Neben dem Spieler des Jahres, dem Waliser Gareth Bale (Bild), finden sich Spieler von sechs weiteren Nationen in der Comunio-Elf der Premier-League-Saison 2012/13.  

Auf den Spuren von Brad Friedel

Der Torhüter des Jahres in der englischen Premier League ist nicht etwa Petr Cech, Joe Hart oder David de Gea. Nein, der US-Amerikaner Brad Guzan von Aston Villa erreichte 65 Gegentoren zum Trotz die meisten Punkte aller Torhüter in dieser Comunio-Saison. Der Teamkollege des angeblich vom BVB umworbenen Stürmers Christian Benteke löste am dritten Spieltag Shay Given als Stammtorhüter von Aston Villa ab und stand seither bis zum Saisonende im Tor. Dabei gibt es einige Parallelen zwischen Guzan und seinem Landsmann Brad Friedel, hinter dem er nicht nur in der Nationalmannschaft, sondern auch von 2008 bis 2011 bei den „Villans“ die Nummer zwei war. Zudem ähneln sich die Erscheinungsbilder der beiden groß gewachsenen Männer mit Glatze, die beide eine große Präsenz auf dem Platz zeigen. Diese half Aston Villa mit Sicherheit beim Kampf um den Klassenerhalt, wenngleich Guzan kurioser Weise in keinem Rückrundenspiel ohne Gegentor blieb. Dennoch genügten 118 Punkte, um ihn bei Comunio zum besten Torwart dieser Premier-League-Saison zu machen.

Die solide Kette

Dass sich keine Verteidiger des englischen Meisters in der Elf des Jahres finden, liegt unter anderem daran, dass Manchester United defensiv nicht immer einen guten Eindruck machte. Tatsächlich ist man mit 43 Gegentoren nicht einmal in den Top vier der Saison – im Gegensatz zum FC Everton, der den überragenden Linksverteidiger Leighton Baines stellt. Kein Wunder, dass der fünffache Torschütze (zwei Elfmeter) von diversen englischen Topklubs umworben wird und kurz davor steht, Ashley Cole in der Nationalmannschaft endgültig den Rang abzulaufen. Der 28-jährige konnte in 35 Spielen 171 Punkte erzielen und ist damit mit Abstand der erfolgreichste Verteidiger der Saison.

Auf Rang zwei steht der Königstransfer der Tottenham Hotspur – nicht Lewis Holtby, sondern der belgische Innenverteidiger Jan Vertonghen, der im Sommer 2012 für zwölf Millionen Euro von Ajax Amsterdam verpflichtet wurde, schlug bei den Spurs voll ein. Ob als Innenverteidiger oder als Aushilfe auf links, Vertonghen wusste stets zu überzeugen und brachte der sonst brüchigen Abwehrkette viel Sicherheit. Damit war er ein wichtiger Faktor dafür, dass die Spurs die nach Punkten erfolgreichste Saison der Vereinsgeschichte spielten (72), wenngleich diese starke Punktzahl, vergleichbar mit dem Punkteschnitt von Borussia Dortmund in der Bundesliga, nicht zur Qualifikation für die Champions League reichte. Der kopfballstarke Vertonghen schaffte neben starken Defensivleistungen auch fünf Saisontore und wird in der nächsten Saison mit seinem Klub wieder die Champions-Leauge-Plätze ins Visier nehmen.

Dies kann man von Ryan Shawcross und seinem Team nicht gerade behaupten. Der Innenverteidiger spielt bei Stoke City, dem Inbegriff des Premier-League-Niemandslandes. Shawcross ist Kapitän und Stamm-Innenverteidiger bei den „Potters“, spielt zumeist neben Ex-Nationalspieler Robert Huth und weiß regelmäßig mit grundsolider Leistung zu überzeugen. Für die englische Nationalmannschaft spielt der 25-jährige dennoch keine Rolle: In dieser Saison verbuchte Shawcross ganze 17 Minuten Einsatz im Freundschaftsspiel gegen Schweden im November, bei dem er sogar auf der ungeliebten Position im defensiven Mittelfeld eingesetzt wurde. Angesichts seiner Leistung in dieser Premier-League-Saison kann man ihn dem englischen Nationaltrainer Roy Hodgson durchaus empfehlen.

