertz (Bayer Leverkusen, Mittelfeld, 3.810.000, 18 Punkte)
Was, der? Ja, ja, Kai Havertz steht mit Fug und Recht in dieser Liste, denn der Leverkusener war bei seinem ersten Einsatz in dieser Saison gerade mal 18 Jahre, zwei Monate und 29 Tage alt. Unter all den Jungspunden, deren Bundesligaabenteuer gerade erst startet, ist Havertz allerdings tatsächlich schon so etwas wie ein alter Hase, hat er doch schon eine komplette Saison mit stattlichen 24 Einsätzen hinter sich. Und auch in dieser Spielzeit gibt es wieder reichlich Einsatzzeit: Zehn Einsätze sind schon wieder zusammen gekommen, allerdings mit durchaus wechselhaftem Erfolg. Zwölf Punkte gab´s beim Zweite-Halbzeit-Wahnsinn in Gladbach, minus sechs dagegen bei der Hertha. Dennoch: Kai Havertz ist längst eine feste Größe in der Bundesliga.