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München, Dortmund, Schalke und Leverkusen. Zu Recht wird die Werkself in einem Atemzug mit den Schwergewichten der Bundesliga genannt. Was geht in der kommenden Saison?  

Die Situation:  Seit nun 20 Jahren gab es keinen Titelerfolg mehr für die Rheinländer. Trotzdem ist und bleibt Bayer Leverkusen ein Anwärter auf die Top-Plätze der Bundesliga und ist einer der wenigen Vereine, der den Liga-Krösussen  aus München und Dortmund spielerisch Paroli bieten kann. Einzig sie schafften es vergangene Saison, den FC Bayern zu schlagen.

Einen wesentlichen Anteil an der großartigen Entwicklung hat mit Sicherheit Rudi Völler, der schon von 1996 bis 2000 Sportdirektor von Bayer 04 war und nach seinem Engagement als Bundestrainer von 2000 bis 2004 und einem Techtelmechtel als Trainer von AS Rom seit Januar 2005 wieder die sportlichen Strippen in Leverkusen zieht. Völler ist Identifikationsfigur für den Club, für den er selbst zwei Jahre kickte. Er lebt seine Aufgabe und scheut es keineswegs auch mal klare Worte auszusprechen, wenn er diese für notwendig hält. Seiner Hartnäckigkeit ist es darüber hinaus zu verdanken, dass eine weitere Identifikationsfigur vorzeitig bis 2017 seinen Vertrag in Leverkusen verlängert hat  – nämlich Stefan Kießling. Völler hatte ihn stets für unverkäuflich erklärt und zeigt sich dementsprechend begeistert über Kießlings Entscheidung: “Stefan hat sich überragend in den vergangenen Jahren entwickelt. Er ist extrem wertvoll für unsere Mannschaft und auch für das Umfeld und unsere Fans ein absolutes Vorbild.“

Der 29 Jahre alte Kießling befindet sich derzeit in der Form seines Lebens. Mit seinen 25 Toren letzte Saison verwies er selbst Dortmund-Star Robert Lewandowski auf Platz zwei und sicherte sich die Torjägerkanone 2012/2013. Und auch seitens Comunio hagelte es Punkte für den gebürtigen Franken – nämlich 229 an der Zahl. Genug um selbst Superstar Franck Ribery hinter sich zu lassen und damit punktbester Spieler der vergangenen Comunio-Saison zu werden. Wer vor Saisonbeginn sein Team soweit gut aufgestellt sieht und sich noch ca. zwölf Millionen für einen Königstransfers aufgehoben hat, wird bei einer Investition dieser Moneten in Kießling mit Sicherheit nichts falsch machen!

Sicherlich werden einige sagen, mit dem Abgang von Andre Schürrle zum FC Chelsea fehlt den Leverkusenern im kreativen offensiven Bereich nun ein wesentlicher Bestandteil. Und dem gibt es auch nichts entgegen zu setzen. Mit seinen elf Toren und sieben Vorlagen trug Schürrle einen wichtigen Anteil zu Bayers erfolgreichen Saison bei. Doch hat sich Leverkusens Chefetage in dem Fall bemüht, einen adäquaten Ersatz zu finden und scheint diesen in Person von Heung-Min Son  gefunden zu haben. Auch wenn mittlerweile alleiniger Cheftrainer Sami Hyypiä gegenüber “bundesliga.de“ offensichtlich nichts von dem Ausdruck Schürrle-Ersatz hält und sein junges Talent vor Fragen wie, und ob er Schürrle vergessen machen könnte, schützen will: “Man muss ihm dabei sicherlich auch etwas Zeit geben. Dabei geht es mir zu allerletzt um die Frage, ob er Andre Schürrle eins-zu-eins ersetzen kann.“