Ein schillernder Mittelfeld-Mix

Der spektakulärste Spieler der Premier League findet sich im Mittelfeld. Gareth Bale ist 23 Jahre alt, spielt für Tottenham Hotspur und die walisische Nationalmannschaft und ist seines Zeichens PFA Player of the year in der vermeintlich besten Liga der Welt. Wer seine Spiele in dieser Saison verfolgt hat, dem wird mehr als nur sein unmessbarer Wert für seinen Klub aufgefallen sein. Mit seiner Schnelligkeit, seiner technischen Klasse und gefühlt zehn Toren aus großer Distanz in den Winkel – genügend Beispiele sind auf Youtube zu finden – hat Bale definitiv den letzten Schritt zur Weltklasse geschafft. Kein Wunder, dass neben Manchester United auch der FC Barcelona und vor allem Real Madrid am offensiv variabel einsetzbaren Spieler interessiert sein sollen, den Tottenham aber definitiv nicht für weniger als fünfzig Millionen Euro verkaufen wird. Bale stellte in dieser Saison allerdings auch einen weniger überzeugenden Rekord auf: Die sechs gelben Karten wegen Unsportlichkeiten, zumeist Schwalben, hatte er mit Sicherheit nicht nötig.

Dass der FC Arsenal am Ende knapp vor Bales Club, dem großen Rivalen Tottenham, stand, lag vor allem am spanischen Sommerneuzugang Santi Cazorla. Der für 19 Millionen vom FC Malaga verpflichtete Spielmacher wusste vor allem zu Beginn der Saison mit einer überragenden Passquote zu überzeugen und stellte damit einen würdigen Nachfolger von Cesc Fabregas dar – ein solcher fehlte noch in der Saison 2011/12. Mit zwölf Toren und weiteren zwölf Vorlagen ist Cazorla, der in allen 38 Saisonspielen zum Einsatz kam, knapp vor hinter Theo Walcott (26 Scorer-Punkte) und knapp vor Deutschland-Legionär Lukas Podolski (21 Scorer-Punkte) mit der erfolgreichste Offensivmann der Gunners. Allein die namhafte Konkurrenz verhindert einen Stammplatz in der Nationalmannschaft – einen solchen sichert er sich mit 190 Punkten in der Comunio-Top-Elf des Jahres.

Der Routinier und letzte der drei Engländer in dieser Elf ist Liverpools Kapitän Steven Gerrard. Der 33-jährige bewies einmal mehr mit zehn Toren und zehn Torvorlagen, dass er vielleicht zur alten Riege, aber noch lange nicht zum Abstellgleis gehört. Noch immer lenkt er das Spiel des LFC vom zentralen Mittelfeld aus, doch angesichts der weniger starken Leistungen des Kollektivs fiel das Saisonfazit seines Klubs am Ende erneut nicht positiv aus. Mit Platz sieben verpasste Liverpool nicht nur den Einzug in die Champions League, sondern sogar die Europa League.

Dasselbe gilt für den FC Everton, der sich trotz einer starken Saison, die auf Platz sechs beendet wurde, nicht für das internationale Geschäft qualifizieren konnte. Der Grund sind die überraschenden Pokalsieger: Swansea City gewann den Ligapokal und der FA-Cup ging sogar an Absteiger Wigan Athletic. Beide Klubs sicherten sich damit die Qualifikation zur Europa League auf Kosten der beiden rivalisierenden aus Liverpool. Ein Grund dafür, dass der bärenstarke Lockenkopf Marouane Fellaini mit einem Vereinswechsel liebäugelt. Der 25-jährige Belgier spielte eine großartige Saison, erzielte elf Tore und bereitete sechs weitere vor. Die Stärken des 1,94m großen Belgiers liegen vor allem in der Annahme und Verarbeitung des Balles, ob nach hohem oder tiefem Zuspiel, wodurch Fellaini in der Zentrale variabel einsetzbar ist. Dass er seinem Trainer David Moyes von Everton zu Manchester United folgt, ist nicht unwahrscheinlich – aber billig wird das Unterfangen garantiert nicht.

