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Die Vorrunde der 2018er-Weltmeisterschaft ist rum, wir haben jedes Team mindestens einmal gesehen und müssen feststellen: Naja. Dafür gibt es einen neuen Trend: Hier trifft der Chef noch persönlich!
Gegen den Trend: Alle 16 Partien des ersten Vorrundenspieltages sind gespielt und statt berauschender Fußballunterhaltung – mal das iberische Derby ausgenommen – war die erste WM-Woche eher ein Fest für Statistikfreunde und Trendforscher. Denn während früher die Kapitäne das Feld meistens vor sich haben durften, hat sich die Binde 2018 weit nach vorne verschoben: Kane, Falcao, Ronaldo, Lewandowski, Messi, Mané und andere führten ihre Farben zuletzt aufs Feld.
Das hat dazu beigetragen, ist aber nicht die alleinige Erklärung dafür, dass am ersten Spieltag bemerkenswerte neun Tore von den jeweiligen Spielführern erzielt wurden – so viele wie noch nie bei einer Weltmeisterschaft. In Deutschland steht der Kapitän im Tor. Könnte eine doofe Idee sein, würden Statistiker wohl anmerken.
Falsche Richtung: Zwei Eigentore in drei Spielen? Da muss doch Vlado Kasalo seine Finger im Spiel haben. (Wir erinnern uns, der Abwehrspieler aus dem ehemaligen Jugoslawien erzielte 1991 in zwei aufeinander folgenden Spielen zwei spielentscheidende Eigentore gegen seinen 1.FC Nürnberg). Doch der ehemalige Weltauswahl-Spieler, gegen den die Polizei wegen Wettbetrugs ermittelte, aber nichts abschließend beweisen konnte, ist einer Beteiligung an den Ereignissen in Russland relativ unverdächtig. Stattdessen übernahmen Thiago Cionek „für“ Polen und der Ägypter Ahmed Fathi.
Ganz bitter: Fathi könnte damit zum – pardon – Vater des vorzeitigen ägyptischen WM-Endes sein, Ciolek leitete ebenfalls die Niederlage seines Teams ein. Wie für die DFB-Elf gilt damit auch für die als Gruppenfavoriten gehandelten Polen: Ab sofort nur noch Endspiele!
Mieser Start: Apropos „ganz dumm gelaufen“… Die erste Rote Karte des Turniers sammelte im vorletzten Spiel der Hinrunde der Kolumbianer Carlos Sánchez ein. Und wenn man sich schon einen Platzverweis einfängt, dann soll es sich doch bitte auch lohnen. 3. Minute, Elfmeter, Gegentor, Auftaktniederlage gegen Japan.
Die Japaner dagegen können sich auf ihre starke Bundesliga-Fraktion verlassen und sich über einen überraschend gelungenen Start ins Turnier freuen. Dortmunds Shinji Kagawa und der Noch-Kölner und Bald-Bremer Yuya Osako trafen, dazu kamen mit Kapitän Hasebe (Eintracht Frankfurt) und Haraguchi (Fortuna Düsseldorf) zwei weitere Bundesligaspieler zum Einsatz, der eingewechselte Okazaki stürmte ja dereinst für den VfB Stuttgart und Mainz 05. Yoshinori Muto (Mainz 05), Takashi Usami (Fortuna Düsseldorf) und Gotoku Sakai (Hamburger SV) verfolgten das 2:1 von der Bank.
Elfmeter müsst ihr sein: Wir zählen durch: Modric, Ronaldo, Jedinak, Griezman, Kagawa, Sassi, Granqvist verwandelt, Messi und Cueva versiebt. Satte neun Elfmeter wurden in den ersten 16 Spielen dieser Weltmeisterschaft verhängt. Dazu kam noch gestern Abend der 10., den Mo Salah für Ägypten jedoch schon am zweiten Spieltag der Gruppe A verwandelte. Zwei vergebene Elfmeter sind übrigens jetzt schon einer mehr als bei der Weltmeisterschaft vor vier Jahren: 2014 waren 12 von 13 Strafstößen drin.
Und was gibt es Neues von der DFB-Elf? Da kam Kapitän Manuel Neuer knapp eine Stunde zu spät zur Pressekonferenz. Der Grund: Eine interne Besprechung (der Boulevard mag das Wort „Krisensitzung“ mehr) dauerte etwas länger. „Es war ein Wachrüttler. Natürlich kann einiges passieren. So stark wie nach dem Mexiko-Spiel war die Kommunikation in unserer Mannschaft noch nie. Ein gutes Zeichen. Man merkt, dass sich viele Spieler einbringen wollen.“ Das klingt doch hervorragend, dass sich viele Spieler jetzt einbringen wollen. Aber auch höchste Zeit, denn Samstag steht ja endlich das erste Gruppenspiel gegen die Schweden an. Moment…