Als der russische Öl-Milliardär Roman Abramowitsch im Jahr 2003 den Chelsea Football Club übernahm, überschlug sich die mediale Anteilnahme. Mittlerweile sind finanzielle Übernahmen von traditionsreichen Fußballclubs ein florierendes Geschäftsmodell. Paris Saint-Germain, die Red Bull Clubs aus Leipzig, Salzburg und New York oder auch Manchester City lassen grüßen. Doch betrachtet man aktuelle Transferaktivtäten des FC Chelsea, fällt auf, dass man sich mehr und mehr um ein finanzielles Gleichgewicht bemüht. Was steckt hinter der aktuellen Transferpolitik der Blues?
Für besondere Fußballer werden Millionen auf den Tisch gelegt. Das ist absolut kein neues Phänomen. Doch seit sich milliardenschwere Investoren ganze Fußballclubs kaufen und nahezu x-beliebige Summen für Spielertransfers ausgegeben werden, hat sich der komplette Rahmen des Vereinsfußballs verzogen. Eine große Lücke ist entstanden. Der Wettbewerb wird mehr und mehr verzerrt! Doch über die generelle Problematik von Großinvestoren und Mäzenen im Fußballgeschäft soll es in dem Beitrag nicht gehen, sondern explizit um den einstiegen Pionierclub in Sachen Mäzenenaktivität – den FC Chelsea.
Einnahmen und Ausgaben aus Transfergeschäften gleichen sich immer mehr an
Während der Saison 2010/2011 wechselte Fernando Torres vom FC Liverpool an die Stamford Brigde. Stolze 58,5 Millionen legte Roman Abramowitsch für seinen Wunschspieler auf den Tisch. Desweiteren lotsten die Verantwortlichen im dem Jahr noch David Luiz und Ramires von Benfica Lissabon an Bord des FC Chelsea. Auch hierfür machte Abramowitsch nochmals 52 Millionen locker.
Die Saison 2010/2011 beendete der FC Chelsea mit einer Transferdifferenz von minus 110 Millionen Euro! Ein größeres Ungleichgewicht von Einnahmen und Ausgaben gab es beim West-Londoner Club zuletzt direkt nach Abramowitschs Amtsantritt in der Saison 2003/2004 sowie der darauf folgenden Saison 04/05. Großartig gestört zu haben scheint es jedoch nicht – ein Jahr später beendete der FC Chelsea die Saison mit einem Transferminus von 71 Millionen Euro, ein Jahr darauf waren es direkt wieder knapp 90 Millionen Euro minus.
Die Frage nach Geldeinnahmen über Transfers scheint sich seit 2003 beim FC Chelsea nicht mehr zu stellen. Doch betrachtet man die aktuelle Periode der Blues zeigt sich ein völlig anderes Bild! Mit den Verkäufen von Juan Mata und Kevin de Bruyne wurde während des Wintertransferfensters das bisher höchste Transferplus der Vereinsgeschichte eingefahren. Nimmt man das Sommerfenster hinzu, ergibt sich in der Gesamtheit zwar immer noch ein Minus von ca. 41 Millionen Euro – dennoch zeichnet sich eine veränderte Herangehensweise der Transferaktivitäten ab!
Was steckt hinter diesem „neuen Gleichgewicht“ von Chelseas Transferpolitik?
Das größte Ungleichgewicht zwischen Einnahmen und Ausgaben durch Transfers wird in der Premier League erzeugt. Ausgaben von ca. 865 Millionen Euro stehen Einnahmen von lediglich 355 Millionen Euro gegenüber (Saison 2013/2014). Geht man tiefer ins Detail und vergleicht die aktuellen Transferdifferenzen der Big Players der Liga (Manchester United, Manchester City, Arsenal London) fällt auf, dass der FC Chelsea beim Rote-Zahlen-Schreiben nicht mehr ganz vorne mitmischt. Mit einem Gesamtminus von 41 Millionen Euro liegt Chelsea deutlich hinter den beiden Clubs aus Manchester.
Stellt sich nun die Frage: was steckt hinter Chelseas Transferpolitik und zeichnet sich eventuell eine weniger verschwenderische Transfermarktaktivität ab? Wirft man einen gezielten Blick auf die aktuellen Einkäufe des FC Chelsea fällt auf, dass kein Spieler eine höhere Ablöse als 40 Millionen Euro gekostet hat. Ebenfalls fällt auf, dass man probiert Weltstars (wie beispielsweise einen Samuel Eto’o) nach Ablauf deren laufenden Verträge zu verpflichten. Ablösefreie Spieler geraten in den Suchfokus der Chelsea-Scouts. Daraus lässt sich auf einen gewissen Weitblick und eine weniger verschwenderische Transferpolitik schließen.
Ebenfalls wird erkennbar, dass man sich bei Mega-Offerten – wie bei Manchester Uniteds Angebot für Juan Mata – auch gegenüber der Konkurrenz gesprächsbereit zeigt und zunehmend gewillt ist auch größere Millionenbeträge aus Transfergeschäften wieder in die Kassen zu spülen.
Bock auf Comunio zocken in der Premier League?
Seit dieser Saison ist José Mourinho wieder zurück an der Stamford Bridge. Roman Abramowitsch hat seinen besten und wichtigsten Schützling zurück auf die Insel geholt. Und auch “The Special One“ selbst fackelt nicht lange mit Treuschwüren an seinen Herzensclub: „I stay until they want me not to stay.”
Sicherlich hat sich der Portugiese seine Rückkehr auf die Insel königlich bezahlen lassen. Auch wird das Gehalt von Eto’o sowie dem Großteil des Kaders fürstlich sein. Ob das jedoch ein Grund ist, wieso der Gürtel beim russischen Eigentümer scheinbar etwas enger geschnallt werden muss, wagen wir von Comunioblog zu bezweifeln. Viel wahrscheinlicher scheint ein Umdenken beim FC Chelsea stattgefunden zu haben. Es wirkt fast als hätte man ein Verständnis für Bilanzen entwickelt und Interesse daran diese von Jahr zu Jahr ausgeglichener zu gestalten.
[poll id=“7“]