Am 9. August startet die Bundesliga in ihre 51. Spielzeit. Comunioblog wirft einen Blick auf die Teams und wagt eine Prognose. Teil sechs beschäftigt sich mit dem gefährlichen Umbruch beim 1. FSV Mainz 05.
Die Situation: Kein Bundesligateam hat 2013 weniger Siege eingefahren als der 1. FSV Mainz 05 – weder die chancenlosen Absteiger aus Fürth, noch die katastrophalen Bremer oder die abstürzenden Düsseldorfer.
Am Ende stand dank einer guten Hinrunde immerhin noch Rang 13, zum zweiten Mal in Folge nach der überragenden Überraschungssaison 2010/2011, in der die Mainzer Fünfter wurden.
Das Team von Thomas Tuchel steht am Scheideweg: Können sich die Mainzer in der großen Gruppe der Teams, die um Rang sechs kämpfen, einreihen oder hat der Höhenflug des Spaßvereins sein Ende gefunden?
Vieles wird davon abhängen, wie gut den Mainzern der Umbruch im Kader gelingt: Außer im Tor muss Mainz in allen Mannschaftsteilen gewichtige Abgänge ersetzen. Am schwierigsten dürfte das bei Stürmer Adam Szalai werden, der für acht Millionen Euro nach Schalke wechselte. Mit 13 Toren und drei Vorlagen war der Ungar in der letzten Saison Mainz‘ Topscorer. Ob der aus Düsseldorf gekommene Ersatz Dani Schahin oder der aus Wolfsburg geholte Sebastian Polter diese Lücke schließen können, bleibt abzuwarten. Mit Nachwuchstalent Shawn Parker haben die Mainzer eine weitere Option im Sturm. Die Klasse von Szalai hat jedoch wohl keiner der Drei. Auch der wiedergenesene Eric Maxim Choupo-Moting ist mit 17 Toren in 90 Ligaspielen nicht gerade die personifizierte Torgefahr. Mit Marcel Risse, Radoslav Zabavnik und Marco Caligiuri verliert Tuchel zudem drei solide Ergänzungsspieler, die sich in den letzten Jahren um den Verein verdient gemacht haben.
Dafür könnte Neuzugang Shinji Okazaki ein Volltreffer werden. 2011 beim VfB Stuttgart noch aussichtsreich gestartet, gelang ihm in der letzten Saison nur ein Treffer. Beim VfB war er deshalb zuletzt kein Stammspieler mehr, doch schon beim Confederations Cup in Brasilien überzeugte er mit zwei Toren in drei Partien für Japan. In Mainz soll Okazaki auf der linken Seite das Gegenstück zum zuletzt starken Nicolai Müller werden. Für das Tuchelsche schnelle Umschaltspiel könnte er genau der richtige Mann sein.
Hinter ihm wird mit dem Südkoreaner Joo-Ho Park wohl ein weiterer asiatischer Neuzugang agieren. Mit Basel stand der 26-Jährige im Frühling noch im Europa-League-Halbfinale und wurde Schweizer Meister. Beim selbsternannten Karnevalsverein soll er die bisherige Dauerproblemzone links in der Viererkette besetzen.
Zudem kommen Christoph Moritz, Julian Koch und Johannes Geis – ebenso wie Polter ehemalige deutsche Juniorennationalspieler. Hier bleiben sich Mainz und Tuchel treu: Der Klub verzichtet trotz hoher Transfererlöse von Verkäufen auf teure und risikoreiche Transfers. Vielmehr vertraut Manager Christian Heidel in das Steckenpferd von Trainer Tuchel. Wohl nur Freiburg-Coach Christian Streich und Jürgen Klopp vermögen es in der Bundesliga so gut, aus jungen Talenten das Maximale herauszukitzeln.
Comunio Player to watch: Nicolai Müller. Für den einen oder anderen DFB-Spieler mag die USA-Reise der Nationalmannschaft im Juni eine ärgerliche Verkürzung des Urlaubs gewesen sein, für Nicolai Müller war sie eine Bestätigung seiner bisher starken Leistungen in der Bundesliga. Auch wenn er gegen Ecuador und die USA nur insgesamt zwölf Minuten zum Einsatz kam, war es doch ein Zeichen dafür, dass auch dem Bundestrainer die acht Tore und sechs Vorlagen in der Liga in der vergangenen Saison nicht entgangen sind. Mit derzeit knapp 4,5 Millionen Euro Marktwert ist Müller bei Comunio beileibe kein Schnäppchen. Mit seiner direkten, schnellen Spielweise ist er jedoch die perfekte Verkörperung des unangenehmen und dynamischen Mainzer Spielstils. 98 Punkte in der vergangenen Saison sind nicht umsonst der Höchstwert aller Spieler im derzeitigen Kader der 05er.
Prognose: Mainz geht in seine fünfte Bundesligasaison in Serie – ein Novum für den Verein – aber selten war das Potenzial der Mannschaft schwerer einzuschätzen als dieses Mal. Die Abgänge von Szalai und Ivanschitz wiegen schwer und die große Frage bleibt, wer jetzt eigentlich die Tore schießen soll. Unverändert stark dürfte die taktische Ausrichtung der Mannschaft bleiben. Auch in der kommenden Saison werden die Mainzer ein unangenehm zu spielender Gegner sein. Andererseits verleitet die aggressive Tuchel-Taktik gerade Teams aus der unteren Tabellenhälfte dazu, den Mainzern das Spiel zu überlassen. Und genau daran haperte es zuletzt beim FSV immer wieder.
Auch wenn Tuchel seinem Team einen Platz in der oberen Tabellenhälfte zutraut, es wird wohl eine schwere Saison für die Mainzer. Selbst der Abstiegskampf ist nicht ausgeschlossen.
Zugänge: Joo-Ho Park (FC Basel), Dani Schahin (Fortuna Düsseldorf), Shinji Okazaki (VfB Stuttgart), Johannes Geis (Greuther Fürth), Sebastian Polter (VfL Wolfsburg), Julian Koch (Borussia Dortmund), Christoph Moritz (Schalke 04), Malik Fatih (1860 München, war ausgeliehen)
Abgänge: Adam Szalai (FC Schalke 04), Jan Kirchhoff (FC Bayern München), Andreas Ivanschitz (UD Levante), Anthony Ujah (1. FC Köln), Deniz Yilmaz (Elazigspor), Marcel Risse (1. FC Köln), Fabian Schönheim (Union Berlin), Ivan Klasnic (unbekannt), Marco Caligiuri (Eintracht Braunschweig), Radoslav Zabavnik (SV Sandhausen), Tobias Schilk (FSV Mainz 05 II)