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Nach Achraf Hakimi leiht Dortmund das nächste Talent von Real Madrid aus. Doch der 30-Millionen-Brasilianer kam in der La Liga nie zum Zug. Kann er dem BVB direkt weiterhelfen?

Position: Reinier Jesus Carvalho, so der vollständige Name des gerade Volljährigen, ist ein klassischer Zehner für das offensive, zentrale Mittelfeld. Lucien Favre sprach jüngst: „Er ist ein Neuneinhalber, kann auch vorne spielen als falscher Stürmer und auf der Seite.“ Als klassischer Flügelstürmer dürfte er jedoch aufgrund des nicht ganz so explosiven Antritts eher weniger in Frage kommen. Wahrscheinlicher wäre da fast noch die Rolle als Achter – etwa in einem 4-3-3. Die Idealposition wäre aber sicher als Mann hinter der Spitze in einem 4-2-3-1 oder als Halbstürmer im aktuell vom BVB präferierten 3-4-3.

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Bisherige Karriere: Erst Anfang 2019 rückte Reinier von der U20 in die A-Mannschaft von Brasiliens Traditionsklub Flamengo aus Rio de Janeiro auf. An der Seite der Ex-Bundesliga-Stars Diego und Rafinha sorgte er in kürzester Zeit für Furore und markierte gleich in seiner ersten Profi-Saison sechs Tore und zwei Vorlagen in nur 14 Einsätzen.

Kaum hatte Reinier die Volljährigkeit erreicht, wechselte er im Januar 2020 für satte 30 Millionen zu Real Madrid. Weil die Plätze für Nicht-EU-Ausländer im Kader des spanischen Meisters aber schon belegt waren, kam Reinier zunächst nur in der Reserve in der dritten spanischen Liga zum Zug. Nach nur drei Spielen (zwei Tore, eine Vorlage) kam die Corona-Pause dazwischen. Beim BVB soll Reinier nun erstmals Spielpraxis in einer Top-Liga sammeln. Die brasilianische Serie A ist davon nämlich ein ganzes Stück entfernt.

International hat Reinier einen Einsatz in der Copa Libertadores sowie rund 20 Einsätze in brasilianischen U-Nationalteams (aktuell Spieler der U23) vorzuweisen.

Einstiegsmarktwert: 15 verdammte Millionen! Das ist eine richtige Ansage. Wir bewegen uns hier direkt im Preissegment eines Serge Gnabry. Überhaupt sind aktuell nur neun Spieler teurer. Allesamt von Bayern oder Dortmund. Mit dem hohen Preis will man dem generellen Hype den Dortmunder (wie auch Bayern) Neuzugänge derzeit auslösen, vor allem wenn sie von Real Madrid kommen, entgegenwirken.

Situation: Der Ausfall von Marco Reus, bei dem dieser Tage erst ganz langsam ein Ende in Sicht ist, dürfte beim BVB den letzten Ausschlag gegeben haben, um die Personalie voranzutreiben. Schließlich war man schon vor einem Jahr am jungen Brasilianer interessiert und hat seinen Werdegang intensiv verfolgt.

Von den Anlagen her ist Reinier durchaus in der Lage, Reus zu ersetzen. Zu seinen Stärken zählen, ähnlich wie bei Reus, vor allem die extrem gute Ballbehandlung, die Handlungsschnelligkeit, sein Gespür für Räume und seine Ruhe am Ball. Das, gepaart mit einer immensen Torgefährlichkeit, lassen durchaus Vergleiche mit Reus oder etwa einem jungen Kai Havertz zu. In Brasilien wird Reinier indes gerne mal in einem Atemzug mit Kaka genannt. So weit die Vorschusslorbeeren.

Das körperliche und taktische Niveau der Bundesliga dürfte aber noch ein wenig zu viel sein. Hier ist, neben den ohnehin nicht leichten Anpassungserscheinungen vieler Brasilianer in der Bundesliga, gewiss ein wenig Zeit gefragt. Und natürlich besitzt dieser junge Mann nicht im Ansatz die Führungsqualitäten eines Marco Reus. Kann er auch noch gar nicht.

Eine Rolle als Joker in der Offensive, und mittelfristig auch mehr, ist ihm aber absolut zuzutrauen. Im Idealfall hat der BVB sich hier zum Nulltarif für zwei Jahre ein Riesentalent geangelt, das – ähnlich wie Achraf Hakimi – nach dem Leihgeschäft zu einem internationalen Top-Spieler herangereift ist. Die Voraussetzungen zumindest sind bei Dortmund so gut wie bei kaum einem anderen Klub in Europa. Auch wenn längst nicht jedes Talent den Durchbruch im schwarz-gelben Dress schafft, wie das jüngste Beispiel Sergio Gomez beweist.

Die 18 Comunio-Player to watch 2019/20

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Union Berlin: Sheraldo Becker - Die Chancen des 24-Jährigen stehen gut, sich auf der Außenbahn des Aufsteigers zu einer festen Größe zu entwickeln. Becker bringt bereits Qualität mit, Erstliga-Erfahrung in den Niederlanden mit sieben Toren und zehn Assists im Vorjahr. Der Sprung in die Bundesliga ist zwar kein Zuckerschlecken, das gilt aber auch für Aufsteiger ohne Erfahrung im deutschen Oberhaus. Bildquelle: imago images / Bernd König

Marktwertentwicklung: Diesem Transfer ist durchaus ein Hype zuzutrauen, der die 20-Millionen-Marke wohl erreichen dürfte. Weil er aber noch Zeit braucht, wird sich Reinier zu Saisonbeginn – je nach Einsatzzeiten – erstmal wieder irgendwo zwischen 5 und 10 Mio. einpendeln. Insgesamt ein interessanter Mann, vor allem, wenn man mit weichem Saisonübergang spielt. Den aktuellen Preis wird er mit Punkten aber gewiss noch nicht so schnell rechtfertigen.

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