Vor 21 Jahren gewann mit Hannover 96 überraschend ein Zweitligist den DFB-Pokal. Seither stellte sich immer wieder heraus, dass der Pokal seine eigenen Gesetze hat. Die größten Sensationen!
1992/93: Hertha-Amateure stürmen ins Finale
Für den überraschenden Titelträger Hannover 96 wurde das nächste Sensationsteam zum Verhängnis: Im Achtelfinale 1992/93 wurde eine 2:0-Führung der Niedersachsen innerhalb von elf Minuten gedreht. Am Ende gewann die Amateurmannschaft von Hertha BSC Berlin mit 4:3 – der Startschuss für eine unfassbare Pokalsaison war gefallen. Im Viertelfinale wartete der 1. FC Nürnberg, gegen den das Team um den späteren Nationalspieler Carsten Ramelow lange Zeit mit 1:0 führte. Kurz vor Schluss gelang den Franken der Ausgleich, doch durch ein Last-Minute-Tor zogen die Berliner doch noch ins Halbfinale ein. Dort traf man vor über 50.000 Zuschauern auf den Chemnitzer FC, den man wiederum mit 2:1 besiegen konnte. Im Finale war das Team aus der Oberliga Nordost zwar knapp Bayer 04 Leverkusen unterlegen, doch die unglaubliche Leistung der jungen Berliner wurde durch den Siegtreffer von Ulf Kirsten in der 77. Minute keinesfalls geschmälert.
1994/95: TSV Vestenbergsgreuth – FC Bayern München 1:0
Die womöglich größte Sensation in der Geschichte des Wettbewerbs gelang dem TSV Vestenbergsgreuth am 14. August 1994. Das Starensemble des FC Bayern München um Trainer Giovanni Trappatoni und Nationalspielern wie Oliver Kahn, Lothar Matthäus und Mehmet Scholl war zu Gast und die mitgereisten Zuschauer erwarteten einen hohen Sieg für den Rekordmeister. Was dann im Frankenstadion in Nürnberg geschah, ist heute noch kaum zu glauben: Kurz vor der Pause gelang Roland Stein das 1:0 gegen eine konfus agierende Hintermannschaft des FCB. Die Verteidigung um Harry Koch hielt die Führung bis zum Schluss. Die Sensation war perfekt und Koch zog es zum Saisonende zum 1. FC Kaiserslautern. Vestenbergsgreuth wurde übrigens 1995 mit der SpVgg Fürth zusammengeschlossen – daher kommt der heutige Vereinsname des Bundesliga-Absteigers.
1997/98: Eintracht Trier besiegt Schalke und Dortmund
Die verhassten Großmächte des Ruhrpotts vereinte in der Saison 1997/98 das Versagen im DFB-Pokal: Regionalligist Eintracht Trier schickte zunächst den FC Schalke 04 in Runde zwei mit einem 1:0-Sieg nach Hause und warf im Achtelfinale kurzerhand auch Borussia Dortmund aus dem Turnier. Beide Spiele hatten denselben Helden: Mittelfeldspieler Rudi Thömmes, der gegen Schalke das Siegtor schoss und auch im zweiten Spiel an beiden Toren beteiligt war. Nach seinem Treffer und dem verwandelten Foulelfmeter von Marek Czakon nach Foul an Thömmes konnte der Borusse Jürgen Kohler nur noch den Anschlusstreffer erzielen. Schluss war für Trier erst im Halbfinale, als man knapp im Elfmeterschießen dem MSV Duisburg unterlag.
2001/02: 1. FC Magdeburg – FC Bayern München 1:1, 4:2 i. E.
Nach dem 5:2-Sieg in der ersten Runde gegen den 1. FC Köln konnte der 1. FC Magdeburg kaum erwarten, nun den Titelverteidiger aus München zu empfangen. Schon wenige Stunden nach Verkaufsstart waren alle Karten für das Spiel vergriffen und die erwartungsfrohen Fans wurden nicht enttäuscht. Nach 85 Minuten führte der Gastgeber mit 1:0 durch Adolphus Ofodile, doch Salihamidzic erzielte doch noch den Ausgleich für die „Last-Minute-Bayern“. Diesen Rückschlag steckten die FCM-Akteure jedoch schnell weg. Sie retteten sich ins Elfmeterschießen, in dem Jens Jeremies und Giovane Elber verschossen und die nächste Überraschung perfekt gemacht wurde. Magdeburg schlug auch noch den KSC im Achtelfinale, scheiterte danach jedoch am FC Schake 04.
