Der zweite zu Null Sieg für die deutsche Nationalmannschaft in Folge. Und: Das zweite Mal die deutsche Nationalmannschaft ohne Mats Hummels in Folge. Innerhalb einer Woche fährt die DFB-Auswahl zweimal ein 3:0 ein – beide Male sind die beiden Innenverteidiger Per Mertesacker und Jerome Boateng die erste Wahl für den Bundestrainer. Mats Hummels darf nur von der Bank zuschauen.

Viel wurde geredet über das Defensiv-Problem der deutschen Nationalmannschaft, das zumindest gegen die Färöer und Österreich gelöst wurde. Leidtragender war Mats Hummels, der sich seinen Stammplatz in Jogis Kader mit seinen Patzern gegen Paraguay verspielte. „Eine gute Defensive ist vielleicht sogar wichtiger als die Offensive“, sprach er noch kurz vor dem Testspiel am Betzenberg vor einem Monat und katapultierte sich damit fast selbst aus der Startelf für die kommenden Begegnungen – denn gut war nicht, was er an diesem Abend ablieferte. Drei Gegentore in der ersten Halbzeit, zwei davon unmittelbar durch individuelle Fehler von Hummels eingeleitet. Unkonzentriert und ungeschickt wirkte er gegen Paraguay, fiel immer wieder durch krasse Stellungsfehler auf.

Auch Per Mertesacker brillierte nicht in dieser Partie und wurde in der zweiten Halbzeit durch Jerome Boateng ersetzt. Beide Innenverteidiger wurden von Trainer und Medien stark kritisiert – „Sorgenduo der Nation“, schrieb zum Beispiel sueddeutsche.de – und doch ist es jetzt Per Mertesacker, der wie gehabt in der zentralen Abwehr der deutschen Auswahl steht.

Aber im Gegensatz zu Mats Hummels läuft es für Per Mertesacker im Verein dafür mehr als rund. Der 1,98 Meter große Spieler ist bei Arsenal gesetzt und durfte sein Team zum Saisonauftakt der Premier League sogar als Kapitän aufs Feld führen.

Hummels Probleme bei Borussia Dortmund

Mats Hummels hingegen muss sich auch bei Borussia Dortmund ranhalten, dort nicht auch noch seinen Stammplatz auf Dauer abtreten zu müssen. Davon ist er zwar noch sehr weit entfernt, aber die Konkurrenz schläft nicht. Neven Subotic hatte bisher das Nachsehen, stand gegen Eintracht Braunschweig nicht im Kader und musste Neuzugang Sokratis den Vorrang lassen. Doch der 24-jährige Subotic arbeitet an sich, hat nach verpasster WM mit der serbischen Auswahl sogar sein Nationalteam für weitere Freundschaftsspiele sausen lassen, um sich voll und ganz auf den BVB konzentrieren zu können.

Und es kriselte wohl auch zwischen Trainer Jürgen Klopp und Hummels, die laut „Kicker“ im Training aneinander gerieten; im folgenden Spiel gegen Eintracht Frankfurt wurde der Innenverteidiger zur zweiten Halbzeit gegen Ex-Bremer Sokratis ausgewechselt. „Mats hat im Moment nicht die allerbeste Phase“, erkannte auch BVB-Boss Michael Zorc. Der Spieler schwächelte allerdings schon öfter, man erinnere sich nur an das Halbfinalhinspiel der Champions League gegen Real Madrid. Ein dicker Patzer von Hummels sorgte für den einzigen Gegentreffer, er legte die Kugel quasi direkt auf Gonzalo Higuains Fuß, der wiederum Cristiano Ronaldo bediente; 42 Gegentore in der vergangenen Bundesligasaison sprechen ebenfalls für sich.

Trotzdem: Klopp setzt seit Jahren erfolgreich auf Mats Hummels, bei Borussia Dortmund gilt er als Führungsspieler und tritt sogar immer wieder als Spielmacher auf. Es gab kaum Partien, in denen er in den letzten Jahren nicht die vollen 90 Minuten auf dem Rasen stand.

Die Chancen in der Nationalmannschaft

In der Nationalelf könnte es jedoch kniffelig werden für den Spieler: „Bei der Nationalmannschaft ist er ja noch nicht ganz so lange dabei. Hier gibt es andere Führungsspieler, die Hierarchie ist eine andere als beim BVB“, erklärte Jogi Löw. Das Innenverteidiger-Duo Boateng/Mertesacker wird also vorerst zumindest die besseren Karten haben, gerade Boateng habe „diese Chance verdient“. Beide überzeugten und sicherten den Kasten von Manuel Neuer wie gewünscht zu Null ab. Der 1:0-Führungstreffer gegen die Färöer war da nur ein Bonus: Boateng verlängerte eine Ecke von Özil per Kopf, Merte hob die Kugel aus kurzer Distanz über die Linie.

Eine klare Ansage gab es nach dem Spiel von Jerome Boateng: „Ich möchte meinen Platz nicht hergeben, ganz klar. Mein Ziel ist es, bei der WM einen Stammplatz in der Innenverteidigung zu haben. Aber ich fordere diesen nicht verbal ein. Ich will ihn mir durch Leistung verdienen“, sagte der Bayern-Spieler mit einem Seitenhieb auf Hummels, der aus seiner schlechten Laune in den letzten Tagen keinen Hehl machte.

Hoffnung gibt es aber dennoch für ihn, denn Jogi Löw hat auch lobende Worte übrig, bezeichnet ihn als „sehr guten Innenverteidiger, dem aber im Moment vielleicht die ganz große Sicherheit fehle, die ihn im letzten Jahr auszeichnete“. Diese Sicherheit sollte er sich allerdings bald wieder holen.

Denn eins ist klar: Mats Hummels will zur WM – und zwar nicht als Ersatzspieler.