Neymar

Foto: ©imago/IP3Press
Im September 2017 gab Paris St. Germain mit den Megatransfers von Neymar und Kilian Mbappe die UEFA mit ihren Financial-Fairplay-Regeln der Lächerlichkeit preis. Nicht erst seit damals werden die Rufe nach einer Reform unter härteren Regeln immer lauter. Die reichen Vereine werden immer reicher und die armen immer ärmer. Der Wettbewerb immer einseitiger. Aber lässt sich diese Schraube noch zurückdrehen? Wohl nicht! Wie Recherchen des Spiegels im Zuge einer neuen Welle der Football Leaks unlängst offenbarten, planen die großen Vereine sogar eine eigene Superliga, um sich noch mehr vom großen Kuchen zu vereinnahmen. Comunioblog hat sich trotzdem mal Gedanken gemacht, wie ein faires Ligensystem in Europa aussehen könnte. Völlig utopisch! Na und!

In Zeiten eines aufgeblähten Spielplans mit vielen Länderspielen, internationalen Wettbewerben und Pokalteilnahmen sind wir der Meinung, dass eine Liga bestehend aus 18 Mannschaften die ideale Größe ist. Dabei sollte es in jedem Fall weiterhin mindestens zwei Absteiger geben. Von einem geschlossenen System halten wir nichts. 

Nun kann man darüber streiten, ob es wirklich einer Relegation bedarf. Wir wollen diese aber nicht gänzlich abschaffen, sondern es einfach in die Hände der Verein legen. In den letzten zehn Jahren holte der 16. der Bundesliga im Schnitt 33 Punkte. Wer diese Marke nicht erreicht, steigt auf jeden Fall direkt ab. Ganz einfach. 

Relegation abschaffen? Nein, reformieren! 

Wer mehr als 33 Punkte holt, ist aber nicht zwingend in der Relegation, denn auch die Leistung des Tabellendritten der Zweiten Liga soll Berücksichtigung finden. Dieser holte im Schnitt in den letzten zehn Jahren 62 Punkte. Wer diese Punktzahl erreicht, steigt direkt auf. 

Daraus ergibt sich, dass es nur eine Relegation gibt, wenn der 16. der Ersten Liga mindestens 33 Punkte erreicht und der Dritte der Zweiten Liga nicht auf 62 Zähler kommt. So wird die Saisonleistung stärker einbezogen. 

Doch nun wollen wir uns den wirklichen Ärgernissen des Weltfußballs widmen. Völlig aus dem Ruder laufende Ablösesummen und Gehälter, irrsinnige Beraterhonorare, aufgeblähte Kader und moralisch verwerfliche Jugendtransfers. 

Fangen wir mit den Ablösesummen an. Ohne wird man auch in Zukunft nicht auskommen. Doch sollten diese nicht frei verhandelbar sein. Vielmehr sollte die Summe nach festen Faktoren ermittelt werden. Dazu gehört die Restlauftzeit des Spielervertrags, das Alter des Spielers, die Stärke der Liga, in der er spielt, seine Einsätze in den letzten drei Jahren (gewichtet), absolvierte Länderspiele und seine Erfolge. Diese addierten Faktoren ergeben nach einem festzulegenden Schlüssel die unverhandelbare Ablösesumme. Stichtag ist immer der 31. Mai bzw. 31. Dezember eines Jahres. Je nach Transferphase, die künftig im Sommer nur noch bis zum 31. Juli geht. 

Hallo, Transferobergrenze!

Dazu halten wir die Einführung eines Transfer Cap für zwingend erforderlich. Dadurch ist geregelt, dass jeder Verein nur eine bestimmte Summe für Transfers ausgeben darf. In der Bundesliga gab jeder der 18 Vereine in den letzten drei Jahren nach Schätzungen von Transfermarkt.de durchschnittlich 32,2 Millionen Euro pro Saison für neue Spieler aus. 

Auf diese Summe plus eine jährliche Steigerung von zehn Prozent könnte man den Cap nun für alle Ligen festlegen. Die Bundesliga als gesündeste der Top5-Ligen wäre da sicherlich ein guter Massstab. Natürlich gibt es zahlreiche Ligen in Europa, in denen die Vereine nie auf so eine Summe kommen. Allerdings sollte aus Fairnessgründen die theoretische Möglichkeit bestehen, so viel auszugeben. 

Alle Sommertransfers 2017/18 innerhalb der Bundesliga

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Niklas Süle, Abwehr, für 20 Mio. Euro von 1899 Hoffenheim zum FC Bayern München, Bildquelle: Imago

In diesem Cap sind Beraterhonorare bereits eingerechnet. Denn da sind wir bereits beim nächsten Ärgernis. Mit dreisten Forderungen, ja teils sogar Erpressungen schneiden sich einige Berater einen immer größeren Teil des Kuchens ab und entziehen dem Geldkreislauf des Fußballs so erhebliche Finanzmittel. Die Honorare stehen oftmals in keinem Verhältnis zu den erbrachten Leistungen. 

