Ein niederländischer Felix Magath soll den 1. FC Nürnberg aus der Krise führen. Gertjan Verbeek gilt aus kautziger Trainer, der aus seinen Teams aber immer das Maximum herausholen kann.

Nach zwei Wochen Trainersuche und etlichen Kandidaten, ist der 1. FC Nürnberg also fündig geworden. Kein Christian Gross, kein Marcel Keller. Ein auf dem deutschen Markt eher unbekannter Trainer hat den Posten beim abstiegsgefährdeten Club übernommen: Gertjan Verbeek. Der 51-jährige Niederländer, der bisher ausschließlich in der Eredivise als Trainer aktiv war, leistete drei Jahre beim AZ Alkmaar durchaus respektable Leistung. Aber was macht Verbeek aus?

Er ist vor allem eines: Kautzig. In den Niederlanden eckt er mit seiner Art an. Er ist ein Trainer, der äußerst dominant auftritt und seine Mannschaft führt, Typ Magath in etwa. Deswegen wurde er auch vor kurzem in Alkmaar – durchaus überraschend – entlassen. Laut niederländischen Medien war das Verhältnis zwischen Trainer und Mannschaft verstört. Dabei gewann Alkmaar davor sogar noch mit 2:1 gegen Titelkandidat Eindhoven. Auch tabellarisch steht es gut um Alkmaar. Mit 16 Punkten liegt man auf Platz acht der Tabelle, allerdings nur drei Punkte hinter Spitzenreiter Twente. Und im letzten Jahr gewann Verbeek mit dem AZ den nationalen Pokalwettbewerb. Schon als Trainer von Feyenoord Rotterdam musste Verbeek gehen, weil die Mannschaft offenbar kein Vertrauen zu ihm fand. Wo lagen also die Probleme?

Dank Ordnung und Disziplin herausragende Arbeit
Verbeek ist einer, der sagt, was er denkt. Auch, wenn das nicht immer klug ist. Vor dem Duell mit der PSV aus Eindhoven sagte Verbeek, dass die Mannschaft von Philip Cocu nicht fit genug sei. Er bezog sich auf ein enttäuschendes 1:1-Remis von Eindhoven bei Heracles Almelo. Das kam nicht nur bei Cocu nicht gut an. Auch Trainerkollege Erwin Koeman äußerte sich negativ über das Verhalten dex Ex-AZ-Trainers: „Da stellen sich mir die Haare zu Berge! Ich finde es einfach sehr schlecht, dass ein Trainer schlecht über seinen Kollegen spricht. Lächerlich, dass Verbeek sagt, dass die PSV-Spieler nicht fit genug seien.“

Aber auch sagt Koeman: „Ich finde, dass Gertjan ein guter Trainer und auch ein netter Kerl ist aber damit muss er aufhören. Er muss einfach mal zurück auf den Boden zurückkommen und seinen Mund halten.“ Es war nicht das erste Mal, dass Verbeek negativ auffiel. Schon im März 2012 wurde er für drei Spiele in der Liga gesperrt, nachdem er in einem Spiel fuchsteufelswild geworden und auf die Tribüne geschickt wurde. Keine Frage, Gertje Verbeek ist kein stiller Taktiker. Er ist emotional neben dem Platz. Von seinen Spielern verlangt er strikte Disziplin.

Gerade deswegen könnte ihm die Arbeit in Deutschland richtig gut liegen, glaubt Sieb Oostinidie, AZ-Experte bei der niederländischen Zeitung „De Telegraaf“: „In Deutschland sind die Spieler und Teams richtig professionell, sie haben viel Ordnung und Disziplin. Aufgrund dessen kann Gertjan herausragende Arbeit in Deutschland leisten meiner Meinung nach.“ Verbeek werde dem Club eine neue Ordnung innerhalb des Spiels vermitteln. „Es ist genau der richtige Zeitpunkt für Verbeek in Nürnberg die Arbeit zu beginnen.

„Ich bin wie ich bin“
Denn auch wenn Verbeek das Image eines Alleinherrschers anhaftet, so war er bei drei Trainerstellen mehr als drei Jahre im Amt. Verbeek ist also durchaus ein Trainer, der eine Mannschaft aufbauen kann. „Ich bin wie ich bin. Mein Charakter hat mich auch weit gebracht. Bei AZ war ich schließlich drei Jahre durchaus erfolgreich. Das wurde auch anerkannt und deshalb war es schade auf diese Weise Abschied zu nehmen“, gibt Verbeek nach seiner Entlassung zu.

Diese Anerkennung bekommt er unter anderem von Alkmaar-Manager Toon Gerbrands: „Persönlich verstehe ich mich mit Gartjan sehr gut und wir werden auch in Kontakt bleiben. Er hat unseren Klub durch eine schwierige Phase geleitet. Außerdem hat er beispielsweise einen Jozy Altidore zu einem Topstürmer entwickelt, den wir dann für viel Geld verkaufen konnten.“ In der Tat schaffte es Verbeek Altidore zu entwickeln. Er wurde für etwa zehn Millionen Euro zum AFC Sunderland verkauft.

Für den Club könnte der auf den ersten Blick zottelige und strenge Niederländer ein Glücksfall sein. Denn auch als Verbeek in Alkmaar begann, steckte der AZ in einer Krise. Er schaffte es aber mit harter Arbeit, den Verein nach oben zu führen. Für Nürnberg wird erstmal zählen, nichts mit dem Abstieg zu tun zu bekommen. Das dürfte Verbeek schaffen. Denn schon in der offensiv spielenden Eredivisie setzte der 51-Jährige auf eine stabile Defensive. Genau das braucht der Club jetzt. Aber wer bei Verbeek nicht mitzieht, der kann auch ganz schnell außen vor sein.