Der FC Bayern steht vor dem ultimativen Erfolg. Im DFB-Pokal-Finale winkt das Triple, eine überragende Saison würde noch einmal potenziert. Der VfB Stuttgart sieht sich als Party-Crasher.  

Im edlen Londoner „Grosvenor House“ feiert der FC Bayern gerade den größten Triumph des letzten Jahrzehnts. Der gesamte Saal ist euphorisiert, das Lächeln wird in dieser Nacht kein Gesicht mehr verlassen. Karl-Heinz Rummenigges übliche Bankettrede neigt sich dem Ende, er sucht nach abschließenden Worten. „Wir haben in sechs Tagen wieder ein Finale, aber mit 1,8 Promille haben wir trotzdem noch eine Chance.“

Gewiss, eine Spur Überheblichkeit ist nicht von der Hand zu weisen. Allzu ernst sollte die Aussage des 57-Jährigen aber nicht betrachtet werden. Der FC Bayern der Saison 2012/13 steht für Seriosität, Willen und Erfolg – in einer (wohl) noch nie dagewesenen Form. Die zurückliegende Bundesligaspielzeit verkam aufgrund mangelnder Konkurrenz zu Jupp Heynckes‘ persönlichem Rotationsfeld, auf europäischer Ebene sitzt die Krone bereits auf den bajuwarischen Köpfen.

Nun winkt am Samstag im Berliner Olympiastadion gegen den VfB Stuttgart nicht nur der goldenen Pott, vielmehr jagen die Münchner das Triple, die Dreieinigkeit aus Meisterschaft, Champions League und nationalem Pokalwettbewerb.

Mannschaft voll motiviert

„Wir haben die große Möglichkeit, etwas Einmaliges zu erreichen, was es noch nie in der deutschen Geschichte gab“, sagt Philipp Lahm. Laut des Kapitäns sei die vergangene Woche an Emotionen kaum zu überbieten gewesen, doch der Blick geht zu hundert Prozent in Richtung Berlin: „Jeder will unbedingt das Spiel gewinnen.“

Die Statistik spricht auf jeden Fall für Lahm und Co.: In den letzten neun Jahren trafen die Münchner viermal im Pokal auf die Schwaben, alle Spiele wurden gewonnen. Wettbewerbsübergreifend hat der FC Bayern in der laufenden Saison von 41 Spielen gegen nationale Gegner nur ein einziges Mal verloren.

Die beeindruckende Serie ist vor allem Verdienst der bayerischen Defensive – der im Endspiel allerdings ein Stück Herz herausgerissen wird. Stammverteidiger Dante wurde wie Luiz Gustavo am Donnerstag vom brasilianischen Verband gezwungen, das Finale abzusagen und in die Heimat zur Nationalmannschaft zu reisen.

Stuttgart bereit für den Sieg

Ein Vorteil für den VfB Stuttgart? Seit 14 Tagen bereitet sich die Mannschaft um Trainer Bruno Labbadia auf das Finale vor. Die beiden Bundesligapartien (1:6 und 0:2) gegen den FC Bayern wurden in ihre Einzelteile zerlegt – der Matchplan steht. „Es wird am Samstag auf die Mischung ankommen, wir dürfen nicht nur defensiv spielen und auch nicht nur pressen“, erklärt der VfB-Coach.

Stuttgarts Kapitän Serdar Tasci sieht den möglichen Erfolg gegen den amtierenden Champions-League-Sieger als zusätzlichen Ansporn und träumt vom großen Wurf. „Wir wollen die Fehler, die Bayern dann hoffentlich macht, nutzen.“

Ob Triple-Gewinn des FC Bayern oder Sensation der Schwaben: Historisch wird es im weiten Rund des Berliner Olympiastadions auf jeden Fall. „Wir dürfen nicht den Fehler machen, zu glauben, der Pokal ist schon gewonnen“, sagt Karl-Heinz Rummenigge nüchtern. „Stuttgart wird nicht die weiße Flagge hissen, sondern Vollgas geben.“