Mit Peter Stöger hat sich der 1. FC Köln einen Meistertrainer aus Österreich geangelt. Wie tickt der 47-Jährige aber wirklich? Wie lässt er Fußball spielen? Und: Kann er die Geißböcke zurück ins Oberhaus führen? Klar ist bisher nur, dass er offenbar richtig gut in der Domstadt ankommt.

Ein Trainingsauftakt ohne Cheftrainer. Das ständige Hin und Her um die Verpflichtung von Wunschtrainer Peter Stöger. Erst zwei Neuzugänge. Dagegen werden offenbar mit Clemens und Ujah wichtige Stützen den Zweitligisten verlassen. In Köln herrschte mal wieder dicke Luft. Alles lief irgendwie unrund. Der angepeilte Aufstieg in die Bundesliga schien schon zum Trainingsstart in weite Ferne gerückt zu sein. Dann die Wende: Stöger wurde endlich vom österreichischen Meister Austria Wien verpflichtet. Das kölsche Gemüt hatte wieder Hoffnung, ja sogar Euphorie wurde entfacht. Ein echter Meistertrainer für die Domstadt. Das kann doch nur den Aufstieg bedeuten, oder?

Zuerst muss man einmal festhalten, dass die Verantwortlichen des 1. FC Köln durchaus hoch gepokert haben. Sie konzentrierten ihre Trainersuche ausschließlich auf den 47-Jährigen, der offiziell zum Wunschtrainer deklariert wurde und auch selber mehrfach großes Interesse an einem Engagement in Köln signalisierte. „Wir konzentrieren uns voll auf Stöger und wollen so schnell wie möglich mit Austria eine Einigung erzielen. Wir sind nach wie vor sehr zuversichtlich, dass Peter Stöger zu uns kommt“, sagte der Sportliche Leiter Jörg Jakobs während den laufenden Verhandlungen. Dass der Wechsel letzten Endes doch nicht so selbstverständlich war, zeigt die Aussage von Sportvorstand Toni Schumacher: „Ob Sie es glauben oder nicht, der FC hat in den letzten 20 Jahren an Selbstbewusstsein verloren, weil der Erfolg ausgeblieben ist.“ Nichtsdestotrotz müssen die klammen Kölner tief in die Tasche greifen. 800.000 Euro Ablösesumme werden kolportiert. Der Vertrag, den Stöger bis 2015 unterschrieben hat, birgt also auch eine große Gefahr. Daran wird in Köln nach den ersten Eindrücken aber nicht gedacht.

Bodenständig, pragmatisch – erfolgreich

Bei seiner Vorstellung im Geißbockheim war der Andrang unglaublich groß. Stöger präsentierte sich dabei ausgesprochen locker und gut gelaunt. Oft grinste er in die Kameras der Journalisten, formte die Finger zum Peace-Zeichen und machte damit einen sympathischen Eindruck. Ein Mann, der keine großen Töne spuckt (seine Begrüßungsworte: „Mahlzeit, fühle mich geehrt, fühle mich geschmeichelt.“), sondern klare Vorstellungen hat. Der große Unterschied zu einem seiner Vorgänger, der ebenfalls mit großen Erwartungen und Ambitionen nach Köln geholt wurde, Stale Solbakken, ist dabei die Systemfrage. Solbakken hatte ein bestimmtes System auserkoren. Dieses wollte er seinen Spielern aufzwingen. Dass das ob des nicht vorhandenen Spielermaterials ein Schuss in den Ofen war, sah man Wochen später.

