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Borussia Mönchengladbach hatte einst den Spitznamen „Borussia Barcelona“. Um dorthin zurückzukehren, wurde Daniel Farke als Cheftrainer eingestellt. Doch unter ihm wird man eher zu „Borussia Guardiola“ – Gladbach im Comunio-Taktik-Check.
Gladbach-Formation: Rückkehr zum 4-2-3-1
Borussia Mönchengladbach spielte unter Adi Hütter lange die Dreierkette, mit der Hütter auch in Frankfurt sehr erfolgreich war. Doch das Spielermaterial war nie besonders gut dafür geeignet. Unter dem neuen Chef Daniel Farke ging es nun wieder zurück zur Viererkette. Was anfangs wie ein 4-3-3 aussah, entpuppte sich mit Saisonbeginn schließlich als klassischeres 4-2-3-1.
Wie man es mittlerweile häufiger sieht, verschiebt die Borussia unter Farke gegen den Ball in ein 4-4-2 mit zwei anlaufenden Stürmern. Dafür rückt der Zehner eine Reihe nach vorne. Besonders überraschend war das mit Christoph Kramer auf der Pendelposition, der die Vorwoche noch Innenverteidiger und dann fast Mittelstürmer gespielt hatte.
In Mönchengladbach wollte man wieder zurück zur alten Spielweise – und die hatte den Spitznamen „Borussia Barcelona“. Doch stattdessen bekommt man etwas Ähnliches: Borussia Guardiola. Farke und der Manchester-City-Trainer sind befreundet und Pep Guardiola bewunderte Farke bereits in der Vergangenheit für seinen Spielstil.
Dieser Vergleich lässt sich auch statistisch sehen. Wie die Rheinische Post berichtete, besitzt die Borussia am meisten Ruhe am Ball (der Ball bewegt sich 1,17 Meter pro Sekunde nach vorne) und nur die Bayern spielen längere Passsequenzen (Gladbach 3,84 – Bayern 4,04 Pässe pro Sequenz) als die Gladbacher, zitiert die RP eine Studie von TheAnalyst. Im Europa-Vergleich hat Guardiolas City die extremsten Werte. Die Ähnlichsten Mannschaften zur Borussia? Der FC Arsenal unter dem ehemaligen Co-Trainer Guardiolas Mikel Arteta und der FC Girona – Partnerverein von Manchester City.
System-Verlierer: Borussia Guardiola zwingt Spieler auf die Bank
Der größte Verlierer im neuen System war Jordan Beyer. Das Innenverteidiger-Talent verlängerte kürzlich noch den Vertrag, doch mit nur zwei Innenverteidigern kam er nicht an einem starken Ko Itakura vorbei, der eigentlich auch für das defensive Mittelfeld geholt worden war. Doch dieser wurde noch innerhalb der Transferphase nach England verliehen, um unter Vincent Kompany – ebenfalls einem Pep-Guardiola-Schützling – Spielpraxis zu erhalten.
Ein weiterer Verlierer ist Stefan Lainer. Der Rechtsverteidiger, der aus der Pressing-Schule kommt, ist am Ball nicht gut genug für die neue Spielweise unter Daniel Farke. Mit Joe Scally hat man ein interessantes Rechtsverteidiger-Talent, das den Stammplatz von Lainer übernahm und bisher ordentliche Leistungen zeigte.
Ein weiterer Verlierer könnte sich bei Lars Stindl oder Christoph Kramer ergeben – beide zeigen gute Leistungen, haben aber bald keinen Platz mehr, um nebeneinander zu spielen (Stammplatzduelle: Zentrales Überangebot bei Borussia Mönchengladbach). Beide hatten jedoch auch schon zuvor nur wacklige Plätze in der Startelf oder waren gar nicht die erste Wahl. Wäre Florian Neuhaus nicht verletzt, würden beide vermutlich nicht spielen.
