Erstmals trug Israel ein großes internationales Fußball-Turnier aus. Comunioblog hat den Gastgeber vor Ort unter die Lupe genommen und zieht ein positives Fazit.  

Sicherheitsbedenken verpufften schnell

Nachdem sich die UEFA auf Israel als Austragungsort der U-21-Fußball-Europameisterschaft 2013 festgelegt hatte, wurde diese Entscheidung nicht überall gut aufgenommen. Während sich das Land selbst über die Chance freute, ganz Europa sein schönes Gesicht zu zeigen, gab es auch viel Kritik an der Vergabe. In einem offenen Brief an die UEFA, den unter anderem Ex-Fußballer Frederic Kanoute und der südafrikanische Friedensnobelpreisträger Desmond Tutu unterzeichneten, hieß es, die UEFA belohne das Gelobte Land für dessen „krasses und gesetzeswidriges Verhalten“, speziell gegenüber palästinischen Sportlern. Zudem schien die Sicherheitslage in Israel angesichts des nicht zu enden scheinenden Konflikts mit Palästina alles andere als unbedenklich.

Von all dem war in Jerusalem nichts zu spüren. Anstelle eines misstrauischen, abweisenden Volks empfingen uns freundliche, kontaktfreudige und warmherzige Menschen, die einfach nur froh zu sein schienen, dass ihr Land Austragung dieses Turniers sein durfte. Selbst die Tatsache, dass viele Israelis über soziale Ungerechtigkeit bzw. zu hohe Lebensunterhaltskosten klagen – angesichts von umgerechnet 5,50 Euro für eine Packung Müsli im 24/7-Shop nicht ganz zu Unrecht – konnte die Freude nicht trüben.

Der Fußball im Vordergrund

Darüber hinaus war das Interesse der Israelis am Fußball offenkundig. Wo man hinkam, stets war Fußball das Gesprächsthema. Mehrmals kam die Frage „Bayern or Dortmund“ auf, ein Taxifahrer schwärmte von Itay Shechter, einem israelischen Fußballspieler, der in der Saison 2011/12 beim 1. FC Kaiserslautern unter Vertrag stand, und ein Kneipenwirt, der mein Tottenham-Trikot von der Saison 2007/08 bemerke, fragte mich, weshalb ich dieses „disgusting“ (ekelhafte) Shirt trage. Als ich dem Arsenal-Fan sagte, dass mir auch die Gunners sympathisch seien, unterstellte er mir, zu viel Alkohol getrunken zu haben.

Während der Spiele kam in den Städten stets eine erwartungsfrohe Stimmung auf. In Jerusalem zeigte man Bewunderung für das 5:1 der Holländer gegen Russland in der Gruppenphase und in der spanischen Fankneipe spielte eine richtig gute Rockband, bevor das Spiel der Spanier gegen Deutschland begann. Dabei störte es die spanischen Fans nicht im Geringsten, dass auch ein paar Deutsche hier das Spiel verfolgten. Zudem wurde in Tiberias, einer etwas verkommenen Stadt am See Genezareth, das Spiel von Israel gegen Italien (0:4) bei 35 Grad Celsius auf einem großen Bildschirm gezeigt und trotz der herben Niederlage wurde gefeiert.

Auch im Stadion herrschte eine sehr gute Atmosphäre. Der Kartenverkauf verlief insgesamt sehr positiv – insgesamt wurden fast 200.000 Karten verkauft. Beim ersten Spiel der Spanier gegen Russland waren zwar nur etwa 9000 Zuschauer anwesend – das Stadion in Jerusalem also nur zu einem Viertel gefüllt – doch die La-Ola-Welle wurde davon unbeeindruckt minutenlang durchgezogen. Die russischen Spieler drehten sich zur gegenüberliegenden Tribüne um, als die Hymne lief, da dort der Großteil ihrer Fans zu finden war. Gegen Ende der Partie schaffte es ein Flitzer auf das Feld und lief prompt auf Starkeeper David de Gea von Manchester United zu, bevor er von den Sicherheitskräften vom Feld geführt wurde. Und beim 1:0 der Spanier kurz vor Schluss feierten irgendwie alle.

Wertvoller als Euphorie

Dass bei der Europameisterschaft nicht die ganz große Euphorie aufkam, lag wohl nicht nur am frühen Ausscheiden des Gastgebers, sondern vor allem am allgemein noch nicht übermäßig hohen Stellenwert einer U-21-Fußball-EM. Mit einer Veranstaltung, wie es die Profi-WM in Südafrika war, kann man dieses Turnier somit definitiv nicht vergleichen. Die Bedeutung des Fußballs wird in Israel wohl kaum von heute auf morgen in neue Dimensionen vordringen, doch der erste Schritt ist getan.

Viel wichtiger, als es eine durch und durch euphorische Stimmung gewesen wäre, ist die Tatsache, dass die U-21-EM für das Land Israel insgesamt ein großer Erfolg war. Es ist den Israelis absolut gelungen, Europa seine schöne Seite zu zeigen und den Eindruck einer friedlichen Atmosphäre zu vermitteln, denn die EM lief konträr zur stark angespannten politischen Situation des Landes ab und verband nicht nur die Menschen miteinander, sondern ließ die Nation zudem näher an das europäische Volk heranrücken. Nur wenige Monate ist es her, dass israelische Streitkräfte Raketen der Hamas konterten – während des Turniers schienen diese Vorkommnisse jedoch Jahrzehnte entfernt zu sein.