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Zum ersten Mal seit 36 Jahren konnte sich Peru für eine Weltmeisterschaft qualifizieren, nach viel Hin und Her darf sogar der gesperrte Kapitän mit. Was machen La Blanquirroja draus?
Qualifikation: Peru ergatterte in den Playoffs gegen den Ozeanienvertreter Neuseeland das letzte Ticket für die Weltmeisterschaft in Russland und versetzten damit ein ganzes Land in den Ausnahmezustand. In der knüppelharten Südamerika-Qualifikation lief das Team nach 18 Spieltagen auf Platz 5 ein und ließ u.a. Chile (dank des um zwei Tore besseren Torverhältnisses), Paraguay oder Ecuador hinter sich, die dem Land allesamt in der Zwischenzeit den Rang abgelaufen hatten. Kapitän Paolo Guerrero war mit sechs Treffern bester Torschütze Perus während der Qualifikation, Jefferson Farfan traf beim entscheidenden 2:0-Sieg im Playoff-Rückspiel.
Comunio2018-Kader Die großen Stars fehlten im Kader der Peruaner, sieht man mal vom Ex-Schalker Jefferson Farfan ab, der mit 33-Jahren seine beste Zeit allerdings auch schon hinter sich hat. Paolo Guerrero, bestens bekannt aus der Bundesliga und Kapitän der Mannschaft, war eigentlich nach einem Dopingvergehen „verschnupft“ und gesperrt, darf auch dank der Intervention der Mannschaftskapitäne der Gruppengegner jetzt überraschend doch noch dabei sein. Aus der Defensive Perus muss man sich für seinen Comunio2018-Kader nicht bedienen, in Mittelfeld und Sturm könnten außer den Genannten noch Andre Carrillo oder Renato Tapia Geheimtipps für die hinteren Kaderplätze sein.
Player to watch: Zwar ist Altmeister Jefferson Farfan mit 1.250.000 der teuerste Spieler im Kader Perus, wer aber schlanke 750.000 über hat, kann sie in die Hand nehmen und in Andre Carrillo vom FC Watford investieren. Der 26-Jährige absolvierte vergangene Saison 27 Premier League-Spiele und wird versuchen, die Gruppengegner über die rechte Außenbahn vor Probleme zu stellen.
Youngster to watch: Einer der wenigen Europa-Legionäre im Kader Perus ist Renato Tapia. Der 22-Jährige steht bereits seit Januar 2016 bei Feyernoord Rotterdam unter Vertrag und machte dort in der abgelaufenen Saison 15 Spiele in der Eredivisie und vier in der Champions League. Ihm ist am ehesten von den eher wenigen jüngeren Spielern Perus zuzutrauen, sich in Russland in den Vordergrund zu spielen.
Trainer: Der 60-jährige Ricardo Gareca hat als Spieler eine bemerkenswerte Laufbahn im argentinischen Vereinsfußball hingelegt: Mit River Plate, den Boca Juniors, Velez Sarsfield und Independiente hat der ehemalige Stürmer praktisch alle großen Vereine des Landes in seiner Vita stehen. Gareca bestritt selbst 20 Länderspiele und erzielte fünf Tore. Seit Januar 2015 ist der Nationaltrainer Perus und führte die Mannschaft auf Platz 3 bei der Copa América und 2017 zur ersten Qualifikation für eine Weltmeisterschaft seit 36 Jahren.
Erfolge: 1939 und 1975 gewann man die Copa América, 2011 und 2015 schied Peru jeweils im Halbfinale aus, gewann aber beide Male das Spiel um Platz 3. Bei den bisherigen drei Teilnahmen an Weltmeisterschaften reichte es 1970 immerhin zum Einzug ins Viertelfinale.
Kuriositäten: Peru könnte als aktuell amtierender Weltmeister nach Russland fahren. Ist Quatsch? Ein bisschen natürlich. Sehr, würde man als Fan der deutschen Mannschaft sagen. Und doch stimmt es, zumindest wenn man eine alternative Form der Titelvergabe für legitim hält als durch alle vier Jahre veranstaltete Weltturniere und sich stattdessen am Boxsport orientiert. Und da ist derjenige Weltmeister, der den bisherigen Titelträger geschlagen hat. Folgt man dieser bestechend nachvollziehbaren Logik, übernahm Peru den Titel des inoffiziellen Weltmeisters Ende August 2017 vom bisherigen Titelträger Bolivien, das ihn im selben Jahr Argentinien abgeknöpft hatte. Verlieren Guerrero und Co. in der Vorbereitung nicht mehr (gegen Saudi-Arabien und Schweden), wird Peru der Gejagte sein. Zumindest inoffiziell.
Weitere inoffizielle Weltmeister sind übrigens u.a. Israel, die USA, Rumänien oder Nordkorea.
Prognose: Mit Frankreich und Dänemark hat Peru zwei Mannschaften in der Gruppe, die als deutlich stärker einzuschätzen sind. Dem Team aus den Anden fehlen die Top-Entscheider, der Kader gibt (eigentlich) keine Überraschungen her. So muss man damit zufrieden sein, nach 36 langen Jahren mal wieder bei einer Weltmeisterschaft dabei gewesen zu sein.