Mit Daniel Carvajal und Michal Kadlec musste Bayer Leverkusen zwei weitere Stützen ziehen lassen, deren Verlust sicherlich schmerzen wird. Gerade beim sich prächtig entwickelten Carvajal werden sich so einige Bayer-Verantwortliche ärgern. Aber Real Madrid ist ja auch nicht auf den Kopf gefallen und hat die vereinbarte Rückkaufoption für 6,5 Millionen Euro gezogen. Aber auch hier hat Bayer reagiert und den 21 Jahre alten U-21-Nationalspieler Giulio Donati von Inter Mailand verpflichtet. Hinzu kommt mit Emir Spahic der Kapitän der bosnischen Nationalmannschaft sowie mit dem Ex-Stuttgarter Roberto Hilbert ein weiterer erfahrener Spieler. Und wer jetzt denkt, es fehlt doch noch was im offensiv denkenden Bereich, der bekommt mit Völlers Aussage: “Wir werden auf jeden Fall noch etwas im offensiven Bereich tun. Es kann ein Perspektivspieler oder ein gestandener Profi sein, es können auch zwei Spieler werden“, sowie dem aus Düsseldorf gekommenen Robbie Kruse das Gegenteil bewiesen.

Comunios Player to watch: Heung-Min Son. Leverkusen spielt traditionell schnellen Offensivfußball und das hat man letzte Saison mit Castro, Schürrle, Sam und Kießling auch eindrucksvoll bewiesen. In dieses Kollektiv von blitzschnell agierenden Offensivdenkern, reiht sich – nach dem Abgang von Schürrle – mit Heung-Min Son ein Talent ein, welches zum einen Bundesliga erprobt ist und zum anderen eine ähnlich Spielanlage wie Andre Schürrle mitbringt. Er besitzt eine grandiose Auffassungsgabe, ist schnell am Ball, sieht sich öffnende Lücken, hat einen fantastischen Schuss und besitzt einen ausgeprägten Torinstinkt. Fähigkeiten, die er unter Hyypiäs schnellem Offensivfußball sicher öfter ausspielen können wird als beim Hamburger SV. Ferner stehen seine Startplatzchancen auf dem linken Flügel ziemlich gut. Für derzeit etwas unter sieben Millionen Euro bei Comunio ist Son daher eine gute Investition, mit Potential ein 120 Punkte + x Spieler zu werden.

Prognose: Bayer Leverkusen hat das Potential, sich mit den besten der Liga zu messen. Es ist daher auch nicht verwunderlich, dass Cheftrainer Sami Hyypiä gewisse Erwartungen an seine Mannschaft stellt: “ Ziel von Bayer Leverkusen ist immer das internationale Geschäft. Dies haben wir in den vergangenen vier Jahren je zwei Mal in der Champions League und in der Europa League erreicht.“ Doch trotz des gesunden Selbstbewusstseins der Werkself lehnt man sich in Leverkusen nicht zu weit aus dem Fenster. Und das ist auch gut so. Überschwängliches Verhalten führt in den seltensten Fällen zum Erfolg. Laut Völler sieht man die Bayern derzeit für Jahre enteilt. Aber an Dortmund und Schalke ist man dran. Platz drei wird daher auch offiziell anvisiert. Und endlich wieder ein Titel, vielleicht über den Gewinn des DFB-Pokals, würde man in Leverkusen mit Sicherheit auch begrüßen.

Zugänge: Emre Can (Bayern München), Roberto Hilbert (Besiktas Istanbul), Emir Spahic (FC Sevilla), Giulio Donati (Inter Mailand), Heung Min Son (Hamburger SV), Andres Palop (FC Sevilla), Robbie Kruse (Fortuna Düsseldorf), Konstantinos Stafylidis (PAOK Saloniki)

Abgänge: Andre Schürrle (FC Chelsea), Michal Kadlec (Fenerbahce Istanbul), Daniel Carvajal (Real Madrid), Christoph Kramer (Borussia Mönchengladbach, Leihe, war an VfL Bochum ausgeliehen), Michael Rensing (Fortuna Düsseldorf), Hajime Hosogai (Hertha BSC), Daniel Schwaab (VfB Stuttgart), Nicolai Jörgensen (FC Kopenhagen, war bereits ausgeliehen), Manuel Friedrich (Ziel unbekannt), Carlinhos (Desportiva Brasil Porto Feliz, war an Jahn Regensburg ausgeliehen), Junior Fernandes (Dinamo Zagreb, Leihe)