Das Comunio-Forum ist eines der größten Fußball-Foren in Deutschland. Im Interview mit Comunioblog spricht Forenadministrator Andreas über die Parallelen zu seinem Beruf, seinen Lieblingsbereich im Forum und ein Berliner Original.
Comunioblog: Hallo Andreas, hast du deine tägliche Runde durchs Forum schon beendet?
Andreas: Mehrmals sogar! Natürlich lese ich mir nicht jeden einzelnen Beitrag jedes Threads durch. Aber mit der Zeit entwickelt man – unabhängig davon, ob man im Comunio-Forum eine Moderatoren-Funktion ausfüllt oder nicht – ein halbwegs brauchbares Gespür dafür, wo gerade die Post abgeht und wo nicht. Natürlich gibt es Forenbereiche, die ich vorrangig in meiner Eigenschaft als Admin lese und solche, die ich als Fußballfan stärker aus inhaltlichem Interesse verfolge.
Comunioblog: Du bist der Forenadministrator des Comunio-Forums. Wie kann man sich deine Arbeit vorstellen? Beschreibe doch einfach mal…
Andreas: Diese Frage klingt auf den ersten Moment recht einfach, jedoch hängt diese Antwort meiner Meinung nach auch sehr stark davon ab, welche Schwerpunkte und Anliegen man persönlich für besonders wichtig hält. Zuallererst ist es natürlich meine Aufgabe, für einen möglichst reibungslosen Ablauf des Forengeschehens zu sorgen. Das beinhaltet zum einen das Einbringen von Ideen zur Weiterentwicklung von Comunio und des Forums ganz allgemein, wovon die meisten Foren-User relativ wenig mitbekommen. Einen größeren Teil meiner Zeit verbringe ich jedoch ganz einfach mit dem Beobachten des Forengeschehens. Beispielsweise mache ich mir sehr regelmäßig ein Bild vom Auftreten unserer Foren-Nutzer. Diese Beobachtungen ermöglichen es uns im Bedarfsfall, möglichst passgerechte Entscheidungen zu treffen, beispielsweise in Bezug auf Sanktionierungen aufgrund von Regelverstößen, aber auch bei der Auswahl zukünftiger Moderatoren.
Das allgemeine Ziel meiner Tätigkeit sehe ich darin, unser Miteinander so zu gestalten, dass sich jeder – man halte sich vor Augen, wie viele unterschiedlichste Typen von Fußballfans hier zusammentreffen – in diesem Forum mit seiner Persönlichkeit und seinen Ansichten so einbringen kann, wie er das kann und möchte. Das Ganze klingt zugegebenermaßen nach reichlich Feiertagslyrik, doch spielt diese Überzeugung bei zahlreichen großen und kleinen Entscheidungen des Alltags eine ganz erhebliche Rolle. Beispielsweise halte ich es für nahezu ausgeschlossen, jemanden ins Moderatoren-Team aufzunehmen, der bisher den Eindruck vermittelt hat, anderen Personen seine persönlichen Ansichten mit allen fairen und unfairen Mitteln aufdrängen zu wollen.
Comunioblog: Du machst den Job ja nicht alleine. Wie viele Leute helfen dir? Was ist deren Aufgabe?
Andreas: Ohne ein harmonierendes Team ist eine erfolgreiche Zusammenarbeit in der Tat schwer vorstellbar. Deshalb gibt es ein inzwischen recht großes Team, das sich inzwischen um weit mehr Aufgabenbereiche kümmert als noch vor einigen Jahren. Auf gar keinen Fall sollten an dieser Stelle die Jungs unerwähnt bleiben, die sich um den User-Support kümmern. Die Anzahl der Mails, die dort bei Bedarf binnen kurzer Zeit beantwortet wird ist schlichtweg der Wahnsinn. Und auch der Support im Forum erledigt sich ja nicht von alleine.
Des Weiteren bietet Comunio praktische Informationsdienste zum Bereich Fußball im Rahmen des eigentlichen Gameplays an. So sorgt Callmundo etwa dafür, dass der Verletzungsstatus eines jeden Bundesligaspielers auf dem aktuellsten Stand ist und unser Hot-News-Bereich mit reichlich Information zum Ligageschehen gefüttert wird. Und nicht zuletzt ist da natürlich die normale Forenmoderation zu erwähnen. Auch hierfür gibt es einen inzwischen relativ fest umkreisten Stamm von 25 Teammitgliedern. An dieser Stelle ein großer Dank an alle für ihren Beitrag, mit dem sie zum Gelingen des Spiels und der Forenmoderation beitragen.
