Valtteri Bottas

Foto: © imago / Lacy Perenyi
Um die Formel 1 wieder zur uneingeschränkten Königsklasse des Motorsports zu machen, haben die Verantwortlichen die Regeln für die Saison 2017 mächtig umgekrempelt. Welche Änderungen es im technischen und sportlichen Bereich vorgenommen wurden, erfahrt Ihr hier. Und wer sich noch nicht bei ComunioGP angemeldet hat, kann das hier nachholen! 

Die Formel 1 galt seit jeher als die Königsklasse des Motorsports. Nirgends waren die Autos schneller. Nirgends war die technische Innovation größer. Nirgends erlebte man so viel Spektakel wie hier.

Doch das Bild hat sich gewandelt. Heute ist die Formel 1 für viele nicht mehr das Nonplusultra des Motorsports. Die Zuschauerzahlen lassen schon seit Jahren nach, die TV-Quoten sinken. Eine Entwicklung, die den Verantwortlichen Sorge bereitet – und auf die sie reagiert haben.

Frei nach dem Motto „back to the roots“ haben sich die Mitglieder der F1-Kommission (bestehend aus den Teams, dem Weltverband FIA, den Motorenherstellern, Streckenbetreibern, Rechteinhabern, Sponsoren und dem Reifenhersteller Pirelli) auf einschneidende Regeländerungen zur Saison 2017 geeinigt. Breiter. Schneller. Ja, gewaltiger und brachialer soll die Königsklasse wieder sein.

Die Rückkehr des Macho-Autos

Im Fokus stand dabei das Design der Autos, welche man einer „Macho-Kur“ unterzogen hat. Wie? Indem die neuen Boliden links und rechts um satte 20 Zentimeter zugelegt haben und auch Front- und Heckflügel breiter geworden sind. Das hintere Flügel-Element wurde im Sinne einer aggressiveren Optik darüber hinaus deutlich tiefer gelegt.

Dank des neuen aerodynamischen Aufbaus sind die Wagen jetzt windschnittiger, erzeugen mehr Abtrieb und lassen dadurch höhere Kurvengeschwindigkeiten zu. Das Ergebnis hat man bei den ersten offiziellen Testfahrten Ende Februar in Barcelona gesehen: Mit Leichtigkeit fuhren Sebastian Vettel, Lewis Hamilton und Co. um mehrere Sekunden pro Runde schneller als noch vergangene Saison.

Die Formel1-Saison 2017: Alle Teams und Fahrer

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McLaren Honda Bildquelle: Imago

Der höhere Anpressdruck in Verbindung mit höherer Geschwindigkeit macht den Piloten dabei nicht nur mehr Spaß. Er fordert sie auch mehr heraus. Bei höheren G-Kräften und stärkerer Anstrengung ist das Fahren schließlich schwieriger. Man darf gespannt sein, ob sich die Spreu nun noch mehr vom Weizen trennt.

Stärkere Reifen

Dass man dank der neuen Regeln von der „schnellsten Formel 1 aller Zeiten“ sprechen darf, liegt aber nicht allein am frischen Aero-Konzept. Auch die neu konzipierten Reifen spielen hier eine wichtige Rolle. Die Pirellis nehmen nämlich um 25 Prozent zu und sehen jetzt – vor allem an der Hinterachse – massiver aus.

Neben dem Layout hat der italienische Hersteller aber auch an der Haltbarkeit seiner Gummiwalzen gearbeitet. Waren diese wegen ihre kurzen Lebensdauer und ihrer schwierigen Handhabe noch ein Hauptkritikpunkt der letzten Jahre, sollen sie in der kommenden Saison kein störendes Thema mehr sein.

Darüber hinaus bietet ein breiterer Reifen mit einer größeren Auflagefläche einen weiteren Vorteil: mehr Reibung. Und damit mehr Grip, der wiederum hohe Kurvengeschwindigkeiten zulässt.

Wenig Neues beim Motor

Ein Bereich, den die Regelmacher nach langer Diskussion dagegen weitgehend unberührt ließen, betrifft die Antriebseinheit. Während zeitweise über eine Einführung von Alternativmotoren debattiert wurde, hielten die Verantwortlichen am V6-Hybrid-Antrieb fest.

Weil aber höhere Geschwindigkeiten einen höheren Spritverbrauch verursachen, dürfen ab diesem Jahr 105 Kilogramm Benzin mitgenommen werden. 2016 waren es noch fünf Kilogramm weniger. Dazu wurde – und das ist bezogen auf das Motorenreglement die vielleicht entscheidendste Änderung – das sogenannte Token-System abgeschafft. War den Herstellern bisher das Entwicklungsvolumen begrenzt, dürfen sie jetzt ausgiebiger forschen.

Übrigens: An den immens hohen Motorenkosten wurde nur im Detail geschraubt. Pro Saison müssen die Kundenteams den Herstellern um Mercedes, Ferrari, Renault und Honda nach einer kleinen Kürzung immer noch 17 Millionen Euro zahlen. Erst 2018 fallen weitere drei Millionen weg.

Sportliches Reglement

Aber genug des technischen Reglements. Auch sportlich dürfen sich die Fans über einige, teils große, Änderungen freuen. Das Wichtigste zuerst: Wird ein Rennen aufgrund der äußeren Bedingungen nur hinter dem Safety Car freigegeben, folgt – sobald es die Gegebenheiten zulassen – ein stehender Start. Bisher wurde das Rennen mit einem fliegenden Re-Start fortgesetzt.

Mit dieser Regeländerung reagieren die Verantwortlichen auf die Kritik im Vorjahr. Dreimal regnete es hier, dreimal wurde der GP hinter dem Safety Car aufgenommen. Der stehende Start fiel damit im wahrsten Sinne des Wortes ins Wasser, die Fans wurden um den vermeintlich aufregendsten Teil des Wochenendes beraubt. Nun, da einem der klassische Rennstart sicher ist, darf man sich also wieder auf mehr Action freuen. Und ganz nebenbei: Dank eines neuen Kupplungssystems trägt der Fahrer jetzt wieder mehr Verantwortung beim Losfahren. Ein abwechslungsreicherer Start könnte die Folge sein.

Auch die von den Rennstewards verhängten Strafen hat die FIA unter die Lupe genommen. Zu oft sprachen die Kommissare trotz oder gerade wegen schwammiger Regeln Sanktionen gegen Fahrer aus. Zu oft konnte man sich als Zuschauer darüber nur wundern.

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Ab diesem Jahr ist Schluss damit! 2017 darf nur dann eine Strafe verhängt werden, wenn den Stewards wirklich ersichtlich ist, dass ein Fahrer „einen Zwischenfall komplett oder überwiegend verursacht hat“. Bei halbgaren Situationen soll das Racing straffrei bleiben.

Auswirkungen

Rekordrundenzeiten sind dank der 2017er-Regeln garantiert. Auch optisch bietet die neue Formel 1 ein mächtigeres Auftreten. Sportlich ragt vor allem das Startprozedere nach Safety-Car-Phasen zu Beginn eines Rennens heraus.

Zu hoffen bleibt, dass sich die zugenommene Bedeutung der Aerodynamik nicht negativ auf das Renngeschehen auswirkt. Heißt konkret: Aufgrund größerer Luftverwirblungen könnte das Hinterherfahren und damit das Überholen schwieriger werden als zuletzt. Zudem schränken die langlebigen Reifen die Strategiemöglichkeiten der Teams ein.

So oder so: Man darf gespannt sein auf die neue Formel-1-Saison!

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