Werder Bremen spielt erneut eine enttäuschende Saison. Die Umbrüche der letzten Jahren brachten keinen Erfolg. Nach dem Klassenerhalt folgt nun die nächste Zäsur.  

Am Samstag, wenn Werder Bremen im Weserstadion auf Eintracht Frankfurt trifft, sind auf den Tag genau 14 Jahre seit Thomas Schaafs Debüt auf der Bremer Bank vergangen. Damals übernahm die Klublegende im Abstiegskampf von Felix Magath und feierte zum Einstand einen ganz wichtigen Sieg über Schalke 04. Der heutige Bochumer Christoph Dabrowski köpfte Werder zum Sieg.

Mit dem folgenden völlig verrückten letzten Spieltag hatten die Bremer durch den Erfolg im Weserstadion nichts mehr zu tun. Werder war gerettet und sicherte sich zu allem Überfluss nur wenig später den DFB-Pokal durch einen Sieg über den FC Bayern.

Schaaf steht zur Diskussion

Einen Dabrowski könnte Schaaf am Samstag auch gebrauchen. Nach Jahren geprägt von Erfolg, Titeln und Champions League steckt sein Team zum zweiten Mal innerhalb von drei Jahren tief im Abstiegssumpf. Wieder einmal ist ein Umbruch gescheitert. Neue Spieler, neue Systeme, neue Führung – alles ohne Wirkung verpufft.

Schaaf stand dabei nie zur Debatte. Der Trainer ist eine lebende Legende an der Weser – seit 41 Jahren im Verein und damit so fest mit dem Klub verbunden, wie niemand sonst. Doch am Ende der Saison könnte Schluss sein, auch wenn die Verantwortlichen sich bisher noch zurückhaltend äußern.

„Stand heute gehe ich davon aus, dass er bleibt. Er hat einen Vertrag bis 2014“, sagte der Vorsitzende der Geschäftsführung Klaus Filbry am Sonntag im „NDR Sportclub“ und auch Thomas Eichin wird nimmermüde, auf den bestehenden Vertrag zu verweisen:  „Thomas Schaaf hat einen Vertrag bis 2014. Ich bin es leid, jede Woche über dieses Thema zu sprechen!“

Eine Zäsur wird es allerdings erst nach Saisonende geben und schon jetzt wird davon ausgegangen, dass die Meinung der Verantwortlichen dann anders ausfallen könnte. Denn nach drei mageren Jahren stehen auch die Entscheidungsträger unter Druck. Und so passt auch folgende Eichin-Aussage gegenüber der „Kreiszeitung“ besser ins Bild. „Wir bringen jetzt gemeinsam die Saison zu Ende. Dann setzen wir uns hin und diskutieren die Situation. Danach werden wir erklären, was wir machen.“ Von einem bestehenden Vertrag ist in diesem Statement keine Rede mehr.

Ansprüche weiterhin hoch

Die zuvor Goldenen Jahre haben die Erwartungen ansteigen lassen und nicht wenige im Umfeld der Grün-Weißen tun sich schwer damit, die hohen Ansprüche wieder zurückzuschrauben. Zumal sich auch die teuer geschaffenen Rahmenbedingungen, mit neuem Stadion inklusive massig neuen VIP-Logen, nur rentieren, wenn in absehbarer Zeit wieder internationaler Fußball an der Weser geboten wird.

Dass Schaaf im Abstiegsfall gehen muss, soll bereits beschlossene Sache sein. Aber selbst bei einem Verbleib in der Bundesliga schwinden die Weiterbeschäftigungschancen für den ehemaligen Verteidiger. Umbruch Nummer 4 steht an, und dieser wird voraussichtlich noch eine Spur radikaler ausfallen.

Nachdem vor zwei Jahre lang nur punktuell ausgemistet wurde, folgte vor der Saison ein heftiger Schnitt. Mit Naldo, Tim Wiese, Claudio Pizarro und Marko Marin gingen vier wichtige Gesichter des Klubs. Gleichzeitig wurden fast ausnahmslos junge bzw. nicht etablierte Spieler verpflichtet. Schaaf wich zudem endgültig von der jahrelang praktizierten Raute ab und stellte auf das gängige 4-2-3-1 um.

Doch schnell wurde sichtbar, dass es an erfahrenen Stützen fehlt und auch der Königstransfer wieder einmal nicht griff. Nach Marko Arnautovic und Mehmet Ekici entpuppte sich auch Eljero Elia nicht als die erhoffte Offensivverstärkung. Alle Drei werden sicher im Sommer auf dem Markt sein. Gleichzeitig wird wohl auch Innenverteidiger Sokratis einen Abgang anstreben, aber dafür die chronisch klamme Kriegskasse füllen.

Umdenken auf dem Transfermarkt

Das Anforderungsprofil von möglichen Neuverpflichtungen ist bereits abgesteckt. Bundesliga-erprobt, charakterlich einwandfrei und teamfähig sollen sie sein. Überdurchschnittliche, aber charakterliche schwierige Charaktere sollen erst einmal ausgedient haben.

Ein Konzept, das von Eichin-Vorgänger Klaus Allofs häufig praktiziert wurde, aber sich zuletzt gar nicht mehr auszahlte. Werders neuer Manager wird darauf bedacht sein, sein eigenes Profil zu schärfen und dabei nach und nach die alten Zöpfe abschneiden.

„Wir müssen zurück zur Basisarbeit und den Nachwuchs noch mehr einbinden“, sagte Eichin im „Weser-Kurier“-Talk. Daher sollen auch Özkan Yildirim und Felix Kroos unbedingt gehalten werden. „Diese Jungs“, sagte Eichin, „müssen dann aber die Chance bekommen, zu spielen.“ Ein klares Signal an den Trainer.

Geld für Neuzugänge ist auch nach zuletzt mageren Jahren vorhanden, aber nicht unbegrenzt: „Wir sind kein armer Verein und sind wirtschaftlich gut aufgestellt“, sagte Aufsichtsrat Marco Bode, „aber es kann nicht sein, dass wir durch Verpflichtungen Verbindlichkeiten aufbauen.“

Vielmehr machte der Bremer Rekordtorschütze einen überraschenden Vorschlag und stellte einen Verkauf des Stadionnamens in den Raum. „Das wäre für mich denkbar“, sagte er. „Aber es hätte natürlich einen hohen Preis.“ Beim vierten Umbruch in vier Jahren ist an der Weser nichts mehr heilig. Auch Thomas Schaaf wird es vernommen haben.

Der Kader von Werder im Überblick