Für das Mutterland des Fußballs geht es am heutigen Abend um die direkte WM-Qualifikation. Ein Sieg gegen Polen muss her, sonst könnte es in die Play-Offs gehen. Trotz einiger vielversprechender Spieler hapert es derzeit bei den Three Lions.

Der Jubel war groß, als Wayne Rooney kurz nach der Halbzeitpause zum 1:0 im Wembley gegen Montenegro traf. Als  Boskovic nach knapp einer Stunde die Kugel im eigenen Tor versenkte, war dann auch die Erleichterung groß. England führte mit 2:0 gegen Montenegro und feierte diese Führung beinahe wie einen Sieg gegen Deutschland. Am Ende stand ein souveränes 4:1 gegen einen großen Konkurrenten im Kampf um die direkte WM-Quali.

Dieser Sieg war auch bitter nötig. Denn zeitgleich gewann die Ukraine ihr Spiel gegen Polen und liegt nur einen Punkt hinter den Engländern. Jetzt kommt es also im letzten Spiel zum großen Finale um die direkte Qualifikation für die WM 2014 in Brasilien. Eine WM ohne das Mutterland des Fußballs? Beinahe undenkbar! Vor allem, wenn man die Spieler in den Reihen der Three Lions betrachtet.

Neuer Held mit hohem Risikofaktor
Allen voran ein Spieler machte bei seinem Nationalelf-Debüt gleich auf sich aufmerksam: Andros Townsend. Der linke Flügelspieler der Tottenham Hotspurs zeigte einen starken Auftritt gegen Montenegro. Nicht nur, dass er den ersten Treffer von Rooney vorbereitete, er sorgte mit dem 3:1 auch für die Entscheidung zugunsten der Engländer. Townsend verzückte die Fans und Medien. „Brilliant“ titelten diverse britische Blätter. Ein neuer Held war geboren.

„Ich bin im siebten Himmel. Es war ein großartiges Debüt und ein großartiges Tor“, so der 22-Jährige selbst nach seinem Spiel. Und auch Superstar Rooney lobte seinen Teamkollegen: „Das war ein herausragender Einstand – und auch noch in solch einem wichtigen Spiel.“ Der Einsatz von Townsend war allerdings ein großes Risiko. Denn etablierte Kräfte wie Jack Wilshere mussten daheim bleiben.

Ein gewagter Zug von England-Coach Roy Hodgson, der letzten Endes belohnt wurde. Man darf allerdings die Augen nicht vor den Problemen der Engländer verschließen, trotz der Gala-Vorstellung von Townsend und vielen hoffnungsvollen jungen Spielern sowie etablierten Größen wie Steven Gerrard.

WM-Quali: Wo wird’s noch mal spannend?

In den meisten Gruppen ist das Rennen um die WM-Startplätze schon gelaufen, aber für einige Teams geht es am Dienstag noch mal um alles. Die Türkei muss im Fernduell mit Rumänien über sich hinaus wachsen.

weiterlesen...

Torwart-Probleme?
Eines der größten Probleme im englischen Fußball ist schon traditionell die Torwart-Position. Mit Manchester-City-Keeper Joe Hart hatte man endlich eine feste Größe in der Elf – dachte man. Doch die Fehler des Torwarts häufen sich vor allem in der Liga in letzter Zeit. Zudem ist die Abwehr der Engländer nicht auf Spitzenniveau. Die vorhandenen Spieler sind stellenweise zu alt oder einfach nicht gut genug.

Im Mittelfeld können die Three Lions dagegen auf ein Gemisch aus erfahrenen Kräften und jungen hungrigen Spielern vertrauen. Hier liegt der Schlüssel zum Erfolg. Neben Townsend ist Daniel Sturridge eine große englische Hoffnung. Der junge Angreifer blüht derzeit beim FC Liverpool auf und hat sich dort zum Torgaranten entwickelt.

Das Zusammenspiel zwischen Defensive und Offensive stimmt oft noch nicht bei den Three Lions – trotz starker Einzelspieler. Hodgson hat es bisher noch nicht richtig geschafft, die Mannschaftsteile zu verbinden und dem Team eine Handschrift zu geben. Erschwerend kommt hinzu, dass Hodgson nicht für begeisternden Fußball steht und damit im Mutterland des Fußballs durchas aneckt beziehungsweise einige Kritiker hat, die sich einen anderen Trainer wünschen.

Guardiola? Lieber Roy Hodgson!
Einen wie Pep Guardiola vielleicht. Vor kurzem wurde öffentlich bekannt, dass sich der spanische Super-Trainer ein Engagement als englischer Nationaltrainer hätte vorstellen können. Der englische Fußballverband lehnte aber ab und wollte lieber einen Engländer haben. Wenn Hodsgon die WM-Qualifikation als Tabellenerster gelingt, wird die Guardiola-Sache vermutlich – vorerst – vergessen sein.

Aber bei vielen Engländern zittern die Beine vor dem heutigen Entscheidungsspiel gegen Polen. Denn 1973 trennte man sich im alten Wembley 1:1 von der polnischen Nationalmannschaft. Durch das Unentschieden schaffte England nicht die WM-Qualifikation. Die WM 1974 in Deutschland, ausgerechnet in Deutschland, fand ohne die Three Lions statt.

Ähnliches könnte am heutigen Abend passieren. Denn die Ukraine trifft auf San Marino und dürfte dort wohl gewinnen. Dann muss England ebenfalls gewinnen. Bereits bei einem Unentschieden geht es in die Play-Offs. Und dort könnten mit Frankreich oder Portugal alles andere als leichte Aufgaben warten. „Wir wissen genau, dass wir unsere Arbeit bisher nur zur Hälfte erledigt haben. Es wird ein hartes Spiel“, prognostiziert Hodsgon. Ein hartes Spiel, das für die Three Lions zu einem Wendepunkt werden könnte.