Der Nationen Classico Deutschland gegen Angstgegner Italien WM 2006

Wenn Italien und Deutschland auf dem Fußballplatz aufeinander treffen, sind Emotionen vorprogrammiert. Auch wenn es sich – wie diesen Freitag – lediglich um ein Vorbereitungsspiel für die kommende Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien handelt. Beide Nationen haben ihr WM-Ticket nämlich schon souverän während der Qualifikation gelöst. Doch auch die Historie weist genügend Duelle auf, die nicht emotionaler, kontroverser und prägender hätten sein können. Deutschland gegen Italien bewegt nicht nur, die Begegnung rüttelt die Gemüter. Grund genug, dass auch Comunioblog einen Blick zurück auf historische Duelle beider Nationen wirft.

 

Die Statistik sagt: Italien lieber aus dem Weg gehen!

Deutschland gegen Italien ist ohne jeden Zweifel eines der brisantesten Duelle im Weltfußball. Bis zum jetzigen Zeitpunkt brachten es beide Nationen auf genau 31 Aufeinandertreffen. Das erste Mal standen sich beide Teams am 01. Januar 1923 in Mailand gegenüber. Italien gewann das Spiel 3:1. Das bisweilen letzte Duell auf dem heiligen Rasen wurde am 28. Juni 2012 in Warschau angepfiffen. Es war das EM-Halbfinale und das bis dahin ungeschlagene Team von Bundestrainer Joachim Löw, musste sich Italien und hauptsächlich einer Person geschlagen geben – Mario Balotelli. Sein Jubel – oberkörperfrei seine Muskeln präsentierend – sollte noch lange im Gedächtnis der Deutschen verankert sein. Aber auch über das verlorene EM-Halbfinale hinaus, ist Italien Deutschlands Angstgegner. Ein Blick auf die Statistik beweist: Von 31 Partien konnte Deutschland lediglich sieben Spiele für sich entscheiden. Neun Spiele endeten Remis. Glatte 15 Mal musste sich Deutschland Italien geschlagen geben. Soll das de facto heißen: Italien ist besser aus dem Weg zu gehen? Das Argument eines Reporters der Süddeutschen Zeitung, dass man Kräftemessen mit Angstgegnern vor großen Turnieren lieber vermeiden sollte, kontert Bundestrainer Löw: “Wir wollten im November Testspiele, in denen wir etwas lernen können. Da gibt es keinen besseren Gegner als Italien.“ Diese Einstellung loben wir von Comunioblog uns und erinnern im nächsten Atemzug an weitere Kräftemessen beider Mannschaften. Es sei jedoch vorweg genommen: viel Erfreuliches gibt es gegen die Squadra Azzurra bisher nicht zu berichten – besonders nicht in entscheidenden K.O. Spielen!

EM 1996 in England: Drittes Vorrunden-Spiel Deutschland gegen Italien, Ergebnis 0:0

Ein 0:0 Unentschieden klingt jetzt erst mal nicht besonders nach einer erfolgreichen Partie der deutschen Nationalmannschaft gegen Italien. Betrachtet man jedoch die Kragenweite dieses Unentschieden, kann man das Ergebnis aber wohl doch als Erfolg für die Deutschen werten. Im dritten Vorrunden-Spiel der EM 1996 brauchte Deutschland einen Zähler gegen Italien für den Gruppensieg. Zuvor wurde Tschechien mit 2:0 und Russland mit 3:0 besiegt. Italien hingegen benötigte ein besseres Ergebnis, als die Tschechen im Parallelspiel gegen Russland. Italiens Aufgabe erwies sich von Beginn an als ziemlich schwierig. Zum einen führten die Tschechen flott mit zwei Toren, zum anderen gelang es den Italienern einfach nicht, Andres Köpke im Tor der Deutschen zu überwinden. Selbst einen frühen Elfmeter konnte Gianfranco Zola nicht, an Köpke vorbei, in die Maschen befördern. Obwohl sie spielerisch klar die bessere Mannschaft waren, schaffte es Italien an diesem Abend nicht, im ehrwürdigen Old Trafford zu Manchester, ein Tor zu schießen. Tschechien spielte in einem hochdramatischen Spiel noch 3:3 gegen Russland und zog mit Deutschland in die Finalrunde ein.
Der Clou: Im legendären Londoner Wembley Stadion trafen sich beide Teams im Finale wieder. Deutschland gewann 2:1 nach Verlängerung und wurde durch das Golden Goal von Oliver Bierhoff zum dritten Mal Europameister.

