Jose Mourinho ist zu seiner alten Liebe zurückgekehrt. Das enttäuschende letzte Jahr bei Real Madrid ist vergessen, der Portugiese strotzt vor Tatendrang – und Demut.  

Selbstvertrauen spiegelt sich in den verschiedensten Facetten des täglichen Handelns wider. Sei es leicht und einfach wie ein Lächeln, sei es schwer und stark, wie den Mut zu haben, einen entscheidenden Elfmeter zu schießen.

Und dann gibt es noch Menschen wie Jose Mourinho. Sie sind derart selbstbewusst, dass sie das sprachliche Mittel der Rhetorik nutzen, um ihre Einmaligkeit zu unterstreichen. So gesehen im Jahr 2004 – bei seiner ersten Pressekonferenz als Trainer des FC Chelsea.

„I am european champion. I am not one of the bottle…and I…yes, I think, I am a special one.“ Die anwesenden Journalisten warteten auf weitere Erklärungen. Doch Jose Mourinho ließ den Satz stehen und wirken. Der Mythos von „The Special One“ war geboren.

Zurück zur alten Liebe

Neun Jahre nach seinem ersten Amtsantritt ist der Portugiese im Sommer 2013 wieder an die Stamford Bridge zurückgekehrt. Seine Engagements bei Real Madrid und Inter waren mit insgesamt acht Titeln überaus erfolgreich, doch nirgends fühlt er sich so respektiert wie in England.

„Jetzt sind wir wieder zusammen und das ist ein großer Moment für uns beide“, lauteten seine Worte nach Verkündigung der neuerlichen Vertragsunterschrift – voller Demut und konträr zu den großspurigen Ankündigungen vor seiner ersten Regentschaft. „Ich bin einer von euch und jetzt wieder ein sehr glücklicher Mann.“

Mourinho steckt kleine Ziele

Doch auch wenn sich die Vorzeichen in Sachen Mourinhos Außendarstellung vielleicht verschoben haben: Die schwierige Aufgabe, den exzentrischen Besitzer Roman Abramowitsch glücklich zu machen, hat sich nicht verändert. Die Champions League soll es doch bitte sein, von der Meisterschaft ganz zu schweigen.

Mourinho steckt vorerst kleinere Ziele, auch wenn er keinen Hehl daraus macht, abermals die Spitze des europäischen Fußballs erklimmen zu wollen. „Wir sind nicht davon besessen, die Champions League zu gewinnen. Natürlich will ich sie ein drittes Mal gewinnen – aber es ist kein Zwang.“

Die Premier League ist der wichtigste Gradmesser für den 50-Jährigen, die Blues wollen nach 2010 wieder den Meistertitel, „aber das versuchen fünf andere auch. Das erste Ziel sind die Top Vier“, sagt Mourinho.

Chelsea 2.0

Eine entscheidende Frage wird sein, welchen Stil Mourinho Chelsea injizieren will. Kraftprotzender und ergebnisorientierter Fußball wie in seiner ersten Periode in London ist schwer umsetzbar. Die Kaderstruktur hat sich in den vergangenen zwei Jahren erheblich verändert.

Verdiente Spieler wurden durch Nachwuchsakteure ersetzt. Vor allem fällt auf, dass die Talente (Oscar, Hazard, Schürrle, de Bruyne, van Ginkel) über eine herausragende Technik verfügen und perfekt für ein fluides Kombinationsspiel sind. Gepaart mit der körperlichen Komponente, die Chelsea vor allem in der Defensive auszeichnet, könnte eine gefährliche Mischung enstehen.

Schürrle angetan

Neuzugang Andre Schürrle ist vom Erfolg überzeugt – insbesondere, weil Mourinho wieder das Sagen bei den Blues hat. „Der Trainer ist sehr gut drauf, sein Draht zu den Spielern ist bemerkenswert“, sagte er „dfb.de“. „Man merkt ihm an, wie sehr er den Erfolg will.“

Mourinho selbst sieht seinen zweiten Anlauf in London-Fulham als enorm schwierig an. Doch vielleicht ist die Demut in den kommenden Jahren ein guter Ratgeber. „Ich trage mehr Verantwortung, und die Erwartungen sind höher“, sagt der Portugiese. „Ich will dafür respektiert werden, aber geliebt werden will ich für das, was ich von jetzt an mache. Die Fans können sicher sein, dass ich mein Bestes geben werde.“