Wir stellen sechs Spieler vor, die in der deutschen U-21-Nationalmannschaft spielen. In der Bundesliga sind sie alle noch nicht richtig angekommen, doch bald könnte es abgehen.  

  • Matthias Ostrzolek, FC Augsburg, Abwehrspieler (22 Punkte, Markwert 640.000 Euro)

Zur Winterpause der Saison 2011/2012 nach Augsburg gewechselt, hat sich Matthias Ostrzolek zum echten Stammspieler beim Abstiegskandidaten entwickelt. Bereits direkt nach seinem Wechsel vom VfL Bochum in die Bundesliga, zeigte der Linksverteidiger, warum der damalige Trainer Jos Luhukay den inzwischen 22-Jährigen unbedingt haben wollte und sich das etwa 1 Million Euro kosten ließ.  Ostrzolek ist ein agiler Außenverteidiger, der stets mit Köpfchen spielt. Das bewies er in Bochum nicht nur auf dem Platz, sondern auch in seinem Studium der Wirtschaftswissenschaften. Das Studium musste Ostrzolek allerdings bisweilen ruhen lassen. Es zählt nur noch der Fußball.

Eine Entscheidung für die Zukunft. Denn der U-21-Nationalspieler gehört zu den komplettesten Außenverteidigern seines Jahrgangs. Trotzdem weiß Ostrzolek, dass er noch viel an sich verbessern muss. Er analysiert seine Spielweise sehr professionell. Das sah auch sein Mentor und Entdecker Friedhelm Funkel damals beim VfL Bochum so. „Ich glaube nicht, dass Matthias in irgendeiner Weise abhebt. Er ist ein gut erzogener junger Mann, der sich ständig verbessern will und sich nicht von seinem Weg abbringen lässt“, äußerte sich Funkel auf der Website des VfL Bochum.

  • Kevin Vogt, FC Augsburg, Mittelfeldspieler (20 Punkte, Marktwert 450.000 Euro)

Seit der laufenden Saison spielt Kevin Vogt für den FC Augsburg. Zuvor lief der gebürtige Wittener ebenfalls für den VfL Bochum auf. Etwa 1 Million Euro musste Augsburg für den Defensivallrounder auf den Tisch legen. Bisher hat sich diese Investition zweifelsfrei gelohnt. In den ersten zwei Spielen verzichtete Trainer Weinzierl noch auf den 21-Jährigen. Doch nach zwei Niederlagen zu Saisonbeginn, erhielt Vogt immer mehr Einsatzzeit. Ab dem sechsten Spieltag gehörte Vogt dann zum Stammpersonal auf der Sechser Position.

Vogt ist mit über 1,90 Meter ein richter Brocken und vor allem pysisch enorm präsent. Er schmeisst sich in jeden Zweikampf und gibt keinen Ball verloren, ein echter Kämpfer einer. Genau so einen braucht Augsburg im Kampf um den Klassenerhalt. Dass er immer alles gibt und oft am erlaubten Limit spielt, zeigen auch seine bislang sieben gesammelten Gelben Karten. Positiver Höhepunkt seiner jungen Karriere war sicher sein Tor zur 1:0-Führung des FCA im Signal Iduna Park gegen den amtierenden Meister Dortmund. Am vergangenen Spieltag flog Vogt allerdings – gerechtfertigt oder nicht bleibt dahin gestellt – nach nur 26 Minuten gegen Borussia Mönchengladbach mit Rot wegen Notbremse vom Platz. Für ihn wird es sehr wichtig sein, auch in der kommenden Saison Stammspieler zu sein und Erfahrung zu sammeln. Am besten natürlich in der Bundesliga. Dafür wird der Kämpfer Vogt alles geben.

