Die Zeit von Boubacar Sanogo in Deutschland schien bereits abgelaufen, und auch in Frankreich fand der Ivorer nicht sein Glück. Dann gab Energie Cottbus ihm noch eine Chance – und hat es nicht bereut.
Für europäische Fußballer sind die Golfstaaten ein begehrtes Ziel, um die eigene Karriere langsam ausklingen zu lassen. Meist schon längst über den eigenen Zenit, winken den Ex-Stars dort noch einmal Einsätze in einer semiprofessionellen Liga bei großartiger Bezahlung und ein Leben voller Luxus.
Anders verhält es sich für junge afrikanische Talente: Wenn es mit dem direkten Sprung nach Europa nicht geklappt hat, ist die arabische Halbinsel das nächste Ziel, um sich und die eigene Familie mit dem Fußball zu ernähren. Den Schritt ging auch Boubacar Sanogo aus der Elfenbeinküste. Mit Esperance Tunis wurde er zuvor immerhin zweifacher tunesischer Meister, ehe er mit 20 Jahren zu Al Ain in die Vereinigten Arabischen Emirate wechselte. Dort avancierte er zum Torjäger, schoss sein Team 2003 zum Gewinn der asiatischen Champions League und zu zwei Meisterschaften.
Über diesen äußerst erfolgreichen Umweg kam Sanogo so schließlich doch noch nach Europa: 2005 holte der 1. FC Kaiserslautern den kantigen Stürmer, der in der Pfalz schnell zum Publikumsliebling avancierte. Zehn Tore und acht Vorlagen standen nach 24 Bundesligaspielen für ihn zu Buche.
Nach Lautern geht es bergab
Doch seine Zeit bei den Roten Teufeln währte nur kurz: Der Ivorer verließ den Absteiger in Richtung Hamburger SV, und setzte sich hehre Ziele: „Ich will noch unter die Top Five der Torschützenliste“, kündigte Sanogo vollmundig an. Das war jedoch schon in der Winterpause der Saison 2006/2007. Vier Tore hatte er zu diesem Zeitpunkt auf dem Konto, es sollte kein einziges mehr für die Rothosen folgen. Unrühmlicher Höhepunkt war schließlich ein Handgemenge mit Frank Rost.
Diesmal ging Sanogo als Buhmann der Fans – passenderweise zum Erzfeind Werder Bremen. Und dort schien zunächst alles besser zu werden: In der Liga gelangen ihm neun Tore und drei Vorlagen in 21 Partien. Aufsehenerregend waren jedoch vor allem seine Auftritte in der Champions League. In beiden Gruppenspielen traf Sanogo gegen Real Madrid, auch beim Sieg gegen Lazio Rom gelang ihm ein Treffer. Am Ende reichte es zwar nicht für die K.o.-Phase, aber Sanogo hat seine Duftmarke in der Königsklasse hinterlassen.
Blöd nur, dass in seinem zweiten Jahr gar nichts mehr klappte. In der Liga traf Sanogo lediglich in der Hin- und Rückrunde gegen Energie Cottbus. Mehr war nicht drin. Im Rückspiel trug er dabei schon das Trikot von 1899 Hoffenheim, wo er auf Leihbasis den verletzten Topscorer Vedad Ibisevic ersetzen sollte, das aber nur leidlich schaffte.
Auch in Frankreich glücklos
Markigen Sprüchen ließ der Stürmer zu selten Taten folgen. Hoffenheim ließ die Kaufoption verstreichen, Bremen setzte ihm Rückkehrer und Publikumsliebling Claudio Pizarro vor die Nase. Da war für Sanogo klar, er muss gehen. Doch kein Bundesligist wollte das Risiko eingehen, den Rechtsfuß zu verpflichten. So führte sein Weg nach Frankreich zum AS St. Etienne. Aber auch dort fand er nicht sein Glück: Die meiste Zeit saß Sanogo auf der Tribüne. Ganze 30 Ligaeinsätze und ein mickriges Tor standen nach mehr als zwei Jahren zu Buche. Anfang 2012 beendeten beide Seiten das Missverständnis mit einer Vertragsauflösung.
Für Sanogo war damals klar: „Mein großer Wunsch ist, noch einmal in der Bundesliga zu spielen.“ Ganz so weit hat er es seither nicht wieder gebracht, aber zumindest hat er bei seinem jetzigen Verein Energie Cottbus eine sportliche Heimat gefunden, in der er sich wohlzufühlen scheint. Dafür musste er jedoch zunächst den eigenen Stolz hintenanstellen: In Cottbus musste der ehemalige Champions-League-Torjäger zunächst einmal im Training vorspielen, ehe sich der Zweitligist den Angreifer im Sommer 2012 angelte. Und Trainer Rudi Bommer hat offenbar genau den richtigen Draht zu ihm gefunden.
Bommer setzt auf Sanogo
„Bouba hat einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn, er kann es nicht leiden, wenn andere ungerecht behandelt werden“, lobte Bommer seinen Schützling: „Er ist eine echte Persönlichkeit. Der Junge redet zwar nicht viel. Aber wenn es darauf ankommt, sagt er, was er denkt. Er will den Erfolg und reißt die anderen mit.“
Das klappt in der Lausitz bisher ganz hervorragend: Mit 15 Toren war Sanogo in der vergangenen Saison bester Torjäger der Ostdeutschen. Und auch der Start in die aktuelle Saison verlief vielversprechend: Gegen den SC Paderborn gelang Sanogo am zweiten Spieltag sein erster Hattrick in Deutschland. Gut möglich, dass Sanogo nach jahrelanger Irrfahrt endlich wieder auf Kurs ist.
Die Zeit der Champions-League-Tore für ihn ist wohl vorbei, nach einem gemütlichen Karriereende unter der Skyline von Dubai sieht es allerdings auch nicht aus. Stattdessen verfolgt Sanogo sein Ziel Bundesliga mit aller Konsequenz – und wenn er dafür Energie hochschießen muss.