Nach der Triple-Saison geht der FC Bayern mit Pep Guardiola in eine neue Zeitrechnung. Greifen die Veränderungen des Spaniers sofort? Die Saisonvorschau der Münchner.  

Die Situation: Gibt es sie wirklich – die Gefahr, im Erfolg die größten Fehler zu begehen? Versperrt das Glücksgefühl und die Genugtuung nach Siegen die Sicht auf die so wichtige Zukunft?

Nun ja, als der FC Bayern im Januar die Verpflichtung Pep Guardiolas bekannt gab, war nicht abzusehen, dass die erfolgreichste Saison der 113-jährigen Vereinsgeschichte folgen sollte. Doch nach dem historischen Triumph scheint es richtig, mit dem erfolgreichsten Trainer der letzten Jahre neue Reize zu setzen.

Oder etwa nicht? Der Spanier hat seit seiner Amtseinführung für eine in der Bundesliga noch nie dagewesene Hysterie gesorgt. Langweilige Trainingseinheiten werden in voller Länge übertragen, jedes noch so kleine Testspiel mit medialem Getöse begleitet. Guardiola überstrahlt den FC Bayern.

Ein Umstand, der Matthias Sammer zuwider ist. „Wir wollen weg von diesem Hype“, sagte Sport-Vorstand der „FAZ“. „Wir wollen uns mit Arbeit beschäftigen, mit Details.“

An diesen Feinheiten arbeitet Guardiola seit seinem ersten Arbeitstag – heftiger, als zunächst erwartet. Entgegen den Ankündigungen, nur wenig ändern zu wollen, stülpte er den Münchnern ein neues Konzept über.

Vor der Viererkette hat der 42-Jährige den zweiten defensiven Mittelfeldspieler wegrationalisiert, die Offensivreihe soll durch ständige Positionswechsel flexibler denn je sein. Auch ein Modell ohne echten Angreifer scheint denkbar. „Mein System ist sehr einfach“, sagt Guardiola: „Rennen, rennen, rennen mit dem Ball, und elf Spieler helfen.“

Doch welche elf Akteure sollen auf dem Spielfeld stehen? Der Kampf um die begehrten Plätze in der Startaufstellung ist an Härte wohl nicht zu überbieten. Jede Position ist doppelt und aufgrund der Polyvalenz vieler Spieler gar dreifach besetzt. Die Verpflichtung Thiago Alcantaras verschärfte die Situation nochmals.

Eine Stammelf gibt es laut Matthias Sammer nicht mehr. „Unser Trainer wird es so handhaben, dass jeder auf genügend Einsätze kommt. Wenn sich aber ein Einzelner in den Mittelpunkt stellt, bekommt er Ärger.“

Comunio Player to watch: Mario Götze. Der 21-Jährige steht vor einer richtungsweisenden Saison. Bei allem Respekt vor seinem Ex-Club: Der FC Bayern ist auf einer höheren Stufe als Borussia Dortmund anzusiedeln. Von daher wird es ungemein interessant, wie sich das größte deutsche Talent in den bayerischen Kader eingliedert. Die fehlende Vorbereitung, die Last des Transfers und der unglaubliche Konkurrenzkampf: Götze muss sich behaupten. Auch ist durch den langwierigen Ausfall noch nicht geklärt, auf welcher Position Guardiola mit ihm plant. Wird er als Angreifer eingesetzt oder kommt er in der Kreativzentrale zum Einsatz? Bei Comunio werden rund zehn Millionen Euro verlangt. Das kann angesichts der starken letzten Saison mit 177 Punkten eine gute Investition sein oder durch das Überangebot an Offensivkräften kräftig in die Hose gehen.

Prognose: Der FC Bayern geht mit dem stärksten Kader der Bundesliga in die neue Saison. Dazu gesellt sich der erfolgreichste Trainer der letzten Jahre. Eine Mischung, die Erfolg verspricht. Entscheidend wird sein, wie schnell sich die Spieler an den Stil Guardiolas gewöhnen. Die Rotation verkommt bei richtiger Dosierung zur Waffe, der Konkurrenzkampf wird die Konzentration hochhalten. Dennoch: Borussia Dortmund bleibt den Münchnern weiter dicht auf den Fersen – ein harter Zweikampf um die deutsche Meisterschaft steht bevor.

Zugänge: Thiago Alcantara (FC Barcelona), Jan Kirchhoff (1. FSV Mainz 05), Mario Götze (Borussia Dortmund), Mitchell Weiser (1.FC Kaiserslautern, Leihe beendet)

Abgänge: Emre Can (Bayer Leverkusen), Mario Gomez (AC Florenz), Anatoliy Tymoshchuk (Zenit St. Petersburg), Nils Petersen (Werder Bremen, war bereits ausgeliehen), Maximilian Riedmüller (Holstein Kiel)