Der FC Liverpool hat dreimal in Folge 1:0 gewonnen. Alle drei Tore schoss Daniel Sturridge. Zwischenzeitlich standen die Reds sogar an der Tabellenspitze – reicht es wieder für Platz eins?
Lange ist es her, seitdem der FC Liverpool einen Titel feiern durfte. Mehr und mehr versanken die Reds im Mittelmaß der Liga. Mit den Big Four konnte man einfach nicht mithalten. Finanziell und sportlich waren Chelsea, Manchester United und Co. beinahe eine andere Welt. Im Juni 2012 verpflichtete man mit Brendan Rodgers einen Trainer, der für neuen Aufschwung an der Anfield Road sorgen sollte. In seiner ersten Saison führte Rodgers Liverpool auf Platz sieben. Allerdings weit entfernt vom Fünften, Tottenham Hotspur. Lediglich den 23 Treffern und elf Vorlagen von Luis Suarez hatten es die Reds zu verdanken, dass sie relativ weit oben im Tableau landeten.
Die neue Saison läuft völlig anders. Suarez ist noch immer wegen seines Bisses an Chelseas Ivanovic gesperrt. Während seiner Abwesenheit konnte vor allem ein Spieler glänzen: Daniel Sturridge. Der 24-jährige englische Nationalspieler erzielte in allen drei Saisonspielen das einzige und entscheidende 1:0 für Liverpool. Damit hat Sturridge seine Mannschaft zwischenzeitlich auf Platz eins der Premier League geführt. Ein Gefühl, das man in Liverpool kaum noch kennt.
Was passiert, wenn Suarez wieder spielen darf?
Doch was passiert, wenn Suarez wieder spielberechtigt ist. Trainer Rodgers greift schonmal präventiv mit seiner ruhigen aber bestimmten Art ein: „In Liverpool kriegen die Spieler gesagt, wo sie spielen sollen. Wir verhätscheln die Spieler nicht, sie sollen ihren Job machen. Wenn sie ein Superstar sein wollen, wenn sie Individualisten sein wollen, dann können sie es hier vergessen“, so Rodgers in der „Daily Mail“.
Rodgers stellt klar das Kollektiv in den Vordergrund. Auch wenn Sturridge den Reds durch drei Tore und starke Leistungen neun Punkte gesichert hat: Er ist nur einer von vielen. „Es geht um’s Team. Wir wissen, wie Stürmer manchmal sind. Aber ich glaube nicht, dass das ein Problem in diesem Fall ist“, sagt Rodgers weiter. Denn: „Keiner von den beiden ist der Hauptakteur. Es geht nur um das Team.“
Und als Team funktioniert der FC Liverpool in dieser Saison bisher stark. Vor allem die Defensive um die erfahrenen Agger und Skrtel steht bombensicher. Liverpool lässt nur wenige Torchancen zu und hat im Kasten eine starken Mignolet, den man vor der Saison für rund zehn Millionen Euro vom AFC Sunderland holte. Es ist also kein Wunder, dass Liverpool in der Liga gegen Stoke City, Aston Villa und auch Manchester United kein Gegentor kassieren musste.
Mehr als nur Mittelmaß in dieser Spielzeit?
Die große Frage ist allerdings: Wie gut ist der FC Liverpool wirklich nach dem Traumstart? Als einziges Premier-League-Team holten die Reds bisher die volle Punkteausbeute. Als einziges Premier-League-Team hat Liverpool noch kein Gegentor hinnehmen müssen. Und der eigentliche Unterschieds-Spieler, Suarez, kommt erst noch zurück. Doch ein Blick auf den Kader zeigt, dass die Reds nur als Team funktionieren können. Die Rodgers-Maxime, dass das Kollektiv über dem Einzelnen steht, ist auch im Kader erkennbar. Es gibt kaum Individualisten, die den Unterschied ausmachen können. Lediglich Suarez, Sturridge und Lucas können in diese Kategorie gezählt werden.
Dafür besticht das Liverpool-Aufgebot durch Spieler, die für die Reds alles geben. Die wissen, dass sie nur im Kollektiv eine Chancen haben, das internationale Geschäft zu erreichen. Außerdem baut Rodgers ein Team für die Zukunft auf. Mit einem Altersdurchschnitt von 25,3 Jahren ist der FC Liverpool das zweitjüngste Team der gesamten Premier League. Rodgers scheint genau der richtige Trainer für diesen Um- und Aufbau an der Anfield Road zu sein.
Durch seien akribische Arbeit trichtert er seinen Spielern das berühmte Liverpool-Gefühl ein. Nach dem Motto: Nicht du selbst, sondern nur der Verein zählt! Und nur als Ganzes, als Team, kannst du erfolgreich sein. Fraglich bleibt allerdings, ob Sturridge und Co. weiterhin in der Spitzengruppe bleiben können. Ein Sieg beim vorherigen Rodgers-Klub, Swansea City, ist natürlich durchaus möglich. Dann wären die Reds wieder ganz oben in der Tabelle. Aber eine Saison in der Premier League ist sehr lang und sehr intensiv. Ob der Kader vom FC Liverpool schon jetzt bereit ist, um den ganz großen Coup zu feiern, darf getrost bezweifelt werden. Aber ein Platz im internationalen Geschäft sollte durchaus möglich sein. Es wäre der erste Schritt auf dem Weg, zu altem Ruhm.