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Platz zwei gegen Platz 17 – die Ausgangslage zwischen Dortmund und Hoffenheim ist knapp drei Jahre nach einem denkwürdigen Duell gleich. Vor dem Aufeinandertreffen am Sonntag wirft Comunioblig einen Blick zurück.
Mit dem Rücken zur Wand zum amtierenden Meister: 1899 Hoffenheim stand sich beim Saisonfinale 2012/13 einem Endspiel im Abstiegskampf gegenüber. Mit 28 Punkten im Gepäck reiste der Vorletzte vom Kraichgau in den Ruhrpott, zwei Punkte betrug der Rückstand auf Platz 15 (Fortuna Düsseldorf) und 16 (FC Augsburg). Nur ein Sieg konnte die TSG noch retten.
Für Borussia Dortmund ging es nur um das Prestige. Nach zwei Meistertiteln in Folge musste Schwarz-Gelb den Titel wieder nach München geben, Platz zwei war schon gesichert. Doch der Traditionsverein wollte die einzigartige Chance nutzen, die verhassten Hoffenheimer im eigenen Stadion in Liga zwei zu stürzen.
Casteels überragend
Alles begann wie geplant: Robert Lewandowski brachte den BVB in der 6. Minute in Führung, Hoffenheim präsentierte sich verkrampft, geradezu gelähmt. Mit einer besseren Chancenauswertung hätte Dortmund schon vor der Pause alles klar machen können. Das polnische Traumduo Lewandowski-Blaszczykowski ließ jedoch mehrere Chancen liegen.
In Hälfte zwei bot sich zunächst das gleiche Bild. Nur ein Hoffenheimer schien sich mit aller Macht gegen den Abstieg zu stemmen: Keeper Koen Casteels, der gegen Großkreutz (53.), Gündogan (54.) und Kehl (67.) glänzend parierte. Allein Casteels war es zu verdanken, dass 15 Minuten vor Schluss noch Hoffnung bestand.
Kevin Großkreutz muss ins Tor
Als sich das Spiel auf den Kopf stellte, wurde ein altes Fußball-Klischee perfekt bedient: Vergebene Chancen rächen sich. Mats Hummels beging im eigenen Strafraum ein Foul, verletzte sich dabei und musste ausgewechselt werden. Die dritte Auswechslung des BVB, Elfmeter für Hoffenheim. Salihovic verwandelte zum Ausgleich. Ein Tor fehlte noch.
Drei Minuten später räumte Roman Weidenfeller als letzter Mann Hoffenheims Sven Schipplock ab. Wieder Elfmeter – und Platzverweis für Weidenfeller. BVB-Coach Jürgen Klopp konnte wegen Hummels‘ Verletzung nicht mehr wechseln, sodass Kevin Großkreutz Weidenfellers Trikot und Handschuhe übernahm.
Was wäre wohl passiert, hätte Großkreutz Salihovics zweiten Elfmeter gehalten? Wäre der Kultspieler in die Geschichte eingegangen als derjenige, der die TSG stürzte? Müßig, darüber noch zu reden, denn Salihovic knallte den Ball erneut unter die Latte. Hoffenheim ging erstmals in Führung.
In der Nachspielzeit wurde es schließlich noch einmal hochdramatisch. Als Marcel Schmelzer aus der Halbdistanz draufzog und der Ball ins Hoffenheimer Netz kullerte, schien Hoffenheim erneut erledigt. Doch da Robert Lewandowski im Abseits stehend antäuschte, den Ball noch zu spielen, nahm Schiedsrichter Jochen Drees den Treffer zurück.
Kompliment an das Schiedsrichtergespann, das in allen drei Szenen unter höchstem Druck die Nerven behielt und richtig entschied. Dass die Men of the Match, Koen Casteels und Sejad Salihovic, mit 12 bzw. 14 Punkten in der Comunio-Elf des 34. Spieltags 2012/13 landeten, erklärt sich von selbst.
Wiederholt sich die Geschichte?
Durch den 2:1-Sieg kletterte Hoffenheim an Fortuna Düsseldorf vorbei auf den Relegationsplatz; der FC Augsburg konnte sich durch ein 3:1 gegen das bereits abgestiegene Fürth retten. In der Relegation besiegte die TSG den 1. FC Kaiserslautern deutlich. Markus Gisdols Mannschaft blieb erstklassig.
Drei Jahre später sind sowohl Hoffenheim als auch der BVB wieder am gleichen Punkt angelangt. Während Dortmund wohl wieder einen sicheren zweiten Platz erklimmen wird, stecken die Kraichgau-Kicker tief im Abstiegskampf. Markus Gisdol wurde entlassen, Huub Stevens trat aus gesundheitlichen Gründen zurück, der 28-jährige Julian Nagelsmann soll es richten.
Beim Duell am Sonntag wird Hoffenheim auswärts wieder auf Sieg spielen. Die meisten Protagonisten des legendären Duells sind übrigens nicht mit dabei: Salihovic hat es nach China gezogen, Casteels zum VfL Wolfsburg, Großkreutz spielt ohne Handschuhe für den VfB Stuttgart und Weidenfeller sitzt wohl auf der BVB-Bank.
Fun Fact: In diesem Jahr wird Hannover 96 am letzten Spieltag nach München reisen – zum amtierenden Deutschen Meister. Ob sich das Szenario von 2012/13 mit anderen Klubs wiederholt? Kaum vorstellbar. Schon eher für Hoffenheim: Die TSG wird diesmal Dortmunds Rivalen Schalke 04 zum Saisonfinale empfangen. Gegen Königsblau rettete sich vor einem Jahr der HSV am letzten Spieltag in die Relegation.