Comunioblog: Im realen Leben bist du Lehrer. Da gibt es durchaus Parallelen, oder? Auch im Forum hast du ja so etwas wie einen Erziehungsauftrag…
Andreas: Sicherlich gibt es zwischen Schule und Forum einige Parallelen, bei genauerem Hinsehen zeigen sich allerdings nicht ganz unbedeutende Unterschiede. So ist der erzieherische Auftrag in der Schule doch um einiges weitgehender als im Rahmen des Forums. Wir Moderatoren nehmen sicherlich insofern einen Erziehungsauftrag wahr, weil nicht wenige junge Menschen durch Comunio zum ersten Mal überhaupt mit einem Internetforum intensiver in Kontakt kommen. Dabei kommt es durchaus schon mal vor, dass wir Nutzer gewissermaßen an die Hand nehmen und ihnen erstmalig die üblichen Gepflogenheiten in einem Internetforum überhaupt vermitteln. So manche von diesen damals noch jungen Nutzern haben das über die Zeit gelernt, gehören heute fast schon zum Inventar des Forums und werden allseits geschätzt.
Gleichwohl geht der Erziehungsauftrag an Schulen natürlich darüber weit hinaus. Der direkte und häufigere Kontakt, die nochmals anderen Rollen von Schülern und Lehrern sowie die Erwartungshaltung von Schülern, Eltern und Arbeitgebern usw. lassen Erziehung an Schule doch in einem anderen Licht erscheinen. Schließlich dient Schule primär der Entwicklung verschiedenster Kompetenzen, unser Forum hingegen eher der Unterhaltung und der Freizeitgestaltung.
Comunioblog: Wie schwer ist es diese riesige Fußball-Community zu betreuen?
Andreas: Dank des gerade beschriebenen Teams eigentlich gar nicht so sehr. Grundsätzlich halte ich es ohnehin für sinnvoll, nur dort regulierend einzugreifen, wo es wirklich notwendig ist – dann aber entschieden. Viele Angelegenheiten können von den Usern untereinander geklärt werden, was meines Erachtens auch die natürlichste und bestmöglichste Lösung für alle Beteiligten darstellt. Hinzu kommt ein Punkt, der im Übrigen anders ist als im Bereich Schule. Forenmoderation kann immer bis zu einem gewissen Grad zeitversetzt geschehen, d.h. man hat durchaus die Möglichkeit, Angelegenheiten ein, zwei Mal zu überdenken und dann zu entscheiden. Da sich manche Entscheidungen nun mal nicht sinnvoll aus dem Bauch heraus treffen lassen nehme ich mir diese Zeit auch. Diese Möglichkeit besteht im Schulunterricht nicht immer, weshalb dort die Fähigkeit zur Antizipation im Vorfeld einer Stunde stärker gefragt ist als im Forum.
Grundsätzlich muss man sich natürlich darüber im Klaren sein, es als Foren-Admin weder allen Usern noch allen Teamkollegen immer und überall Recht machen zu können. Es gibt durchaus auch heute noch Fälle, in denen das eine gewisse Belastung darstellt, allerdings würde ich mich für fehl am Platze halten, wenn ich diese Situationen nicht aushalten könnte.
Und gerade weil diese Tätigkeit einem auch gewisse Gestaltungsmöglichkeiten lässt, mache ich den Job sehr gerne.
Comunioblog: Hast du einen Lieblingsuser? Ein echtes Original des Forums?
Andreas: Schwierig, sich hier auf genau einen festzulegen. Jedoch gibt es mit Jomar aka HansSarpei einen, der schlichtweg nicht wegzudenken ist. Schon in jungen Jahren ein Berliner Original, (selbst-)ironisch, witzig und selbst dann noch freundlich und wertschätzend, wenn allen anderen schon längst der Geduldsfaden gerissen ist.
Dieser Eindruck war seit meinem allerersten Log-In in den Comunio-Chat da. Auch nach inzwischen 7 Jahren erinnere ich mich noch recht genau, wie ich mich damals als absoluter Foren-Noob mit einer Hand voll Beiträgen in den Comunio-Chat verlaufen habe. Und dann stand ich da, niemand sagte auch nur ein Wort, gefühlt alle Augen auf mich gerichtet zwischen bestimmt 10 Moderatoren und eben Jomar. Ich will jetzt nicht von Einschüchterung sprechen, aber in dem Moment hatte ich null Plan davon, was ich überhaupt sagen soll. Jomar war es, der dann völlig offen sagte, dass er alle meine Beiträge im Forum gelesen hat, diese super findet und sich freut, dass ich den Weg in den Chat gefunden habe. Bis dahin war ich eigentlich der festen Meinung, so eine entwaffnend-nette Offenheit und Wertschätzung sei ein reines Frauending. Doch wurde ich an dem Tag eines besseren belehrt.