WM 2006 in Deutschland: Halbfinale gegen Italien, Ergebnis 0:2 nach Verlängerung

Es ist wohl eine der schmerzhaftesten Erinnerungen, die Fußballdeutschland je erlebt hat. Der Traum vom Sommermärchen – der Gewinn des Weltmeisterpokals im eigenen Land – zerplatzte am 04. Juli 2006 im Dortmunder Signal Iduna Park. Und dabei hatte noch nie zuvor eine deutsche Nationalmannschaft im ehemaligen Westfalenstadion verloren. Wäre das Spiel nach 90 Minuten zu Ende gewesen, hätte die Serie auch 2006 weiter gehalten. War es aber nicht! Es war Halbfinale und die Partie ging in die Verlängerung. Doch es schien, als sollte auch in den jeweils 15 Minuten Verlängerung keinem der beiden Teams ein Tor gelingen. Auch der damalige Bundestrainer Jürgen Klinsmann stellte sich schon auf ein Elfmeterschießen ein. Ein dramatischer Trugschluss! Eine Minute vor Ende der Verlängerung spielte Andrea Pirlo einen Pass auf Fabio Grosso und der schlenzte den Ball ins lange Eck. Ein Gegentor mitten ins deutsche Fußballerherz! Alessandro Del Piero erhöhte zwei Minuten später auf 2:0. Dann der Abpfiff. Es war der Moment wo Männer zu Boden gingen und weinten. Auch Trainer Klinsmann konnte seine Enttäuschung kaum verbergen und gestand später gegenüber den Medien: “ Es ist schwer in Worte zu fassen. Die Enttäuschung ist riesengroß.“ Deutschland war ausgeschieden. Der Traum vom Titel im eigenen Land zerplatzt. Am 09. Juli 2006 wurde Italien Fußball-Weltmeister im Berliner Olympiastadion. Sie besiegten Frankreich, in einem ebenfalls hochdramatischen Spiel, im Elfmeterschießen.

WM 1970 in Mexiko, Halbfinale Deutschland gegen Italien, Ergebnis 3:4 nach Verlängerung

Im Stadion von Mexiko-City traf der amtierende Europameister Italien auf Vizeweltmeister Deutschland. Im Glutofen von Mexico-Stadt hätte die Stimmung, zu Beginn der Partie, nicht hitziger und die Sympathien nicht klarer verteilt sein können. Italien, das im Viertelfinale den Gastgeber aus dem Wettbewerb geschossen hatte, sah sich einem atemberaubenden Pfeifkonzert ausgesetzt. Nichtsdestotrotz ging die italienische Nationalmannschaft schon nach acht Spielminuten in Führung. Es waren hitzige, hart umkämpfte 90 Minuten und dann geschah es doch noch: Karl-Heinz Schnellinger sorgte für den Ausgleich in der Nachspielzeit und schoss sein Team in die Verlängerung. Erst jetzt mutierte das Aufeinandertreffen von 1970 zum vielzitierten Jahrhundertspiel. Schon kurz nach Anpfiff der Verlängerung brachte Gerd Müller Deutschland, mit einem typischen Müller-Tor, in Führung. Italien konterte seinerseits und stellte kurzerhand den Spielverlauf auf den Kopf – 2:3 für die Italiener durch Burgnich und Riva. Das konnte Müller nicht auf sich sitzen lassen und glich mit einem harten Kopfball aus. Wieder war er es der Bomber, der für Deutschland traf. Und als ob, das Spiel noch nicht genug Highlights zu bieten hätte, lief Franz Beckenbauer seit der zweiten Hälfte – wegen einer Schulterverletzung – mit einer Armschlinge über den Platz. Legendäre Bilder. Am Ende entschied Gianni Rivera das Jahrhundertspiel mit seinem Siegtor zum 3:4. Italien zog ins WM-Finale ein, musste sich dort jedoch Brasilien klar mit 4:1 geschlagen geben. Deutschland besiegte im Gegenzug Uruguay im Spiel um Platz drei mit 1:0.