  • Lasse Sobiech, SpVg Greuther Fürth, Abwehrspieler, (18 Punkte, Marktwert 400.000 Euro)

Er ist wohl einer der talentiertesten deutschen Innenverteidiger der Bundesliga. Der 22-jährige Lasse Sobiech gehört dem amtierenden deutschen Meister Borussia Dortmund und sammelt derzeit zum ersten Mal richtig Erfahrung in der Bundesliga. Zuvor war Sobiech ans Millerntor zum FC St. Pauli ausgeliehen. Dort bewies er in der Hinrunde, warum Dortmund ihn nur ausleihen und nicht verkaufen wollte – Interessenten waren ausreichend vorhanden. Nach einer schweren Verletzung war für Sobiech allerdings bereits nach der Hinserie Schluss auf Sankt Pauli. Doch die Leihe zur SpVg Greuther Fürth zeigt, dass Sobiech bereit war für den nächsten Schritt: Bundesliga.

In der höchsten deutschen Spielklasse kommt der groß gewachsene und enorm kopfballstarke Sobiech bislang auf 20 Einsätze. Zumeist von Beginn an. Natürlich hat es ein 22-Jähriger Bundesliga-Neuling schwer, in der Verteidung des designierten Absteigers herauszuragen. Er hat keine Nebenmänner, die seine Fehler ausbügeln. Da fällt es schwer ins Gewicht, wenn er – seiner jungen Jahren völlig verständlich – mal patzt. Doch das kann auch eine große Chance für Sobiech sein, der sofort bei Fürth Verantwortung übernehmen musste. Zu seinen Stärken gehört allerdings nicht nur, dass er sowohl bei Pauli als auch bei Fürth bereits eine Art Führungsrolle in der Abwehr eingenommen hat, sondern auch sein Offensivkopfball. Gegen Hoffenheim als auch gegen den FC Augsburg sorgte er mit einem Tor für den Ausgleich. Besonders auffällig zeigte sich Sobiech im Spiel gegen Leverkusen, das Fürth 0:0 beenden konnte. Eine Rückkehr zum BVB scheint aber noch zu früh. Sobiech braucht Spielerfahrung. Die wird er aller Voraussicht auch in der nächsten Saison bei einem Bundesligisten sammeln.

  • Sebastian Polter, 1. FC Nürnberg, Stürmer (14 Punkte, Marktwert 500.000 Euro)

Einst vom VfL Wolfsburg nur ausgeliehen, konnte der Club Polter inzwischen fest verpflichten. Nicht nur für Nürnberg eine Investition in die Zukunft. Für schlappe 500.000 Euro kann man schonmal auch bei Comunio in ein 22-jähriges Talent investieren.  Trotz seiner Körpergröße von 1,92 Metern ist Polter blitzschnell, ballsicher und natürlich sehr robust sowie zweikampfstark. Ein echter Brecher für den Sturm, der allerdings auch auf den Flügel wechseln oder mal als hängende Spitze agieren kann. Sowohl Ex-Coach Hecking, als auch Wiesinger gaben dem Mittelstürmer viel Spielzeit – wenn auch oftmals nur als Joker. Bislang durfte er lediglich drei Begegnungen über die vollen 90 Minuten absolvieren.

Dennoch sieht der 22-Jährige gute Perspektiven beim 1. FCN: „Das hier in Nürnberg sind super Voraussetzungen. Das ist ein super Verein“, so Polter im Interview mit der Münchner „Abendzeitung“. In der U-21 baut Rainer Adrion auf den schnellen und kompromisslosen Stürmer. Vier Tore in der laufenden Bundesligasaison seien seiner Meinung nach aber noch lange nicht genug. Er wolle mindestens sechs oder sieben Buden machen. Motiviert ist er auch für die kommenden U-21-EM in Israel: „Das ist schon was Besonderes mit dem Adler auf der Brust.“

  • Antonio Rüdiger,  VfB Stuttgart, Abwehrspieler (12 Punkte, Marktwert 1 Million Euro)

