Gleich zehn Spieler haben die 96er verlassen. Der Kader wurde nur punktuell verstärkt. Dagegen verließen gestandene Spieler das Team von Mirko Slomka. Folgt eine schwierige Saison?
Die Situation: Nach zwei Jahren in der Europa League landete Hannover in der vergangenen Saison auf dem neunten Rang, sechs Punkte hinter einem Europa-League-Platz. Der Grund, warum das Team von Mirko Slomka in der kommenden Saison nicht international antreten darf, ist eindeutig: Die Defensive. Nach Hoffenheim und Bremen stellte Hannover die Schießbude der Liga (62 Gegentreffer).
Das zeichnete sich auch in den Comunio-Punkten ab: Kapitän Cherundolo (18 Punkte) war gemeinsam mit Haggui (17) der punktbeste Abwehrspieler. Über die ganze Saison gesehen ein richtig schlechter Wert. Ansonsten mussten Pander (-10) und Pocognoli (-5) sogar Minuspunkte in der Gesamtabrechnung hinnehmen.
Um diese Schwäche zu beheben, wurde mit Avevor (an St. Pauli ausgeliehen) ein flexibler Verteidiger zurück geholt und mit Sane ein neuer Innenverteidiger verpflichtet. Vor allem Sane, der vom FC Nancy an die Leine kommt, soll das Abwehrzentrum mit seiner imposanten Erscheinung und knallharten Spielweise verstärken. Für ihn spricht, dass er in der Ligue 1 die besten Zweikampfwerte aller Verteidiger aufweisen kann.
Trotz der durchaus erfreulichen Verpflichtung von Sane, dürfte der Kader von Hannover 96 vor einem Umbruch stehen. Mit da Silva Pinto, Abdellaoue, Rausch und Chahed verlassen gleich drei absolute Identifikationsfiguren den Verein. Vor allem der Abgang des norwegischen Stürmers dürfte schwer wiegen. Vor allem, weil kein adäquater Ersatz für den Angriff verpflichtet werden konnte.
Bisher konnte man für die Offensive eher technisch starke, offensive Mittelfeldspieler nach Hannover holen. So wie etwa Bittencourt (von Dortmund) oder Prib (aus Fürth). Prib konnte in der Abstiegssaison der Spielvereinigung immerhin 22 Punkte sammeln. Doch sowohl er als auch Bittencourt gehören noch nicht zu den konstant guten Spielern. Sie müssen sich noch entwickeln und sind keine Hochkaräter, die auf Anhieb Punkte versprechen.
Nach den gestandenen Spielern, die den Verein verlassen, steht den Roten ein Umbruch bevor. Dazu kommt, dass die Vorbereitung bislang alles andere als problemlos verlief. So setzte es bei der Saisoneröffnung gegen die PSV Eindhoven eine empfindliche 0:3-Schlappe. Und auch gegen den türkischen Klub Kasimpasa verlor man 0:1. Dazu die Unruhe um das Wechseltheater von Diouf zu Stoke City. Inzwischen schloss Sportdirektor Dufner allerdings einen Wechsel des Stürmers aus.
Dazu kommt, dass sogar Präsident Kind im Rahmen der Vorbereitung Alarm schlug. Vor dem Abflug ins Trainingslager, waren nämlich zwölf Spieler verletzt. Schuld sei aber nicht falsches Training, sondern die Verletztenhistorie vieler Spieler sowie schlicht und einfach Pech. Aber all das sind Faktoren, die die Vorbereitung der Roten behindert haben. Denn eigentlich hätte sich die Mannschaft von Slomka im Vorfeld der Saison richtig finden müssen. Denn eins ist klar: Hannover 96 hat einen Umbruch vollzogen, den Kader verjüngt und viele gestandene Spieler – auch Identifikationsfiguren – ziehen lassen. Eine schwere Saison steht den 96ern bevor.
Comunios Player to watch: Leonardo Bittencourt. Der 19-jährige Offensivspieler sah in Dortmund keine ausreichende Perspektive mehr. Er wollte einfach öfter spielen. In Hannover, das knapp drei Millionen Euro für Bittencourt zahlte, wird auf den flexiblen Mittelfeldspieler gesetzt. Was zuerst wie ein Segen klingt, ist aber auch ein Fluch. Denn Bittencourt muss zeigen, dass er sein Geld wert ist. Er muss zeigen, dass er es verdient zu spielen und sich in der Bundesliga beweisen kann. Denn wenn Bittencourt in dieser Saison nicht einigermaßen einschlägt, kann es in der Karriereleiter auch schnell wieder runter gehen. Auch, wenn er mit 19 Jahren natürlich noch fast seine ganze Profikarriere vor sich hat. Mit fast drei Millionen Euro ist Bittencourt auch bei Comunio sicherlich kein Schnäppchen und daher eher etwas nur für risikoreiche Comunio-Spieler.
Prognose: Hannover vollzieht nach einer durchwachsenen Saison einen Umbruch. Gestandene Spieler gehen, viele junge Akteure wechseln ins Team. Dazu kommt, dass mit Dufner ein neuer Sportdirektor an die Leine gewechselt ist. Für die kommende Saison darf man deswegen nicht zu viel erwarten. Ein Platz im gesicherten Mittelfeld wäre sicherlich akzeptabel und sollte zu erreichen sein. Je nachdem wie die Neuzugänge einschlagen, könnte aber auch mehr nach oben drin sein.
Zugänge: Konstantin Fuhry (VfB Stuttgart II), Salif Sane (Nancy), Christopher Avevor (St. Pauli, war ausgeliehen), Leonardo Bittencourt (Borussia Dortmund), Edgar Prib (Greuther Fürth), Florian Ballas (Nürnberg II)
Abgänge: Sergio da Silva Pinto (UD Levante), Samuel Radlinger (wird ausgeliehen, Rapid Wien), Daniel Royer (Austria Wien), Sascha Schünemann (Hansa Rostock), Mohammed Abdellaoue (VfB Stuttgart), Niko Gießelmann (Greuther Fürth), Konstantin Rausch (VfB Stuttgart), Sofian Chahed (Ziel unbekannt), Mario Eggimann (Union Berlin), Johan Djourou (FC Arsenal, war ausgeliehen)