Foto: © imago images / Moritz Müller
An dieser Stelle präsentieren wir jede Woche einen Spieler, der unter dem Radar läuft, ein sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis hat und seinen Marktwert schnell steigern könnte. Heute mit Kjell Wätjen von Borussia Dortmund.
Marktwert: 970.000 (Stand 6.5.24)
Punkte: 8
Punkte pro Spiel: 8
Darum wird Kjell Wätjen unterschätzt
Wer hat die Traumgeschichte rund um Marco Reus nicht mitbekommen? Der Routinier hat seinen Weggang von Borussia Dortmund zum Saisonende verkündet – und im nächsten BVB-Spiel gegen den FC Augsburg drei Scorer hingelegt – ein Treffer, zwei Torvorlagen. Die Vergangenheit der Schwarzgelben, sie blühte noch einmal. Dabei ging beinahe etwas unter, wie gut die Zukunft von Borussia Dortmund sich im selben Spiel entfachte. Antonios Papadopoulos gab sein Startelf-Debüt in der Innenverteidigung – und Kjell Wätjen durfte überhaupt das erste Mal ran.
Vom Dauergast auf der Bank in der Champions League – oder Spielen bei den A-Junioren – rückte Wätjen sofort in die Anfangsformation. Und das besondere: Die Zukunft bereitete das Tor der Vergangenheit vor. Mit einem Traumpass schickte Wätjen Reus hinter die Kette, bevor dieser zum 4:1-Zwischenstand vollendete.
Wer den Namen Wätjen noch nicht kannte, lernte ihn spätestens am Montag kennen, denn Sebastian Kehl lobte den Youngster und garantierte ihm einen Kaderplatz in der Champions League in Paris – obwohl der 18-Jährige am Dienstagmorgen noch eine Abiturprüfung schreiben muss. Viel Erfolg dabei – und viel Erfolg in den restlichen zwei Saisonspielen. Denn vermutlich wird Edin Terzic am Wochenende erneut rotieren. Eine weitere Chance für Wätjen!
Das macht den Dortmunder so stark
Der 18-jährige Mittelfeldspieler spielte bei der BVB-U19 wie auch bei den Profis etwas tiefer zurückgezogen als Reus, kann aber auch offensiver eingesetzt werden. Dabei glänzt er vor allem durch seinen feinen Fuß. Nicht nur Pässe wie auf Reus spielte er in der A-Junioren-Bundesliga am laufenden Band – immerhin neun Torvorlagen verbuchte er im Ligabetrieb (eine weitere in der UEFA Youth League). Neben dem Treffer von Reus bereitete er noch eine weitere Großchance vor. Insgesamt kamen sechs Torschussvorlagen von Wätjen.
Nein, sein Fuß ist auch für etwas anderes gemacht: Weitschüsse. Kjell Wätjen hat eine hervorragende Schusstechnik und versenkte in dieser Saison schon zehn Bälle im Netz – er ist der zweitbeste Torjäger der U19, hinter U17-Welt- und -Europameister Paris Brunner, der jedoch als Mittelstürmer auch näher am gegnerischen Gehäuse steht. Apropos Europameister: Auch Wätjen gehörte zum Erfolgsteam von vor zwölf Monaten. Gegen Schottland erzielte er sogar ein Turniertor.
Doch Wätjen schießt nicht nur scharf, er zeigt sich auch schnell und laufstark – einige seiner Tore schoss er auch durch gute Läufe in die Box. Eine Qualität, bei der er sich in der Vergangenheit viel von Marco Reus abgeschaut haben dürfte. Doch Wätjen sah nicht nur mit dem Ball gut aus – er gewann auch vier seiner sieben Zweikämpfe, machte defensiv einen soliden Job gegen vor allem anfangs sehr engagierte Augsburger. Wätjen hat gezeigt, dass er trotz seines jungen Alters schon auf Bundesliga-Niveau mithalten kann.
Dieses Potenzial hat Kjell Wätjen bei Borussia Dortmund
Der BVB-Youngster ist in einer perfekten Situation. Er hat die Rotationschance genutzt, sich in den Fokus von Trainer Edin Terzic gespielt und kann jetzt an den finalen zwei Bundesliga-Spieltagen, an denen es für Borussia Dortmund um nichts mehr geht, Erfahrung in der Bundesliga sammeln. Möglicherweise winkt dazwischen sogar ein Auftritt in der Champions League. Die kurzfristige Perspektive ist also versorgt – und wenn er auch nur annähernd so stark spielt wie bisher, dürfte er Comunio-Managern im Saisonfinish noch richtig helfen. Für unter einer Million bekommen diese nämlich acht Comunio-Zähler im Debüt!
Langfristig ist klar: Top-Talenten wie Wätjen gehört die Zukunft. Der 18-Jährige könnte wirklich Nachfolger von Marco Reus werden, sogar in genau dessen Rolle als zentraler oder offensiver Mittelfeldspieler. Dabei wird er wohl nicht gleich im Sommer Julian Brandt wieder verdrängen, doch die Backup-Situation von Reus öffnet sich durch dessen Weggang. Damit ergibt sich auch mittelfristig eine gute Perspektive – schon im kommenden Jahr könnte es eine feste Rotationsrolle für das Dortmunder Eigengewächs. Seit er neun ist – also sein halbes Leben – spielt er schon für die Schwarzgelben. Wenn der BVB clever ist, schickt er ihn – anders als Reus – nicht erst einmal weg, um ihn später zurückzuholen.