Mit dem 3:0-Sieg gegen Österreich im Rücken trifft die deutsche Nationalmannschaft am Dienstag auf Fußball-Zwerg Färöer. Miroslav Klose kann am „Bomber der Nation“ vorbeiziehen.
Gegen die Nationalmannschaft von Österreich blieb Deutschland endlich noch mal ohne Gegentor. In den drei Spielen vor der Begegnung kassierte die DFB-Auswahl ganze neun Tore – zu viel für eine Mannschaft, die bei der WM 2014 in Brasilien zur Liga der Favoriten zählen wird. Dass die deutsche Mannschaft auch im kommenden WM-Qualifikations-Spiel am Dienstag, 10. September (20.45 Uhr), ohne Gegentreffer bleibt, ist derweil gut möglich: Der Gegner heißt dann Färöer und belegt Platz 175 in der FIFA-Weltrangliste. In Europa schneiden nur Andorra und San Marino noch schlechter ab.
Die Färinger verloren alle sieben Quali-Spiele und erwirtschafteten dabei eine Tordifferenz von minus 19 (3:22). Das Hinspiel vor einem Jahr gewann Deutschland ungefährdet mit 3:0 (1:0) durch Tore von Mario Götze und zweimal Mesut Özil. Deutschland steht derzeit mit 19 Punkten auf Platz eins der Gruppe C, verfolgt von Schweden mit 14 Punkten. Die Skandinavier treffen am Dienstag auf Kasachstan, während Österreich und Irland – beide mit elf Punkten – gegeneinander um den Anschluss an Platz zwei kämpfen.
Teufelskerl Gunnar Nielsen
Gegen Färöer wird es für Deutschland darauf ankommen, die Geduld zu bewahren – die Färinger verteidigen oft mit allen Feldspielern im und vor dem eigenen Strafraum. Zudem ist der vielleicht bekannteste Spieler der Färinger ihr Torwart Gunnar Nielsen (26); er steht beim schottischen Erstligisten Motherwell FC unter Vertrag. Nielsen ist dort hinter Lee Hollis zwar nur zweiter Torwart, im Hinspiel gegen Deutschland wuchs er aber über sich hinaus und vereitelte beste Torchancen. Unter anderem hatten Reus (8.), Khedira (9., 11.), Müller (20.) und Klose (19., 26.) die Führung auf dem Fuß, scheiterten aber am überragenden Gunnar Nielsen.
Ansonsten ist die Mannschaft von Trainer Lars Christian Olsen aber hauptsächlich mit Nonames besetzt. Die stärkste Fraktion im Team bilden Spieler von HB Tórshavn, dem erfolgreichsten Klub in der färöischen Liga. Die bisher drei Tore der Färinger erzielten drei unterschiedliche Torschützen: Fródi Benjaminsen, Arnbjörn Hansen und Rogvi Baldvinsson. Das stärkste Spiel in der WM-Qualifikation gelang der Mannschaft am 12. Oktober 2012: Nur 1:2 verlor man Zu Hause gegen Schweden, zwischen der 57. und 65. Minute lag Färöer sogar in Führung. Auch gegen Kasachstan schlug sich Färöer zuletzt sehr gut, lag 1:0 in Führung, bevor der Gegner mit zwei Toren die siebte Niederlage der Färinger besiegelte.
Mats Hummels wieder nur auf der Bank?
Vermutlich wird Löw seine Startaufstellung gegen Färöer nicht groß umbauen. Da Deutschland gegen Österreich ohne Gegentor blieb, ist damit zu rechnen, dass Jérôme Boateng erneut den Vorzug vor Mats Hummels erhält und in der Innenverteidigung neben Per Mertesacker von Beginn an auflaufen wird. Löw hatte Hummels gegen Österreich auf die Bank gesetzt, weil der BVB-Verteidiger beim schwachen Auftritt der deutschen Mannschaft gegen Paraguay im August (3:3) bei zwei Gegentoren unglücklich agiert hatte. Der Bundestrainer begründete seine Entscheidung damit, dass Hummels gegenwärtig noch nicht die Sicherheit ausstrahle, die er von ihm gewohnt sei.
Die Doppelsechs werden von Beginn an wohl erneut Sami Khedira und Toni Kroos bilden; Bastian Schweinsteiger ist zwar im Kader, aber nach seiner Verletzung noch nicht wieder ganz fit. Zudem schoss Kroos gegen Österreich nicht nur ein Hammertor zum 2:0, ihm gelang auch sonst ein durchweg gelungener Auftritt: Er war präsent, hatte viele Ballkontakte, spielte gefährliche Offensivpässe – unter anderem vor dem 3:0 – und schloss zusammen mit Khedira durch cleveres Stellungsspiel die Lücke zwischen defensivem Mittelfeld und Abwehr.
Marco Reus fällt gegen Färöer aus
Einzig Marco Reus, der gegen Österreich von Beginn an spielte, wird gegen Färöer nicht mehr dabei sein: Er leidet an einem Magen-Darm-Infekt und ist bereits von der Nationalmannschaft abgereist. Für ihn wird wohl André Schürrle auf der linken Mittelfeld-Seite spielen; mit Julian Draxler steht Joachim Löw eine weitere Option zur Verfügung.
In der Sturmspitze wird Löw Miroslav Klose aufstellen, das bestätigte der Bundestrainer bei der Pressekonferenz am Dienstagnachmittag. Klose erzielte gegen Österreich den Treffer zum 1:0 – und damit sein insgesamt 68. Tor für die deutsche Nationalmannschaft. Damit hat Klose den „Bomber der Nation“, Gerd Müller, nach 39 Jahren eingeholt. Mit einem Tor gegen Färöer würde Miroslav Klose zum alleinigen Rekord-Torschützen der deutschen Nationalmannschaft werden. Unmittelbar nach dem Spiel gegen Österreich sagte Klose dem „ZDF“-Feldreporter, dass er sich selbst aber nicht mit Gerd Müller vergleichen wolle, weil der viel weniger Spiele für seine Tore gebraucht habe: „Ich möchte mich nicht auf eine Stufe mit Gerd stellen.“
Denkbar wäre zudem der Einsatz von Sidney Sam und Max Kruse, die Joachim Löw für die beiden Länderspiele gegen Österreich und Färöer nominiert hat.
Mögliche Aufstellungen
Deutschland: Neuer – Schmelzer, Boateng, Mertesacker, Lahm – Kroos, Khedira – Schürrle, Özil, Müller – Klose
Färöer: Nielsen – Davidsen, Davidsen, Baldvinsson, Naes – Hánsson, Benjaminsen, Mouritsen, Holst, Olsen – Edmundsson