So spielt Gladbach das 4-2-3-1: Borussia Guardiola
Daniel Farke erfindet wie so oft den Fußball nicht neu. Die Elemente des Spiels sind alle schon einmal da gewesen, sogar bei der Borussia selbst. Doch Farke stellt alte Traditionen wieder her und kombiniert sie mit frischen, neuen Ideen aus seiner Zeit bei Norwich City und der Guardiola-Schule, auch wenn er selbst nie mit dem spanischen Toptrainer zusammenarbeitete. Immerhin war zu Borussia-Barca-Zeiten auch eben dieser Pep Guardiola Trainer des FC Barcelona, Ähnlichkeiten wundern also nicht.
Auch das Verschieben in ein 4-4-2 gegen den Ball, konnte man bei Guardiola bereits sehen. Das ruhige Spiel hat auch seine Tücken. Durch das viele Aufbauspiel hinten rum und wenig Wegschlagen des Balles, spielt man häufig unter hohem Druck in der Defensive. „Das muss eine Mannschaft mögen, inklusive des Risikos“, wird Farke von der Rheinischen Post zitiert.
Dieses Risiko ist abgewogen und gewollt. „Die Handschrift war zu sehen“, freute sich Farke über die gezeigten Leistungen gegen Leipzig. Wer den Ball kontrolliert, kann das Spiel kontrollieren, solange man Spieler hat, die ballsicher genug sind. Und die gibt es bei der Borussia, sie wurden nur in der Vergangenheit zu etwas gemacht, das sie nicht sind. Gerettet wird da auch die ein oder andere Situation von einem bockstarken Yann Sommer im Tor der Gladbacher, der ebenfalls enorme fußballerische Qualitäten besitzt.
Die besten Gladbacher: Wer spielt unter Daniel Farke?
Einer dieser Spieler ist Nico Elvedi. Der Innenverteidiger ist einer der ballsichersten Spieler der Bundesliga. Seit Jahren hat er mit die besten Passquoten der Liga. Elvedi trifft sehr gute Entscheidungen, wann er einen Ball sichert und wann er einen Angriff initiiert. Neben ihm spielte sich Ko Itakura fest – auch wegen dieser Ballsicherheit. Doch nach seiner Verletzung ist Marvin Friedrich der „next man up“. Bei ihm mangelt es hier noch etwas, doch das Team kann das kompensieren.
Vor allem auch wegen der Verpflichtung von Julian Weigl. Mit ihm bekommt man einen Sechser, der sehr stark am Ball ist und auch in der Entscheidungsfindung seine klaren Stärken hat. Elvedi und Weigl sind eine starke Achse, um das Guardiola-ähnliche Spiel unter Daniel Farke aufzuziehen.
Sommer – Scally, Itakura, Elvedi, Bensebaini – Weigl, Kone – Hofmann, Neuhaus, Plea – Thuram
Das überfüllte Mittelfeld entspannt sich durch die Verletzung von Florian Neuhaus, dort streiten sich Stindl und Kramer um den dritten zentralen Platz. Mit Alassane Plea und Marcus Thuram hat man zwar zwei physischere Stürmer, doch beide haben auch Tempo und sind gut am Ball – wichtige Elemente in Farkes System. Nationalspieler Jonas Hofmann ist als Leistungsträger sowieso gesetzt. Auch Manu Kone behält seinen Stammplatz – zumindest vorerst. Kramer und langfristig auch Neuhaus werden hier angreifen.
Comunio-Spielerempfehlung: Ramy Bensebaini
Klarer Gewinner ist Ramy Bensebaini. Eigentlich sollte der Linksverteidiger im Sommer verkauft werden, da sein Vertrag ausläuft und er scheinbar nicht verlängern möchte. Doch nach einem schwachen Hütter-Jahr blüht der algerische Nationalspieler richtig auf. Mit 7,83 PPS ist er der zweitstärkste Abwehrspieler in Comunio. Wenn er jetzt noch die Rolle als Elfmeterschütze zurückgewinnen kann, wird er diese Saison klar dominieren.