Torschützenkönig trifft auf Skandal-Star

Während Gareth Bale zum Spieler der Saison gewählt wurde, ist Torschützenkönig Robin van Persie von Manchester United bei Comunio die Nummer eins. An der Zahl 234 Punkte erreichte der 26-fache Torschütze in dieser Saison – sechs mehr als sein walisischer Konkurrent. Damit er auch endlich einen Titel in England gewinnen konnte, was ihm in 8 Jahren beim FC Arsenal nicht gelungen war, wechselte van Persie letzten Sommer für knapp 30 Millionen zum Ligakonkurrenten, mit dem ihm in der letzten Saison seines Trainers Sir Alex Ferguson endlich der lang ersehnte Gewinn der englischen Meisterschaft gelang.

Einen Titel würde auch Luis Suarez vom FC Liverpool gerne gewinnen, doch da er dafür anscheinend nicht beim richtigen Klub ist, wird der 26-jährige mit Real Madrid in Verbindung gebracht. Potenzial für mehr ließ der Mann aus Uruguay in dieser Saison regelmäßig aufblitzen: 23 Tore und 11 Vorlagen gelangen dem Stürmer in 33 Premier-League-Spielen und mit 217 Punkten ist er der drittbeste Spieler der Comunio-Saison. Allerdings fällt Suarez nicht nur durch Leistung auf: Nachdem er schon Ende 2011 wegen angeblich rassistischen Äußerungen gegenüber Patrice Evra für acht Spiele gesperrt wurde, folge im April dieses Jahres eine Zehn-Spiele-Sperre, weil er Chelseas Verteidiger Branislav Ivanovic gebissen hatte. Schon im Jahr 2010 war Suarez nach einem Biss zu sieben Spielen Sperre verurteilt worden – damals noch im Trikot von Ajax Amsterdam – und möglicherweise erinnern Sie sich noch an sein legendäres Handspiel im WM-Viertelfinale 2010 gegen Ghana, als er in letzter Minute das sichere Ausscheiden unfair verhindert hatte, wodurch sich sein Team ins Elfmeterschießen rettete, das Urugay damals auch noch gewann. Nichtsdestotrotz ist Suarez ein richtig starker Fußballspieler, dessen Qualität man in Liverpool trotz der Skandale und Sperren mit Sicherheit vermissen würde.

Ein wesentlich ruhigerer Zeitgenosse ist Juan Mata vom FC Chelsea, der die Top-Elf dieser Premier-League-Saison komplettiert. Der beste Vorlagengeber der Liga wurde in seiner gesamten Profi-Karriere noch nicht einmal vom Platz gestellt, hat dafür im Gegensatz zu Luis Suarez schon zahlreiche internationale Titel gewonnen. Nach der Weltmeisterschaft 2010, der Europameisterschaft 2012 und der Champions League 2011/12 folgte in dieser Saison der Gewinn der Europa League. Darüber hinaus gewann er bereits den spanischen Pokal (2008) und den englischen FA-Cup (2012) – einzig eine nationale Meisterschaft fehlt dem 25-jährigen Flügelstürmer noch in seiner Sammlung. Diese soll nun Jose Mourinho generieren, der kurz vor der Rückkehr nach London stehen soll und mit den Blues in drei Jahren zweimal englischer Meister wurde.

Im Überblick

Guzan (118P)

Baines (171P) – Vertonghen (149P) – Shawcross (127P)

Bale (228P) – Cazorla (190P) – Gerrard (174P) – Fellaini (172P)

van Persie (234P) – Suarez (217P) – Mata (195P)

Damit sind Spieler aus sieben verschiedenen Nationen zu finden: Drei Engländer, zwei Spanier, zwei Belgier, ein US-Amerikaner, ein Waliser, ein Niederländer und ein Spieler aus Uruguay. Überraschend ist ebenfalls, dass nur ein Spieler aus Manchester dabei ist: Robin van Persie. Vom Tabellenzweiten Manchester City schaffte es keiner in die Top-Elf der Saison – die meisten Akteure stellen Tottenham, Everton und Liverpool (jeweils zwei).