2Foto: © imago images / Jan Huebner
An dieser Stelle präsentieren wir jede Woche einen Spieler, der unter dem Radar läuft, ein sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis hat und seinen Marktwert schnell steigern könnte. Heute mit Alexander Bernhardsson von Holstein Kiel.
Marktwert: 1.070.000
Punkte: 12
Punkte pro Spiel: 3,0
Darum wird Alexander Bernhardsson unterschätzt
Vor nicht einmal einem Jahr wechselte der Schwede aus seinem Geburtsland nach Deutschland, doch in der kurzen Zeit hat er bei Holstein Kiel schon gezeigt, wie viel er wert ist. Trotz einer Erkrankung direkt zum Start traf er dann im ersten Comeback-Spiel – ausgerechnet gegen Mit-Aufsteiger FC St. Pauli und gehörte fortan zum Stammpersonal der Rückrunde, erzielte dabei insgesamt vier Tore und brachte ein neues Element in die Offensive der Störche.
Auch der Start in die neue Bundesliga-Saison gelang sofort: Im ersten Spiel knipste er prompt und sorgte so für das historisch erste Tor von Holstein Kiel in der Bundesliga. Dann kam der erste Rückschlag: eine Oberschenkelverletzung. Nach einem kurzen Comeback gegen Union Berlin der nächste: eine Adduktorenverletzung. Jetzt ist Bernhardsson zurück, spielte gegen Leipzig in der Schlussphase und könnte noch vor Weihnachten wieder ein Kandidat für die Startelf sein.
Dabei kann der 26-jährige Schwede der Unterschiedsspieler werden, den die Kieler Offensive in der bisherigen Zeit sehr vermisst hat. Bernhardsson kann entweder in der Doppelspitze, als Zehner oder auch auf dem linken Flügel als Schienenspieler aushelfen, wie er in der Vorbereitung gezeigt hat – vor allem auf letzterer Position könnte Störche-Coach Marcel Rapp einen dynamischen Linksfuß als Option gebrauchen.
Das macht den Angreifer von Holstein Kiel so stark
Denn während Finn Porath – gelernter Zehner, der letzte Saison erst auf der rechten Schiene aushalf und diese Saison viel links spielt – zwar auch mit gutem Tempo aufwarten kann, ist er kein natürlicher Dribbler – und auch nicht der stärkste Flankenspieler über die linke Seite. „Berra“ hingegen ist schnell, antrittsstark, beweglich und dadurch ein richtig starker Eins-gegen-Eins-Spieler, der in der Offensive so immer wieder die Zuordnung auflöst und für Unordnung sorgt. Zum Flanken hilft ihm dann der starke linke Fuß. Dazu bringt er auch einfach nochmal einige km/h mehr auf den Tacho als Porath: Der gelernte Zehner kam in der Vorsaison auf 34,48 km/h Spitzengeschwindigkeit, während „Berra“ mit starken 35,7 km/h der schnellste Kieler war.
Dazu funktioniert Bernhardsson noch stärker bei der Arbeit in den Strafraum. Als gelernter Rechtsaußen war es noch häufiger seine Aufgabe, in den Sechzehner zu ziehen und die Abschlüsse zu suchen – seine Erfahrung als Stürmer sowie Linksaußen wiederum hilft ihm dabei, auch als Schienenspieler in den richtigen Momenten in die gefährlichen Bereiche zu stoßen. Und dann ist da noch sein Abschluss: In etwa in jedem vierten Spiel trifft er selbst – diese Statistik zieht sich von seinen schwedischen Vereinen bis nach Deutschland. Kann er das in die Bundesliga retten, wäre das hervorragend. Er startete gut.
Beim Spiel in der Defensive kann man Alexander Bernhardsson eines nicht absprechen: Der Schwede kämpft bis zum Umfallen. Er gibt immer alles, auch in der Rückwärtsbewegung. Dabei agiert er extrem clever und aufopfernd für seine Mitspieler. Durch seine gute Physis im Vergleich zu seiner Rolle kann er auch durchaus in Zweikämpfen mithalten. Es ist allerdings nicht zu erwarten, dass er alle Zweikampf-Statistiken sprengen wird – am Ende bleibt er ein gelernter Stürmer.
Dieses Potenzial hat Alexander Bernhardsson bei Holstein Kiel
In Kiel hält man große Stücke auf den Schweden, der zwar schon 26 Jahre alt ist, mit weniger als einem Jahr Erfahrung in einer Top-5-Liga den ganz großen Durchbruch allerdings möglicherweise noch vor sich hat. Bereits ein Jahr vor seinem Wechsel nach Kiel gab „Berra“ sein Debüt in der schwedischen Nationalmannschaft – dass er es wieder dorthin schafft, ist nicht ausgeschlossen.
Und auch für die Bundesliga könnte Alexander Bernhardsson richtig wichtig werden. Denn die Kieler haben in der bisherigen Saison durchaus einige richtig gute Spiele gespielt. Am vergangenen Wochenende wäre gegen RB Leipzig sogar ein Punkt drin gewesen, hätten sie den zwingenden Elfmeter bekommen und dadurch zum 1:1 ausgleichen können. Dass die Offensive klappen kann, haben die Störche bereits gezeigt. Auch in der Defensive gab es einige gute Ansätze. Es fehlt die letzte Balance – oder eben ein Spieler, der vorne wie hinten mit vollem Einsatz und hoher Qualität überzeugen kann.
Es bleibt abzuwarten, wie schnell Bernhardsson schon wieder ein Kandidat für die erste Elf ist. Selbst wenn er vor Weihnachten noch nicht starten sollte, lohnt sich die Investition jetzt schon – denn kaum einer hatte am Wochenende sein Comeback auf dem Zettel. Jetzt kann es richtig losgehen für den Flügelsprinter – und für Holstein Kiel. Ein echter Comunio-Geheimtipp der Woche!