Letztes Jahr ergab sich dann die Gelegenheit, zusammen das Heimspiel des MSV Duisburg gegen seine Hertha aus Berlin vor Ort zu sehen. Auch da haben wir uns auf Anhieb gut verstanden, 4 Tore, gerecht verteilt, gab es obendrein, alles in allem also ein cooler Abend.
Comunioblog: Hast du eine Anekdote zu ihm auf Lager?
Andreas: Zu Jomar gibt es so viele, dass es mir fast schon wieder schwer fällt, überhaupt eine zu nennen. Ich erinnere mich da an ein gemeinsam mit ihm geplantes und organisatorisch grandios geflopptes Online-Pokerturnier. Vor allem aber empfehle ich seine – vorsichtig gesagt – nicht immer ganz ernst gemeinten Alltags-Geschichten direkt aus seinem Block in Neukölln.
Comunioblog: Welcher Bereich ist denn dein persönlicher Lieblingsbereich im Forum?
Andreas: Am liebsten lese ich mir Beiträge im Talk-Bereich sowie den Vereins-Threads durch. Speziell in jenen Threads zu Themen wie Fankultur, Pyrotechnik oder Gewalt im Fußball ist immer was los. Gerade diese Threads sind aus der Moderatorensicht eigentlich der größte Alptraum, denn gerade hier treffen nicht selten völlig verschiedene Weltansichten aufeinander. Entsprechend regelmäßig fliegen hier die Fetzen. Doch gerade diese Threads gehören eben deshalb auch zu den lebhaftesten und unterhaltsamsten.
Comunioblog: Und welchen Bereich würdest du Usern, die das Forum noch nicht kennen, besonders ans Herz legen?
Andreas: Ein Forenbereich, den man getrost jedem Fußballfan ans Herz legen kann ist der Hot-News-Bereich. Schon aufgrund der schieren Menge an Informationen zum Fußballgeschäft, zusammengetragen von vielen Usern in zahllosen Stunden ist dieser Forenbereich absolut einzigartig für eine deutsche Fußballseite. Und gerade weil die dortigen Pressebeiträge nicht kommentiert, sondern ausschließlich gesammelt werden, kann man sich dort objektiver denn je eine eigene Meinung zu Vorgängen im Fußball eine Meinung bilden.
Comunioblog: Kommen wir noch einmal auf dich zurück. Du bist Anhänger von Borussia Dortmund. Wird das etwas mit dem Champions-League-Titel?
Andreas: Schwierige Kiste. Wenn man so weit wie der BVB gekommen ist, dann strebt man natürlich nach mehr. Und wer weiß, ob das überwältigende Finish gegen Malaga nicht doch bei dem einen oder anderen Spieler ein noch größeres Vertrauen in die eigene Stärke freisetzt. Unter den verbliebenen vier Teams sehe ich den BVB gewiss nicht als Favorit. Im Hinblick auf den Finaleinzug wird bereits viel von der Verfassung Reals abhängen. Die werden im Vergleich zur Gruppenphase ganz sicher noch eine bis zwei Schippen drauflegen.
Zudem bin ich mir relativ sicher, dass der spätere Championsleague-Sieger im anderen Halbfinalmatch vertreten ist. Bayern ist diese Saison schon verdammt stark und Barcelona kann ohnehin jeden Gegner in seine Einzelteile zerlegen, auch wenn sie einen etwas anfälligeren Eindruck machen als in den Jahren zuvor.
Aber natürlich lasse ich mich nur allzu gerne bei der Einschätzung der Dortmunder Chancen eines Besseren belehren. Ein Dortmunder Titelgewinn mit der Truppe wäre einfach nur genial.
Comunioblog: Und wie läuft deine Comunio-Saison? Als Foren-Admin muss der Titel doch eigentlich abonniert sein, oder?
Andreas: Schwierig, die Performance meines Teams zu umschreiben: Am besten wohl mit jung, dynamisch und erfolglos. Mein derzeit wichtigster Neuzugang Adam Szalai präsentiert sich punktetechnisch zwar besser als sein Vorgänger Bas Dost. Ladehemmungen hat der aber auch. Deshalb kann man wohl in Bezug auf die Tabelle sagen: Meine Heimat ist das Niemandsland…