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Nach Sancho und Bynoe-Gittens bedient sich Dortmund mit Jayden Braaf erneut bei Manchester City. Doch ganz so viel Euphorie dürfte der Niederländer erst einmal nicht entfachen.
Position
Jayden Braaf ist ein klassischer Außenstürmer. Trotz seines starken rechten Fußes wird er zumeist über Linksaußen eingesetzt, geht aber von da nicht nur in die Mitte, sondern versteht es auch immer wieder, bis zur Grundlinie durchzuziehen. Er ist enorm schnell und kann dank seiner herausragenden Technik locker mehrere Gegenspieler mit Ball am Fuß abwimmeln. Auch der Abschluss und das Vorbereiten von Chancen gehört zu seinen Kernkompetenzen.
Bisherige Karriere
Obwohl der Name bisweilen in aller Munde war, ist allzu viel noch nicht passiert in der Laufbahn des 19-Jährigen. Der gebürtige Amsterdamer durchlief die Jugend von Ajax und PSV Eindhoven und wurde 2018 schließlich zur U18 von Manchester City transferiert. Dort machte Braaf sofort auf sich aufmerksam. Vor allem in der Reserve von ManCity hatte er 2019/20 mit neun Treffern in 16 Spielen eine herausragende Saison.
Seit der U15 war Braaf außedem fester Bestandteil in niederländischen U-Nationalteams, für die er in 21 Einsätzen sieben Mal getroffen hat.
Schon seit 2019 war halb Europa hinter ihm her, er durfte zwar unter Pep Guardiola trainieren, eingesetzt wurde er trotz allem Hype bei der spanischen Trainerikone nicht. So zog es Braaf Anfang 2021 zu Udinese Calcio in die Serie A, wo er Spielpraxis sammeln sollte. Nach einigen Einsätzen (vier Spiele, ein Tor) verletzt sich Braaf aber so schwer am Knie, dass er ein ganzes Jahr ausfiel. Sein letztes Pflichtspiel datiert vom 25. April 2021.
Trotzdem waren zahlreiche Klubs interessiert. Alleine aus der Bundesliga wollten Leverkusen, Leipzig, Gladbach, Bayern und Dortmund den Niederländer verpflichten. Den Zuschlag bekam schließlich der BVB. Ein ablösefreier Wechsel, obwohl es noch ein Jahr Restvertragslaufzeit gab.
Braaf
Einstiegsmarktwert
2 Millionen sind nicht viel für ein weiteres BVB-Megatalent von Manchester City. Damit ist er bei Dortmund aber schon teurer als Spieler wie Thorgan Hazard, Youssoufa Moukoko oder Giovanni Reyna. Rund 200.000 legt Braaf aktuell täglich zu.
Situation
Im Dortmunder Kader sind klare Außenstürmer rar gesät. Hazard dürfte wahrscheinlich sogar noch wechseln, mit dem aktuell aufstrebenden Jamie Bynoe-Gittens hat Braaf womöglich noch den schärfsten Konkurrenten für dieses Positionsprofil. Ob der BVB aber überhaupt mit Außenstürmern spielt oder eher mit Schienenspielern und zwei Zehnern, ist eine andere Frage.
Dennoch gibt es mehrere ganz große Fragezeichen. Nach einem Jahr Verletzungspause weiß niemand, wie Braaf aus dieser schwierigen Phase wieder herauskommt. Sebastian Kehl sagt: „Jayden, dessen Entwicklung wir schon seit Jahren intensiv beobachten, hat in der Vergangenheit gezeigt, dass er mit seinem Tempo und Talent ein Unterschiedsspieler sein kann. Nach über einem Jahr Verletzungspause wird er jetzt aber sicher Zeit benötigen, um zu alter Stärke zurückzufinden und sich im Herrenfußball voll zu etablieren. Diese Zeit wollen wir ihm geben und ihn behutsam heranführen.“
Es dürfte also relativ klar sein, dass Braaf zunächst einmal über die U23 herangeführt wird, um wieder in den Rhythmus zu kommen. Kehl fügte aber auch hinzu: „Wenn Jayden die vor ihm liegende Phase meistert und klar bleibt, haben wir in ihm ein großes Talent an Bord.“ Was dabei schon herausklingt: Braaf ist ein schwieriger Charakter, der sich in der Vergangenheit vor allem selbst im Wege stand.
Bei Manchester City forderte er allzu offensiv Einsatzzeiten bei den Profis, auch über Social Media. Dass das keine gute Idee war, ließ ihn nicht nur Pep Guardiola spüren, sondern auch seine Manschaftskollegen bei ManCity. Hoch dotierte Stars, die vom forschen Auftreten dieses Teenagers nur allzu irritiert waren. Dass die Citizens dieses Riesentalent trotz eines Jahres Vertrags-Restlaufzeit ablösefrei ziehen ließen, sagt viel aus. Keiner glaubte mehr daran, dass dieser junge Exzentriker noch zu einem Musterprofi wird, der sich auch taktisch in den Dienst der Mannschaft stellen kann. Sein fußballerisches Können war aber stets unbestritten, auch nach vielen Degradierungen wurde Braaf immer wieder ins Training der Profis zurückgeholt.
Für Dortmund hingegen ist dieser Transfer praktisch risikofrei. Der Vertrag dürfte stark Leistungsbezogen sein. Das Potenzial ist indes riesig.
Marktwertentwicklung
Es werden wohl ein paar Monate vergehen, bis wir Braaf auch mal im Profikader sehen. Der Marktwert dürfte also zu Saisonbeginn stark fallen. Eine Vorhersage ist hier aber maximal schwierig. Braaf muss vor allem mental noch geschliffen werden, um Leistungsträger bei Borussia Dortmund zu werden. Da hängt viel von Edin Terzic ab.
Kurzum: Zwischen einem Dauerkandidat für 160.000 und einem zweistelligen Millionenbetrag ist hier mittelfristig alles möglich. Wir rechnen aber damit, dass Braaf spätestens zur Rückrunde zu einer Art Edeljoker werden könnte, der in den Schlussminuten noch einmal für verrückte Dinge in der Lage ist. Eine hoch interessante Personalie, die man sich unbedingt vormerken sollte.