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Ein Sieg, eine Niederlage: Nach zwei Spielen unter Bosz ist es Zeit, bei Leverkusen ein erstes Fazit zu ziehen. Einige Spieler haben jetzt auch bei Comunio wieder bessere Karten.
Vieles an Peter Bosz erinnert dieser Tage schwer an die Zeit bei Borussia Dortmund vor anderthalb Jahren. Im typisch niederländischen 4-3-3 geht es in erster Linie nach vorne. Die wichtigste Änderung findet demnach im Mittelfeld statt: Anstelle der gewohnten Doppelsechs bei Heiko Herrlich ist jetzt nur noch Platz für einen Sechser, hinzu kommen neu zwei Achter, die die Verbindung zwischen Defensive und Offensiver herstellen sollen. Der klassische Zehner hinter den Spitzen fällt weg.
Abwehr: Wendell gewinnt, Jedvaj verliert
Doch zunächst einmal angefangen bei der Abwehr. In der Innenverteidigung bleiben Jonathan Tah und Sven Bender weiterhin das erste Mittel der Wahl. Auf der rechten Seite hingegen hat sich zunächst Kapitän Lars Bender im Duell gegen den deutlich offensiver denkenden Mitchel Weiser durchgesetzt. Letzterer brachte es in den 17 Spielen unter Herrlich zumindest auf elf Startelf-Einsätze.
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Die wichtigste Änderung gibt es aber auf der linken Seite. Dort hatte Wendell in der Hinrunde seinen Stammplatz an den vielseitigen Tin Jedvaj verloren. Nun ist Wendell mit seinem Drang nach vorne aber wieder erste Wahl, während es Jedvaj unter Bosz in beiden Spielen noch nicht einmal in den Kader schaffte.
Mittelfeld: Baumgartlinger und Kohr gucken in die Röhre
Auf der im 4-3-3 so wichtigen Sechserposition hat sich zunächst einmal der Chilene Charles Aranguiz durchgesetzt, der zuvor unter Herrlich mit Lars Bender, Julian Baumgartlinger oder Dominik Kohr immer einen Nebenmann an seiner Seite hatte. Dieser fällt nun weg und damit auch die regelmäßigen Einsatzzeiten der beiden Letzteren. Baumgartlinger kam zumindest gegen Wolfsburg von der Bank. Für Abräumer Kohr stehen die Aktien hingegen denkbar schlecht. Noch kann man ihn für etwas mehr als 1 Mio. verkaufen.
Völlig neue Rollen gibt es hingegen für Julian Brandt und Kai Havertz, die beide jetzt deutlich defensiver auf der Acht aufgestellt sind. Zuvor agierte Havertz meist als Zehner, Brandt als Linksaußen. Die These, dass beide deshalb tendenziell zu weniger Torbeteiligungen kommen, lässt sich nicht bestätigen. Gegen Gladbach waren beide Spieler an den meisten Leverkusener Torschüssen beteiligt, gegen Wolfsburg hatte nur Karim Bellarabi mehr. Havertz und Brandt haben in den ersten beiden Spielen unter Bosz außerdem mit 17 (Brandt) bzw. 13 (Havertz) Punkten mehr als solide gepunktet. Sie sind das neue Herzstück des Teams.
Angriff: Neue Chance für Bailey – Alario weiterhin außen vor
Weil Brandt und Havertz nun aber defensiver agieren gibt es zumindest einen neuen Platz auf den Außenpositionen neben dem ohnehin seit mehreren Spieltagen gesetzten Karim Bellarabi. Diesen Platz hat sich Leon Bailey gesichert. Der Jamaikaner, enttäuschte im Kalenderjahr 2018 zumeist, was vor allem auch mit Herrlich zu tun gehabt haben könnte. Zehn Punkte in den beiden Spielen unter Bosz sind ziemlich gut, trotzdem muss Bailey künftig wieder deutlich mehr Torgefahr ausstrahlen. Sonst könnte auch Paulinho seinen Platz einnehmen, der so aber weiterhin eine Enttäuschung bleibt.
Und im Sturmzentrum gibt es auch unter Peter Bosz kein Vorbeikommen an Kevin Volland. Für Lucas Alario, der sogar schon mit einem Winter-Wechsel in Verbindung gebracht wurde, und der immerhin vereinsinterner Rekordeinkauf ist, bedeutet das nichts Gutes. Der Argentinier sollte für derzeit noch knapp drei Mio. schleunigst auf den Transfermarkt gesetzt werden.
Der Trend geht also nach oben bei vielen Leverkusener Spielern, allen voran Julian Brandt, Kai Havertz, Wendell und Leon Bailey. Ein bisschen Vorsicht sei allerdings geboten. Wie schnell die Ära Bosz in Dortmund endete, weil sein Code schon früh entschlüsselt war, dürfte vielen noch bestens in Erinnerung sein.