2005/06: St. Pauli sorgt für Furore
Schon das 4:0 der Kiez-Kicker in Runde eins gegen den VfL Bochum war beachtlich, doch was dann folge, war schlichtweg sensationell: Gegen Hertha BSC gewann der FC St. Pauli mit 4:3 im Elfmeterschießen, wodurch ein Spiel gegen den SV Werder Bremen mit dem Traum-Trio Micoud, Klose und Klasnic bevorstand. Auch, weil die Bedingungen auf dem Feld nicht die besten waren, konnte Werder nicht das gewohnte Offensivspiel durchziehen; Tim Borowski traf in der ersten Halbzeit die Latte und verschoss später noch einen Elfmeter. Der damalige Regionalligist besiegte die Grün-Weißen mit 3:1 und zog ins Halbfinale ein, wo man dem FC Bayern München jedoch nicht mehr das Wasser reichen konnte.
2009/10: Osnabrück haut Hamburg und Dortmund raus
Vier Jahre später machte ein weiterer Drittligist auf sich aufmerksam, indem er in der zweiten Runde den Hamburger SV im Elfmeterschießen aus dem Turnier warf. Der VfL Osnabrück befand sich eigentlich in einer sportlichen Krise, aber der Pokalauftritt machte Mut, sodass man voller Selbstvertrauen ins Achtelfinalspiel gegen Borussia Dortmund ging. Es war der Tag des Angelo Barletta: Zwei Tore erzielte der Verteidiger, eines davon per Fallrückzieher – Tor des Monats. Die Treffer von Sahin und Barrios konnten die 3:2-Niederlage nicht verhindern, der BVB war ausgeschieden. Für Osnabrück war im Viertelfinale gegen Schalke 04 Schluss; der VfL schaffte jedoch den Aufstieg in die zweite Liga. Bemerkenswert ist die Randnotiz, dass knapp vier Jahre später fünf Spieler aus der BVB-Startelf dieses Spiels auch im Supercup 2013 gegen die Bayern begannen: Weidenfeller, Subotic, Hummels, Sahin und Blaszczykowski.
2011/12: Dynamo Dresden – Bayer 04 Leverkusen 4:3 n. V.
Der Pflichtspiel-Einstand von Robin Dutt als Trainer der Werkself verlief trotz eines starken Beginns völlig unplanmäßig. Nach 50 Minuten führte Bayer in der ersten Pokalrunde gegen Dynamo Dresden noch mit 3:0 durch Tore von Derdiyok, Sam und Schürrle, alles war in bester Ordnung. In der 63. Minute wechselte Dutt Michael Ballack ein. Dafür, dass das Spiel danach völlig aus dem Ruder lief, kann der „Capitano“ herzlich wenig, spielte doch das gesamte Team pomadig angesichts des sicher scheinenden Sieges. Doch dem Anschlusstreffer von Schuppan folgte ein Doppelpack von Robert Koch; die Verlängerung war perfekt. Obwohl Leverkusen diese dominierte, gelang dem eingewechselten Schnetzler mit einem sehenswerten Lupfer das 4:3 für den Zweitliga-Aufsteiger. Dresden weiter, Leverkusen raus.
2012/13: Berliner AK – 1899 Hoffenheim 4:0
Viele blicken mit Schadenfreude auf dieses Ereignis zurück: Der ambitionierte Club von Mäzen Dietmar Hopp ging gegen einen Viertligisten völlig unter. Vor der Saison hatte Markus Babbel noch die Europa League als Ziel ausgerufen, aber davon war die TSG an diesem Tag weit entfernt. Im Erstrundenspiel gelang Metin Cakmak vom Berliner AK ein Doppelpack, der neue Torwart Tim Wiese patzte auch noch und am Ende verlor Hoffenheim mit 0:4 – und das völlig verdient. Die Berliner waren die klar bessere Mannschaft und säten den Anfang vom Ende der Ära Babbel. Für den Doppeltorschützen Metin Cakmak war das Spiel jedoch kein Startschuss für eine große Karriere: Inzwischen ist der 26-jährige vereinslos.