Noussair Mazraoui wird Bayerns neuer Rechtsverteidiger

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Der FC Bayern präsentiert mit dem schwer umworbenen Noussair Mazraoui den ersten Sommerneuzugang. Welche Perspektiven hat der Marokkaner bei Comunio?

Position

Eigentlich als zentraler Mittelfeldspieler aus der Jugend emporgekommen, ist Noussair Mazraoui inzwischen ein klarer Rechtsverteidiger. Ein Werdegang, der ein wenig an Benjamin Henrichs erinnert.

Der 1,83 Meter große Rechtsfuß hat einen guten Drang nach vorne, ist aber dennoch ein mehr als solider Zweikämpfer, der letzte Saison für einen Außenverteidiger sehr starke 59 Prozent seiner Duelle gewinnen konnte. Mazraoui rückt gerne ins Zentrum ein und schließt selbst ab. Flankenbälle gehören dagegen nicht zwingend zu seiner Kernkompetenz. Hasan Salihamidzic lobt vor allem auch seine Einstellung: „Noussair ist ein Spieler, der über die rechte Seite offensiv viel Druck macht. Uns gefällt auch seine Mentalität sehr“, so der Bayern-Sportdirektor nach der Vertragsunterschrift.

Bisherige Karriere

Mazraoui hat die Jugendmannschaften von Ajax Amsterdam durchlaufen, kam mit 18 Jahren zur Reserve und als 20-Jähriger schließlich zu den Profis. Ab Anfang 2018 war er schließlich Stammkraft unter Erik ten Haag, der ihn schnell zum Rechtsverteidiger umschulte. Seither ging es, mit Ausnahme einiger kleinerer Verletzungen, steil bergauf.

Der heute 24-Jährige blickt in 136 Pflichtspielen für Ajax auf zehn Tore und neun Assists zurück, ist dreimal niederländischer Meister und zweimal Pokalsieger geworden. Ganze 36 Spiele davon hat er in der Champions League absolviert. Vor allem in der letzten Saison wurde Mazraoui noch einmal deutlich gefährlicher vor dem Tor: In der Liga kam er auf fünf Saisontore.

Nicht ganz so rund läuft es hingegen für die A-Nationalmannschaft. Hier hat sich der gebürtige Niederländer für das Land seiner Eltern, Marokko, entschieden. Nachdem er nach einem Streit mit Nationaltrainer Vahid Halilhodzic nicht für den vergangenen Afrika-Cup nominiert wurde, legte Mazraoui seine Länderspielkarriere nach zwölf Partien für Marokko vorerst auf Eis.

Da der Vertrag nun auslief, bekommt Bayern den Rechtsverteidiger ablösefrei. Die Konkurrenz war logischerweise groß. Auch der FC Barcelona hätte Mazraoui gerne verpflichtet.

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Einstiegsmarktwert

Fünf Millionen kostete der erste Bayern-Neuzugang zu Beginn – und damit direkt mehr als Lucas Hernandez oder Benjamin Pavard. In den ersten vier Tagen legte er gleich drei Millionen zu. Mazraoui steuert aktuell in großen Schritten auf einen zweistelligen Millionenbetrag zu.

Situation

Man muss sich nichts vormachen: Die rechte Abwehrseite ist eine Problemzone bei den Münchnern gewesen. Benjamin Pavard landete hier eher aus Zufall, sieht sich der Franzose doch ganz klar als Innenverteidiger. Von ihm waren weder Davieesque Vorstöße noch punktgenaue Flanken von der Güteklasse Borna Sosa zu erwarten. Dass Bayern hier nachlegen würde, war also klar.

Und wie sich die Situation aktuell darstellt, ist der Stammplatz für Mazraoui in Stein gemeißelt. Pavard soll fortan, das hat auch Salihamidzic bestätigt, in der Innenverteidigung auflaufen. Josip Stanisic ist noch nicht mehr als eine Backup-Lösung. Einzig bei einem System mit Dreierkette könnte es eng werden, wenn Außenbahnspieler wie Gnabry oder Coman auf der Schiene spielen würden. Doch zumindest der Verbleib von Gnabry ist ja inzwischen alles andere als sicher.

Marktwertentwicklung

Mazraoui wird einen Stammplatz auf der rechten Abwehrseite des FC Bayern haben. Man darf trotz aller Erfahrung auch nicht über das Ziel hinausschießen bei den Erwartungen. Denn trotz der Aktivität nach vorne und der Zweikampfstärke sind Assists nicht unbedingt die große Stärke der Neuverpflichtung. Hier kam er in der gesamten Saison 2021/22 nur auf zwei. Auch Standards gehören nicht zu seinem Repertoire, wie es oft bei Außenverteidigern der Fall ist.

Dennoch kann Mazraoui fünf Millionen mittelfristig durchaus halten. Das bedeutet aber auch ein krasser Marktwertabfall zu Saisonbeginn. Hier gilt es also aufzupassen. Der aktuelle Peak dürfte bei einem niedrigen zweistelligen Millionenbetrag erreicht sein.

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