Reglementierung der Beraterhonorare

Also muss auch hier eine Reglementierung her. Das Honorar wird künftig einfach prozentual von der Ablösesumme errechnet. Da diese sich aus unverrückbaren Faktoren ermittelt, ist klar, wieviel ein Berater künftig erhält. Damit dieser seinen Klienten nicht zwangsläufig immer zu einem Wechsel rät, um mitzuverdienen, bekommt der Berater das gleiche Geld bei einer Vertragsverlängerung. Es ist für ihn somit egal, ob sein Spieler wechselt oder nicht. 

Auch das Gehalt wird in Zukunft nach festen Faktoren ermittelt. Das Alter des Spielers, die Stärke der Liga, in der er spielt, seine Einsätze in den letzten drei Jahren (gewichtet), absolvierte Länderspiele und seine Erfolge oder auch die Vereinszugehörigkeit sind auch hier gute Parameter. Erfolgsabhängige Boni können nur prozentual innerhalb des festen Gehaltsschlüssels festgelegt werden. Die Vertragslaufzeit darf fünf Jahre nicht übersteigen. 

Handgelder fallen in Zukunft genauso weg, wie Nebenverträge, die beispielsweise Foto- und Persönlichkeitsrechte betreffen. Enthüllungen wie von der Enthüllungsplattform Football Leaks zeigen, dass auf diesem Weg eine Menge Schmu betrieben wird. Das wird alles mit dem Gehalt abgegolten. 

Salary Cap und Kaderbegrenzungen

Um die Gehälter nicht ins Unermessliche steigen zu lassen, braucht es auch hier eine Obergrenze. Im Sinne der Transparenz sind alle Gehälter öffentlich. Sie lassen sich ja ohnehin errechnen. Bei einem Salary Cap macht es Sinn, mit Kaderbegrenzungen zu arbeiten. So darf ein Verein künftig nur noch 23 Spieler (exklusive Local Player) pro Mannschaft beschäftigen. Für Teilnehmer am europäischen Wettbewerb gilt eine Grenze von 26 Spielern. 

So wird man auch der Bunkerei von Spielern Herr. Es ist einfach nicht mehr erlaubt, seinen Kader mit vermeintlichen Talenten aufzublähen, die dann auf der Bank versauern. Das Wettbieten um junge Spieler wird so erheblich eingedämmt. Auch weil nur noch drei Leihen pro Team erlaubt sind. 

Im Jugendbereich sind Transfers unter 16 Jahren verboten. Vertragslaufzeiten länger als zwei Jahre sind ebenfalls nicht erlaubt. Durch die geringe Vertragslaufzeit sind die Spieler dennoch relativ frei in ihrem Handeln. Wechsel innerhalb der Vertragslaufzeit sind im Jugendbereich nicht möglich. Der Ausbildungsverein partizipiert bei einem Wechsel aber weiterhin an künftigen Ablösesummen und erhält eine festgelegte Ausbildungsentschädigung. Das stärkt die kleineren Vereine.

Die wichtigsten internationalen Bundesliga-Neuzugänge 2017/18

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Jonathas, Sturm, für 9 Mio. Euro für Rubin Kazan zu Hannover 96, Bildquelle: Imago

Mäzene verlieren die Lust

Das Ganze hat die positiven Nebeneffekte, dass die TV-Einnahmen künftig völlig gleichmäßig auf die Vereine verteilt werden können. Durch die Obergrenzen gibt es kaum einen direkten Vorteil, mehr Geld aus diesem Pott zu bekommen.

Natürlich lässt sich durch Investitionen in die Infrastruktur die Substanz und das Potenzial des Vereins verbessern, was sich dann auch langfristig wieder positiv auf die Mannschaft und den Erfolg auswirken sollte. Diesen Bonus können sich die Teams aus den Geldtöpfen im internationalen Wettbewerb verdienen. Hier muss allerdings die großes Diskrepanz bei den zwischen der Champions- und Europa League ausgeglichen werden. Die Schere zwischen Arm und Reich wird so längst nicht so groß sein wie bisher. 

Der andere Effekt ist, für Mäzene ist der Fußball nicht mehr so interessant. Ihre Möglichkeiten, sich mit viel Geld einen Wettbewerbsvorteil zu erkaufen, ist um einiges kleiner als bisher. Der direkte Einfluss ist stark abgeschwächt. Selbst eine Abschaffung der 50+1-Regel wäre somit kein Supergau. Ein funktionierender und spannender Wettbewerb wäre weiter gegeben.

Eine schöne Vorstellung, aber leider wird es wohl nie mehr als das sein. Wie eingangs erwähnt, lässt sich die Entwicklung kaum mehr aufhalten. Zu viele unterschiedliche Parteien verdienen am Fußballgeschäft in seiner heutigen Form zu gut, als dass sie an echten Reformen interessiert sind. 

Zudem ist der Status Quo der Vereine bereits so zementiert, dass selbst einschneidende Änderungen nur mit großer Verzögerung zu einem fairen Wettbewerb führen würden. Zumindest für Transparenz wäre aber gesorgt. 

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