Der FC Bayern kommt unter Pep Guardiola immer besser ins Rollen. Verschmilzt der so stolze Verein mit der Spielidee des Spaniers? Und: Gibt es Auswirkungen auf Comunio-User?  

Günter Netzer muss es ja wissen. Immerhin ist seine Expertise in Fußball-Deutschland gefragt wie kaum eine andere – wenn er spricht, wird zugehört und meist auch ohne große Widerrede akzeptiert und abgenickt.

Angesprochen auf den Start Pep Guardiolas beim FC Bayern kommt Netzer aus dem Schwärmen gar nicht mehr heraus. „Hier wird gerade eine neue Ära eingeläutet. Und das, was er ihnen über Fußball erzählt, ist etwas Großartiges“ sagte der 69-Jährige zur „TZ“. „Deswegen finde ich das sehr, sehr gelungen und darauf kann man ganz toll aufbauen. Er wird jeden einzelnen Spieler besser machen.“

Pep hat Mannschaft kennengelernt

Gewiss: Das Paar Guardiola und Bayern hat die erste Phase der Zusammenarbeit überschritten. Der Spanier hat seine Mannschaft im Ganzen und die Spieler im Einzelnen so weit verstanden, dass er sich den Details widmen kann.

Es scheint, als hätte Bayerns Coach mittlerweile eine genaue Idee davon, wie er seinen Grundgedanken vom Spiel mit dem Traditionsbewusstsein der Münchner und dem letztjährigen Erfolg zur gewünschten Einheit formen kann.

„Es war klar, dass er Zeit brauchen würde, die zwei Systeme FC Barcelona und Bayern München miteinander zu verbinden“ sagt Präsident Uli Hoeneß. „Aber ich bin ziemlich sicher, dass diese beiden Kulturen langsam verwachsen. Ich bin überzeugt, dass daraus etwas ganz Fruchtbares entstehen kann.“

Die Spielidee

Guardiola ist viel zu intelligent, um alle Facetten des letztjährigen Systems über den Haufen zu werfen. Schon Jupp Heynckes ließ den Spielern trotz klarer Aufgaben Raum für gewisse Anarchie.

Sicher: Der Spanier hat den zweiten defensiven Mittelfeldspieler auf dem Papier wegfallen lassen, doch die Bayern wirken im Mittelfeld sehr fluide und schlecht greifbar. Die Abwehr steht noch höher als vor einem Jahr, die Rückeroberung des Balles bei Verlust soll so noch schneller gewährleistet sein.

Das macht die Münchner allerdings auch anfällig für schnelle Gegenstöße, da es in der Rückwärtsbewegung noch am Feintuning fehlt. Auch neu: Anders als unter Heynckes sollen die Angriffe nicht primär über die Außenbahnen aufgezogen werden.

Rafinha und Alaba, die zurzeit die Außen in der Viererkette besetzen, schieben im Offensivspiel sehr stark mit an, doch sie kleben nicht stur an der Linie, sondern rücken ein Stück mit ein, um im für Guardiola so wichtigen Zentrum als zusätzliche Anspielstation zu fungieren.

Dennoch – die Bayern bleiben sehr schwer zu durchschauen, da immer wieder auch Flanken eingestreut werden und so eine gewisse Unberechenbarkeit einsetzt. Die ständigen Positionswechsel in der Offensive unterstreichen dieses Faktum.

Die Spieler

Die Aufstellungen des FC Bayern sind für Comunio-Zocker ein leidiges Thema. „Ersatzspieler“ wie Xherdan Shaqiri kosten vergleichsweise viel Geld, Einsätze sind aber noch lange nicht garantiert. Durch die hohe Belastung ist Pep Guardiola sowieso dazu gezwungen, immer wieder zu rotieren.

Eine Bayern- Verpflichtung auf Comunios Transfermärkten ist dadurch auch immer mit einem gewissen Risiko verbunden, ein Verlustgeschäft könnte die Folge sein. Allerdings gibt es unter dem Spanier auch einige Überraschungen.

Rafinha hat sich extrem in den Fokus gespielt: Für 2,7 Millionen Euro ist der Rechtsverteidiger, der in dieser Saison noch nicht einmal Minuspunkte erhalten hat, sicher eine Überlegung wert.

Oder wie wäre es mit Philipp Lahm? Momentan agiert Bayerns Kapitän im Mittelfeld und hat dadurch nochmals mehr Aktionen im Spiel. Setzt man das ins Verhältnis mit seiner schon immer sehr niedrigen Fehlerquote, wären auch diese acht Millionen Euro bei Comunio gut investiertes Geld.

Bislang sammelte Lahm 5,67 Punkte pro Spiel. Macht er so weiter, würde der 29-Jährige am Ende der Saison bei fast 200 Comunio-Zählern landen. Zum Vergleich: Seine beste Punkteausbeute erzielte Lahm in der letzten Saison (132).

Guardiola selbst

Guardiola gibt offen zu, dass die erste Zeit beim FC Bayern und in der Bundesliga eine große Umstellung war. Das schnelle Spiel des deutschen Oberhauses, vor allem die zügig vorgetragenen Konter, war Neuland für ihn.

Hinzu kommt, dass die Erwartungshaltung durch den Zusammenschluss eines Triple-Siegers mit dem erfolgreichsten Trainer der letzten Jahre unglaublich hoch ist.

Nach dem unnötigen Punktverlust in Freiburg, bei dem seine Spieler zahlreiche Chancen ungenutzt ließen, blies dem 42-Jährigen erstmals ein leichter Gegenwind ins Gesicht.

Der Supercup-Erfolg über den FC Chelsea könnte sich am Ende der Saison als gewisser Knackpunkt herausstellen. Der Verein besiegte wieder einmal die eigenen Dämonen auf dramatische Art und Weise, Pep Guardiola bedeuten Siege gegen Jose Mourinho mehr als er zugibt.

Seit diesem Erfolg läuft es beim FC Bayern. Ein Freifahrtschein für die Meisterschaft oder andere Titel ist das allerdings nicht, meint Günter Netzer. „Ich denke nicht, dass es einen Durchmarsch geben wird. Dortmund ist besser als im letzten Jahr, die haben sich wirklich sehr gut verstärkt.“