Stöger handhabt das anders. „Mit Wiener Neustadt haben wir gegen den Abstieg gespielt, da war es wichtig, keine Gegentore zu kassieren. Mit Austria Wien habe ich ein 4-3-3 mit zwei Außenstürmern oder ein offensives 4-1-4-1 spielen lassen“, so Stöger. Der Österreicher passt das System dem vorhandenen Spielermaterial an und geht nicht mit einem festgelegten System in die Vorbereitung. Damit fuhr der Österreicher bislang sehr gut. Vier Meistertitel und drei Pokalerfolge belegen das eindrucksvoll. Dass die Kölner eher nicht gegen den Abstieg, sondern um den Aufstieg spielen wollen und werden, das weiß auch Stöger. Deswegen werden seine Worte in den Ohren aller Effzeh-Fans wohl klingen: „Ich sehe mich als Fussballlehrer und versuche die Spieler zu entwickeln. Meine Idee Fußball zu spielen richtet sich nach dem Kader. Wir wollen vorne mit dabei sein, da werden wir sicherlich offensiv orientiert sein. Ziel ist es Tore zu schießen und die Zuschauer zu begeistern.“

Wer die Tore schießen soll, ist allerdings noch fraglich. Ujah, letzte Saison mit 13 Treffern bester Köln-Stürmer, wird aller Voraussicht nach zum 1. FSV Mainz zurück kehren. „Er ist sicher ein guter Stürmer und wir bemühen uns weiterhin“, sagt Stöber über den 22-jährigen Nigerianer. Die von Mainz ausgerufene Ablösesumme von 2,5 Millionen Euro ist den Kölner aber dann doch zu hoch. Deswegen schaut sich der Effzeh derzeit nach einem adäquaten Ujah-Ersatz um. Offenbar ist Glynor Plet, der zuletzt von Twente Enschede an den KRC Genk ausgeliehen wurde, ein Kandidat. Der 1,95 m große Hüne erzielte 13 Treffer in der vergangenen Saison und spielte mit Genk in der Europa League. Er wäre allerdings ein völlig anderer Stürmertyp als es Ujah ist.

„Keine Schnellschüsse abfeuern“

Dass Stöger zum Saisonstart bei Dynamo Dresden eine schlagkräftige Mannschaft zusammen hat, bezweifelt der Österreicher nicht. Bei der offiziellen Pressekonferenz zu seiner Vorstellung sagte er: „Wir haben noch Handlungsbedarf, aber wir dürfen keine Schnellschüsse abfeuern.“ Und irgendwie hat man das Gefühl, dass die Kölner dem schlacksigen Österreicher vertrauen und nicht in Panik verfallen. Dass der Wiener für eine bodenständige Art steht, zeigt er auch bei der Zusammenstellung seiens Trainerteams. Er versammelt lieber wenige Vertraute um sich, als mit einem großen Trainerteam zu arbeiten. „Es wird eine kleine Gruppe“, verrät Stöger.

Trotz seiner durchaus sachlichen und zurückhaltenden Art ist der neue Köln-Trainer immer für einen lockeren Spruch zu haben. In seiner ersten Zeit in der Domstadt schafft er es, sowohl Fans als auch Medien auf seine Seite zu ziehen – etwas, das nicht jeder Trainer schafft (siehe Solbakken, der schon vor seinem ersten Köln-Besuch aneckte). Vor allem das richtige Zusammenspiel mit den Kölner Medien ist äußerst wichtig in der Domstadt.

Stöger hat sich eine schwere Aufgabe ausgesucht. Er hätte auch mit der Austria Champions-League-Luft schnuppern können. Aber er entschied sich für das Engagement im Westen Deutschlands. „Endlich einer, der bedingungslos zu uns kommen wollten“, freute sich Toni Schumacher. Diese Bedinungslosigkeit kommt bei den offenherzigen Kölnern gut an. Stöger selbst bezeichnet sich als einer für die schweren Aufgaben. Den ehemals so ruhmreichen 1. FC Köln zurück in die Bundesliga zu führen und dort zu etablieren, ist zweifelsfrei eine schwere Aufgabe. Genau das richtig für Stöger also. Einen elementaren Schritt hat der 47-Jährige schon gemacht. Wie dem Österreicher denn das Kölsch schmecke, war eine Frage auf der Pressekonferenz. Stöger: „Geh, ist schon in Ordnung.“