Der 20-jährige Innenverteidiger ist seit der Rückrunde ein wichtiger Bestandteil der Profimannschaft des VfB Stuttgart. Schon in der Hinserie stand Rüdiger neun Mal im Kader der Profis, doch Trainer Bruno Labbadia gönnte dem Deutschen mit Wurzeln in Sierra Leone lediglich zwei Minuten Einsatzzeit. Zumeist lief Rüdiger für die zweite Mannschaft der Schwaben in der 3. Liga auf. Das änderte sich schlagartig, als sich Kapitän Serder Tasci schwer verletzte und ein Engpass in der dünn besetzten Stuttgarter Abwehr entstand. Rüdiger wurde quasi ins kalte Wasser geworfen und meisterte seine Aufgabe ausgesprochen gut. Deswegen gehört er seit dem 24. Spieltag zum Stammpersonal und verpasste lediglich 84 Minuten im Spiel gegen Eintracht Frankfurt.

Für sein Alter ist Rüdiger bereits sehr weit. Er ist mit seinen 1,90 Meter sehr kopfballstark, aber dennoch flink auf den Beinen. Ein moderner Innenverteidiger, der einen guten Pass spielen und den Aufbau seiner Mannschaft übernehmen kann. Auch wegen seiner starken Rückrunde gehört Rüdiger zum Kandidatenkreis für die kommende U-21-EM in Israel. Für sein Alter scheint Rüdiger auch mental schon sehr fit zu sein. Im Interview mit „DFB.de“ äußert er sich über die veränderte Wahrnehmung seiner Leistung, nachdem er 2012 die Fritz-Walter-Medaille in Gold gewinnen konnte wie folgt:  „Auch im Verein habe ich danach eine höhere Anerkennung erfahren. Für meine Entwicklung in den deutschen Junioren-Nationalmannschaften war das sehr wertvoll. Und ich bin froh, dass ich diese Auszeichnung danach mit Leistungen bestätigen konnte.“ Arbeiten muss Rüdiger zweifelsfrei noch an seiner Physis. Ein Wert von lediglich 50 Prozent gewonnener Zweikämpfe lässt noch Luft nach oben. Aber Rüdiger sieht seine Leistung realistisch und fokussiert sich auf das nächste Ziel: „Ich gehe das alles locker an und setze mir langsam neue Ziele. Das war bisher die richtige Einstellung.“

  • Tolgay Arslan, Hamburger SV, Mittfeldspieler (4 Punkte, Marktwert 480.000 Euro)

Der Deutsche mit dem türkischen Pass gehört zu den Gewinnern des unvermeindlichen Umbruchs beim HSV. An der Seite von van der Vaart blüht Torlan in den letzten Spielen als defensiver Part in der Raute förmlich auf. Dabei waren seine Leistungen nicht immer rosig. Der 22-Jährige leidet stellenweise auch an seiner Flexibilität. Sowohl als Zehner, als auch als Secher oder sogar im rechten Mittefeld lief Arslan schon auf. Seinen Durchbruch schaffte der gebürtige Paderborner zwei Jahre zuvor bei Alemannia Aachen in der 2. Liga. In der Rasselbande von Peter Hyballa erreichte er neben Marco Höger, der jetzt bei Schalke 04 zum Stammspieler gereift ist, ein neues Level.

Zu den Stärken von Arslan gehören seine Ballsicherheit, seine Laufbereitschaft und auch das Auge für den tödlichen Pass. Der junge Deutsch-Türke zeigt sich allerdings oft noch zu ballverliebt, verpasst den richtigen Moment und bringt damit seine Hinterleute in arge Bedrängnis. Diese Fehler muss Arslan oft selbst ausbügeln. Sieben Gelbe Karten sprechen eine eindeutige Sprache. Zudem konnte Arslan erst ein Tor vorbereiten und in dieser Saison noch keinen Treffer selbst erzielen. Sein Können blitzt immer wieder auf, aber derzeit fehlt noch die letzte Bereitschaft, der absolute Wille und vor allem die nötige Konstanz, um sich vollends in der Bundesliga zu etablieren.