Was wären die etlichen Fußballclubs dieser Welt ohne ihre Anhängerschaft? Ein Verein ohne Seele. Fans sind das Herzstück und der Rückhalt eines jeden fußballverrückten Verbundes.  

Und dabei kommt es keineswegs auf die Größe der Gefährtenschar an, sondern vielmehr auf den Enthusiasmus und die Identifikation der Fans mit ihrem Verein. 

Je stärker die Verbindung zwischen Anhängerschaft und Verein ist, desto homogener stellt sich der Club in seiner Umwelt dar. Dortmunds Fans sind in dem Zusammenhang sicherlich ein Paradebeispiel. Und es tummeln sich unzählig viele weitere Fangruppierungen auf unserem fußballbegeisterten Planeten. Besonders spannend und brisant wird es meist dann, wenn Anhänger verschiedener Vereine aufeinander treffen. Dass ein solches Zusammenkommen durchaus freundschaftlich ablaufen kann und daraus ganz besonders feste und innige Fan-Freundschaften entstehen können, schaut sich Comunioblog anhand einiger Beispiele an.

Ein gemeinsamer Feind macht uns zu Freunden

Eine der bekanntesten Freundschaften unterhalten die Fans von Schalke 04 und die des 1. FC Nürnberg. Beide Vereine erwähnen auf ihrer Homepage ihre tiefe Verbundenheit zueinander. Varianten, wo diese innige Freundschaft ihren Ursprung hat, gibt es viele. Einem Gerücht zufolge sollen in den 80er Jahren einige Bayern-Hooligans gemeinsam von Nürnberger und Schalker Fans aus einem Bahnhof gejagt worden sein. Der einheitliche Nenner beider Anhänger war die Ablehnung der Münchener. Eine andere Geschichte, wie es zu dem Bündnis S04 und FCN kam, entspringt einem Foto, welches in einer „Stern“ Reportage abgedruckt wurde. Auf diesem Foto sollen Schalker Fans und ihre Kutten, mit aufgenähten Abzeichen des 1. FC Nürnberg, zu erkennen sein. Wie genau der Funken dieser Freundschaft entfacht worden ist, wird sich wohl nicht mehr eindeutig klären lassen. Aber gerade das macht ja auch den Spirit von Legenden und Übermittlungen aus. Klar erkennen lassen sich jedoch bestimmte Motive, die zu einer Fan-Freundschaft führen können. Hier haben wir beispielsweise den einheitlichen Leitgedanken: Ein gemeinsamer Feind macht uns zu Freunden.

Dass ein Fangebilde, trotz seiner vieler Gemeinsamkeiten, aber auch sehr zerbrechlich ist und an langjährigen Verbindungen im ganzen Trubel der Fußballemotionen auch mal gerüttelt werden kann, beschreibt beispielsweise „Spiegel-Online“ in einem Artikel und zitiert Rufe aus der Nürnberger Fankurve von 2007: „Ihr werdet nie deutscher Meister“ sowie die Antwort der Schalker Fans: „Ihr seid scheiße wie der BVB!“ Manche sagen, solche Äußerungen sind einzelnen Idioten geschuldet, andere wiederum sehen die Freundschaft zerbröckeln. Fakt bleibt aber, dass beide Vereine offiziell zueinanderstehen und der Großteil der Fans diese Freundschaft mit tollen gemeinsamen Choreografien und gegenseitigen Spielbesuchen untermauert.

Politische Ansichten und der große Lokalkontrahent als Freundschaftsmotiv

Weitere Fan-Freundschaften finden ihren gemeinsamen Nenner in ihrer politischen Gesinnung. Als gutes Beispiel ist da die Verbundenheit des FC St. Pauli und Celtic Glasgow zu erwähnen. Seit über 20 Jahren pflegen beide Vereine eine stark ausgeprägte Freundschaft. Sven Brux, heute Veranstaltungsorganisator bei den Kiezkickern, gilt als Gründer der grün-braunen Verbindung. Als Schöpfer des Fanzines „Millerntor Roar“, reiste er 1991 nach Glasgow um sich mit weiteren Fanzine-Machern zu treffen. Von der Gastfreundschaft der Celtic-Fans sowie der imposanten Stehplatztribüne Jungle war Brux derartig beeindruckt, dass er und viele seiner Freunde stetig wieder in den Celtic-Park kamen. Umgekehrt fanden auch etliche Schotten den Weg ins Millerntor. Beide Vereine verbindet darüber hinaus, mit dem Hamburger SV beziehungsweise den Glasgow Rangers, jeweils ein großer Stadtrivale. Daneben ist die Toleranz gegenüber Minderheiten, das Freiheitsstreben und eine linke politische Grundeinstellung das Fundament der gegenseitigen Sympathie.

Gegenströme innerhalb der Fan-Freundschaften

In vielen Fällen wurden Fan-Verbindungen, in den 80er oder 90er Jahren, durch die Annäherung von rivalisierenden Ultra-Gruppen geschlossen. So geschehen auch bei den Ultras von Arminia Bielefeld und dem Hamburger SV. In den Stadien wurden gemeinsam Lieder angestimmt, wie beispielsweise: „schwarz-weiß-blau, Arminia und der HSV“. Spielerwechsel zwischen den beiden Clubs verstärkten den Zusammenhalt der Fans. Als gute Beispiele dienen da Thomas von Heesen und Armin Eck, die beide Mitte der 90er zur Arminia wechselten. Des Weiteren festigen Freundschaftsspiele die gegenseitige Verbundenheit. 2012 gingen die kompletten Einnahmen eines solchen Spiels an die klammen Bielefelder.

Zusammen mit Hannover 96 bildete sich sogar eine nordische Fan-Achse, die sog. Nordallianz. Damals hörte man nicht selten „ob schwarz-weiß-grün, ob schwarz-weiß-blau, ihr zittert vor dem HSV“ durch die Fankurven hallen. Heute wird von vielen Anhängern, gerade den jüngeren, ein derartig großes Fangebilde abgelehnt. Immer öfter sind Fangesänge wie „Nur der HSV“, von den Hamburgern oder „Alles außer Hannover ist scheiße“ von den Hannoveranern, zu hören. Für einige Fans scheint die Rücksichtnahme auf in der Vergangenheit geschlossene Freundschaften eher hinderlich zu sein. Vielleicht sind Fan-Freundschaften in der heutigen Gesellschaft ein Auslaufmodell. Gut möglich. Man sollte dennoch stets beachten, dass viele Freundschaften tolle Bilder in den Stadien und schöne Gesten zwischen den Menschen geschaffen haben sowie einen wichtigen Beitrag zum Solidaritätsgedanken im Fußball geleistet haben.