Beim FC Bayern herrscht ein Überangebot an Mittelfeldspielern – eigentlich. Derzeit sind aber beinahe alle defensiven Mittelfeldspieler verletzt oder angeschlagen. Comunioblog spielt mögliche Optionen durch.  

Die Ausgangslage: Mit Schweinsteiger (18 Comunio-Punkte) und Martinez (0) hatte der FC Bayern München in der abgelaufenen Saison scheinbar das perfekte Sechser-Pärchen gefunden. Dann kam Pep Guardiola an die Isar und stellte auf nur einen Sechser um. Jetzt stellte man sich natürlich die Frage, wohin mit Martinez, denn Schweinsteiger schien gesetzt zu sein. Aber was passiert dann erst mit Luiz Gustavo? Vor allem, als bekannt wurde, dass Guardiola mit Thiago Alcantara (4) einen weiteren Mittelfeldspieler dazuholte. Gustavo verließ den Triple-Gewinner kurzerhand zum VfL Wolfsburg. Blieben dennoch drei starke Spieler für einen Platz. Und plötzlich spielte auch noch Philipp Lahm während der Vorbereitung im defensiven Mittelfeld. Die Auswahl schien beinahe zu groß. Doch plötzlich fehlen Martinez (Leisten-OP) und Thiago (Syndesmosebandriss) länger und Schweinsteiger ist ebenfalls angeschlagen. Weitere ausgebildete Secher wie Jan Kirchhoff und Pierre-Emile Hojbjerg mögen in der Bundesliga ihre Leistungen abrufen können, haben aber bei weitem noch kein internationales Format. Zumal beide derzeit ebenfalls verletzt fehlen. Was nun, Pep?

Schweinsteiger wird rechtzeitig fit:  Nach dem ersten Punktverlust der Bundesliga-Saison beim SC Freiburg gab es auch eine Verletzung bei Bastian Schweinsteiger zu beklagen. Deutschlands Fußballer des Jahres erlitt eine Gelenkstauchung und eine Kapselzerrung im rechten Sprunggelenk und fiel damit für die beiden WM-Quali-Spiele der Nationalelf aus. Aber auch für das Spiel gegen Hannover 96 bleibt Schweinsteiger fraglich. Der Mittelfeldstratege meldete sich unter der Woche zwar zurück und trainierte sogar mit der Mannschaft. Ob der Vize-Kapitän aber wirklich starten kann, bleibt fraglich. Gegen schnell umschaltende Hannoveraner bedarf es – vor allem, bei nur einem Sechser – eines fitten Spielers im defensiven Mittelfeld. Wenn Schweinsteiger spielen kann, ändert sich allerdings am wenigstens in der Startelf.

Das (deutsche) Nationalelf-Modell: Toni Kroos (10) spielte sowohl gegen Österreich als auch gegen die Färöer-Inseln auf der für ihn relativ ungewohnten Sechser-Position. Eigentlich läuft Kroos als Zehner auf. Doch in beiden WM-Quali-Spielen zeigte Kroos (natürlich auch teilweise der Schwäche der Gegner geschuldet) ansprechende Leistungen. Sollte Schweinsteiger ausfallen, dürfte Kroos Ersatz Nummer eins auf der Sechs sein. Dann würde Shaqiri (16)  in der offensiven Viererreihe starten. Kroos wäre vor allem eine äußerst torgefährliche Lösung. Als einziger Sechser könnte Kroos bei Offensivaktionen seiner Mannschaft 20 bis 25 Metern vor dem Tor des Gegners im Rückraum lauern, wenn sich alles auf die fünf brandgefährlichen Offensivspieler einstellt. Durch seinen starken Abschluss dürfte Kroos eine echte Waffe auf der Sechs sein.

Lahm rückt eins vor: Wie schon in der Vorbereitung könnte Kapitän Philipp Lahm (24) im defensiven Mittelfeld auflaufen. Der etatmäßige Außenverteidiger wäre dabei eher die defensive Variante auf der Sechs. Lahm könnte durch seine gute Übersicht, sein hohes Laufpensum und seine Passsischerheit das Spiel der Bayern mehr ordnen und vorantreiben, wäre aber wesentlich ungefährlicher im Torabschluss als beispielsweise ein Kroos (Fernschüsse) oder Schweinsteiger (Kopfbälle). Sollte Lahm auf der ungeliebten Position starten, würde Rafinha als Rechtsverteidiger beginnen.

Das (österreichische) Nationalelf-Modell: Dass David Alaba (15)  ein hervorragender Linksverteidiger ist, weiß inzwischen ganz Europa . Aber Alaba sagte selbst häufiger, dass er lieber im defensiven Mittelfeld spielen wolle. Weil den Bayern aber ein adäquater Ersatz als Linksverteidiger fehlt und das Angebot im Mittelfeld ohnehin (eigentlich) üppig ist, bleibt dem österreichischen Fußballer des Jahres nichts anderes übrig, als hinten links zu spielen. In der aktuellen Situation könnte Alaba aber, wie bereits in der österreichischen Nationalmannschaft, als Sechser starten. In der Nationalelf weiß Alaba jedenfalls auf der Sechs zu überzeugen. Viel hängt sicher auch davon ab, ob Guardiola eher Rafinha (für Lahm) oder Contento (für Alaba) spielen lassen möchte. Aber nach seinem erneut starken Auftritt als Ösi-Sechser, ist Alaba derzeit mehr als nur eine vage Spekulation im Bayern-Mittelfeld.

Brasilianische Lösung: Ganz wild spekuliert könnte Guardiola auch, um möglichst wenig an seiner Startelf zu verändern, Rafinha (2) auf die Sechs stellen. Dann wären die Außenverteidiger weiterhin Lahm und Alaba, an der offensiven Viererreihe vor dem einzigen defensiven Mittelfeldspieler müsste Guardiola ebenfalls nichts ändern. Aber traut der Spanier dem brasilianischen Außenverteidiger wirklich den wichtigen Posten als einziger Sechser zu? Immerhin bekommt Rafinha so viel Spielzeit bei den Bayern wie selten zuvor.